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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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hatte es solche Menschen gegeben und
gab sie seines Wissens noch, solange ihre Ziegen Gras fanden - und keine
Männer mit Gewehren kamen, um die Ziegen zu stehlen und die Hirten zu
töten. Die beiden CIA-Agenten saßen in ihrem Wagen, die Fenster geöffnet,
tranken ihr Mineralwasser und schwitzten; der Gesprächsstoff war ihnen
ausgegangen.
Bei Dämmerung tauchten die Lastwagen auf. Zuerst entdeckten sie die
Staubfahnen, die sich gelb in dem schwindenden Licht abhoben. Wie war es
möglich, daß sie in einem so menschenleeren, gottverlassenen Land wußten,
wie man Lastwagen zum Laufen bringt? Irgend jemand wußte, wie man sie
zum Laufen bringt, und das war doch bemerkenswert. Daraus konnte man,
so widersinnig es auch war, den Schluß ziehen, daß für diese trostlose
Wüste noch nicht alle Hoffnung verloren war. Wenn schlechte Menschen es
schafften, dann schafften es auch gute Menschen. Und das war schließlich
der Grund, weshalb Clark und Chavez hier waren.
Der erste Laster war den anderen weit voraus. Es war wohl mal ein
Militärfahrzeug gewesen, doch konnte man bei der zerbeulten Karosserie
das Herkunftsland und den Hersteller nur vermuten. Er umkreiste den Rover
im Abstand von etwa hundert Metern. Vorsichtig äugte die Besatzung zu
ihnen herüber, darunter ein Mann an einem hinten aufmontierten,
anscheinend russischen 12,7-mm-Maschinengewehr. Ihr Anführer
bezeichnete seine Leute als »Polizisten« - früher hatte man »Techniker«
gesagt. Schließlich hielten sie an, stiegen aus und standen mit ihren alten,
aber wohl funktionierenden G3-Gewehren herum und schauten zum Rover
herüber. Bald brauchte man mit den Männern nicht mehr zu rechnen, denn
es war Abend und Zeit fürs Kat. Chavez beobachtete einen Mann, der in
hundert Meter Entfernung im Schatten seines Lasters saß und an dem Kraut
kaute.
»Können die blöden Kerle das Zeug nicht wenigstens rauchen?« fragte
Agent Chavez verzweifelt in die brennende Luft im Wagen hinein. »Schlecht für die Lunge, Ding. Das weißt du doch.« Der Mann, mit dem
sie sich treffen wollten, lebte nicht schlecht davon, daß er das Zeug einflog.
Praktisch vierzig Prozent des Bruttosozialprodukts des Landes flössen in
diesen Handel, der von Somalia aus mit einer kleinen Flugzeugflotte
bedient wurde. Clark und Chavez fanden das empörend, aber ihre
persönlichen Empfindungen spielten bei ihrem Auftrag keine Rolle. Es ging
um eine alte Schuld. »General« Mohammed Abdul Corp - den Rang hatten
ihm Reporter verliehen, die nicht wußten, wie sie ihn sonst nennen sollten
war für den Tod von zwanzig amerikanischen Soldaten verantwortlich. Das
war vor zwei Jahren gewesen, um genau zu sein, doch das lag weit hinter
dem Gedächtnishorizont der Medien, denn nachdem er die amerikanischen Soldaten umgebracht hatte, hatte er sich wieder seinem Hauptgeschäft zugewandt, das darin bestand, seine eigenen Landsleute umzubringen. Dies war angeblich der Grund, warum Clark und Chavez hier waren, doch die Gerechtigkeit hat viele Formen und Farben, und es machte Clark Spaß, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Daß Corp auch noch Drogenhändler
war, schien ein spezielles Geschenk eines wohlgelaunten Gottes zu sein. »Sollen wir sie fertigmachen, bevor er kommt?« fragte Ding, der etwas
nervös geworden war. Die vier Männer saßen neben dem Lastwagen, kauten
Kat und starrten in die Luft; die Gewehre lagen über ihren Beinen, das
schwere Maschinengewehr auf der Ladefläche war verwaist. Sie waren
gewissermaßen das Vorauskommando zur Sicherung ihres Generals. Clark schüttelte den Kopf. »Zeitverschwendung.«
»Scheiße, wir sind jetzt sechs Wochen hier.« Und das nur für eine
Besprechung. Aber so funktionierte es nun mal.
»Ich mußte mir die fünf Pfund herunterschwitzen«, sagte Clark, der jetzt
auch nervös lächelte. Es waren wohl mehr als fünf, dachte er. »Diese Dinge
brauchen einfach ihre Zeit.«
»Ich frage mich, wie Patsy es auf der Uni schafft«, murmelte Ding, als
sich nun weitere Staubfahnen näherten.
Clark antwortete nicht. Wenn er ehrlich war, wollte es ihm gar nicht
gefallen, daß seine Tochter seinen Partner exotisch und aufregend und
reizvoll fand. Ding war kleiner als seine To chter Patsy kam auf ihre
schlanke und hochgewachsene Mama hinaus und hatte eine recht bewegte
Vergangenheit, aber John mußte zugeben, daß Chavez sich wie kein
anderer, den er kannte, angestrengt hatte, das aus sich zu machen, was das
Schicksal ihm hartnäckig zu verweigern suchte. Der Bursche war

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