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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Sie und ich die Lage im Nahen Osten geklärt haben? Das läßt sich ganz gut an.«
»Wo ist derzeit der größte Krisenherd?« Ryan mochte kein Lob für diese Sache. Der »Erfolg« hatte einige sehr unangenehme Folgen nach sich gezogen und war der hauptsächliche Grund für sein Ausscheiden aus dem Staatsdienst gewesen.
»Suchen Sie sich etwas aus«, meinte Adler. Ryan murmelte Zustimmung.
»Das Außenministerium?«
»Hanson? Der ist Politiker«, erwiderte der Karrierediplomat. Und ein stolzer obendrein, wie Jack sich erinnerte. Adler hatte, gleich nachdem er als Jahrgangsbester die Fletcher School absolviert hatte, im Außenministerium angefangen und sich dann auf der Karriereleiter hochgearbeitet, durch die ganze Plackerei und die Hauspolitik, was ihn die Liebe seiner ersten Frau und einen Großteil seiner Haare gekostet hatte. Es mußte Vaterlandsliebe sein, was ihn bei der Stange hielt - das war Jack klar. Adler, Sohn eines Überleberiden von Auschwitz, hing in einer Weise an Amerika wie kaum ein anderer. Doch es war keine blinde Liebe, auch jetzt nicht, wo er eine politische Position innehatte und nicht einen Laufbahnposten. Genau wie Ryan diente er, wo und wie es dem Präsidenten beliebte, und dennoch hatte er so viel Charakter, Jacks Fragen ehrlich zu beantworten.
»Wenn es bloß das wäre«, fuhr Ryan an seiner Stelle fort. »Er ist auch noch Jurist. Die kommen einem überall in die Quere.«
»Das alte Vorurteil«, bemerkte Adler lächelnd und wandte seine analytischen Fähigkeiten auf die aktuelle Situation an. »Sie haben eine Sache am Laufen, stimmt's?«
Ryan nickte. »Eine alte Rechnung zu begleichen. Da sitzen jetzt zwei gute Leute für mich dran.«
    Es ging bei dem Projekt um eine Kombination von Ölbohren und Bergbau, woran sich eine außerordentlich sorgfältige Nachbearbeitung anschloß, und es mußte fristgerecht fertig werden. Die unbearbeiteten Löcher waren fast fertig. Es war schon das erste Mal nicht einfach gewesen, auf dem Talgrund senkrecht in das gewachsene Basaltgestein hineinzubohren, und dabei waren es zehn Löcher, jedes vierzig Meter tief und mit zehn Meter Durchmesser. Allen Warnungen zum Trotz hatte eine Mannschaft von neunhundert Leuten, die in drei Wechselschichten arbeiteten, den offiziellen Termin um zwei Wochen unterschritten. Von der Shin-Kansen-Strecke her, die in der Nähe vorbeiführte, waren sechs Kilometer Gleis verlegt worden, und die Masten, an denen normalerweise die Oberleitung aufgehängt war, trugen über die ganze Strecke Tarnnetze.
    Dieses japanische Tal muß eine sehr interessante geologische Vergangenheit haben, dachte der Bauleiter. Der östliche Hang war so steil, daß die Sonne erst eine gute Stunde später als anderswo zu sehen war. Nicht verwunderlich, daß frühere Eisenbahningenieure beschlossen hatten, hier nicht zu bauen. Die schmale Schlucht - stellenweise nicht einmal zehn Meter breit - war von einem inzwischen längst aufgestauten Fluß gegraben worden, und übrig geblieben war praktisch ein felsenübersäter Graben wie nach einem Krieg. Oder wie in Vorbereitung auf einen, dachte er. Es war ja ziemlich offenkundig, auch wenn man ihm nur gesagt hatte, daß er über das ganze Projekt zu schweigen habe. Hier kam man nur senkrecht oder seitwärts heraus. Zu ersterem war ein Hubschrauber, zu letzterem ein Zug in der Lage; alles andere hätte bedeutet, sich an den Gesetzen der Ballistik zu vergreifen, was denn doch ein sehr schwieriges Unterfangen gewesen wäre.
    Während er zuschaute, schüttete ein riesiger Kowa-Schaufelbagger eine Fuhre Gesteinsschutt auf einen Selbstentladewagen. Es war der letzte Wagen des Zuges, und bald würde die Dieselrangierlokomotive den Zug zur Hauptstrecke ziehen, wo eine Normalspur-E-Lok ihn übernehmen würde.
    »Fertig«, erklärte ihm der Mann und deutete ins Loch hinunter. Unten hielt ein Mann das Ende eines langen Bandmaßes. Exakt vierzig Meter. Das Loch war natürlich schon per Laser vermessen worden, aber die Tradition verlangte, daß solche Messungen von einem Facharbeiter per Hand überprüft wurden, und dort unten stand ein Bergarbeiter in mittleren Jahren und strahlte vor Stolz übers ganze Gesicht. Er hatte keine Ahnung, worum es bei diesem Projekt überhaupt ging.
    »Hai«, sagte der Bauleiter mit einem zufriedenen Nicken und dann mit einer förmlichen, anmutigen Verbeugung, die von dem Mann in dem Loch pflichtschuldig und stolz erwidert wurde. Der nächste Zug würde einen überdimensionierten Betonmischer

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