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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Licht. Nicht das schlechteste, wenn die Wahrheit einem zuarbeitete, doch fürchterlich, wenn sie das nicht tat.
»Sie müssen uns etwas anbieten!« beharrte der Botschafter und verlor sichtbar seine diplomatische Haltung. Hinter ihm spreizte der SecretService-Agent ein wenig seine Hände.
»Wir bieten Ihrem Land die Chance, ehrenhaft den Frieden wiederherzustellen.«
»Das ist nicht genug!«
»Das ist eigentlich ein Thema für den stellvertretenden Minister Adler und seine Delegation. Sie kennen unseren Standpunkt«, sagte Ryan. »Wenn Sie sich dafür entscheiden, das Thema der Atomwaffen öffentlich zu machen, können wir Sie nicht daran hindern. Doch ich warne Sie, das wäre eine ernsthafte psychologische Eskalation, auf die Ihr Land genauso gut verzichten kann wie unseres.«
Der Botschafter sah jetzt zu Durling, hoffte auf irgendeine Reaktion, Iowa und New Hampshire begannen bald den Vorwahlkampf, und dieser Mann mußte dort gut abschneiden ... War das der Grund für den harten Kurs? fragte sich der Diplomat. Seine Direktiven aus Tokio hießen, seinem Land etwas mehr Spielraum zu verschaffen, doch die Amerikaner spielten nicht mit, und Ryan mußte dafür den Schurken abgeben.
»Spricht Dr. Ryan für die Vereinigten Staaten?« Sein Herz setzte einen Schlag lang aus, als er sah, daß der Präsident leicht den Kopf schüttelte.
»Nein, Herr Botschafter. In der Tat spreche ich für die Vereinigten Staaten.« Durling hielt für einen quälenden Augenblick lang inne, bevor er hinzufügte: »Doch Dr. Ryan spricht in diesem Falle für mich. Haben Sie sonst noch etwas für uns?«
»Nein, Mr. President.«
»Wenn das so ist, wollen wir Sie nicht weiter aufhalten. Wir hoffen, daß Ihre Regierung erkennt, daß das, was wir vorschlagen, der vorteilhafteste Ausweg aus dieser Situation ist. Die anderen Alternativen halten keiner Prüfung stand. Guten Tag, Sir.« Durling stand nicht auf, aber Ryan, der den Mann hinausbegleitete. Zwei Minuten später war er zurück.
»Wann?« fragte der Präsident.
»Jederzeit.«
»Hoffentlich geht das gut.«
    Der Himmel unter ihnen war klar, nur in fünfzigtausend Fuß Höhe gab es einzelne Zirruswölkchen. Doch selbst dann war der Initial Point, IP genannt, mit dem bloßen, ungeübten Auge zu schwer zu erkennen. Schlimmer noch, die anderen Flugzeuge in der Dreierformation waren völlig unsichtbar, obwohl sie darauf programmiert waren, in nur sechs bis neun Kilometer Entfernung vor ihnen zu fliegen. Mike Zacharias dachte an seinen Vater, an all die Einsätze, die er bei den ausgefeiltesten Abwehrflügen seiner Zeit geflogen war, und daran, daß er - nur einmal sein professionelles Spiel verloren hatte und wunderbarerweise ein Camp überlebt hatte, das seine letzte Ruhestätte hätte sein sollen. Das hier war, auf gewisse Weise, einfacher, doch auch komplizierter, denn die B-2 war nicht zu manövrieren, abgesehen von einer leichten Angleichung der Position bei Wind.
    »Patriot-Batterie am Boden, auf zwei Uhr, voraus«, warnte der Captain an der EW-Konsole. »Hat gerade aufgeleuchtet.«
Dann sah Zacharias, warum. Erste Blitze waren am Boden zu sehen, einige Kilometer vor ihnen. Also waren die Berichte des Geheimdienstes richtig, dachte der Colonel. Die Japaner hatten nicht viele Patriot-Raketen, und sie würden sie nicht nur zum Spaß hier draußen zünden. Gerade in dem Moment, als er hinunterschaute, sah er die sich bewegenden Lichter eines Zuges gerade außerhalb des Tales, das sie im Begriff waren, anzugreifen.
»Orientierung eins«, befahl der Pilot. Jetzt wurde es gefährlich.
Die LPI-Radarvorrichtung unter der Nase seines Bombers richtete sich auf das Bodenstück, das ihm vom Satellitennavigationssystem genannt wurde, legte sofort die Position des Bombers in bezug auf einen bekannten Bodenfixpunkt fest. Das Fluggerät legte sich dann in eine Rechtskurve und wiederholte zwei Minuten später das gesamte Manöver ... »Raketenabschußwarnung! Patriot fliegt - das macht zwei«, warnte der EWO.
Das sind zwei, dachte Zacharias. Muß mich erwischt haben, als die Tür offen war. Der Bomber war nicht unter der Tarnkappe, wenn die Klappen der Bombenschächte offen waren, doch das dauerte nur wenige Sekunden ...
Da. Er sah die Patriots hinter einem Hügel hervorkommen, viel schneller als die SA-25, der sein Vater ausgewichen war, überhaupt nicht wie Raketen, eher wie Energierichtstrahlen, so schnell, daß das Auge ihnen kaum folgen konnte, so schnell, daß er nicht viel Chancen hatte, nachzudenken.

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