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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Murakami verließ gerade nach einem längeren Gespräch mit Tanzan Itagake das Gebäude. Er würde morgen mit seinen Freunden im Kabinett zusammentreffen und ihnen raten, diesen Irrsinn zu beenden, bevor es dafür zu spät wäre. Ja, sein Land hatte Atomraketen, doch sie waren in der Erwartung gebaut worden, daß schon ihre bloße Existenz genügte, ihren Einsatz zu verhindern. Schon der Gedanke, ihre Anwesenheit auf dem Boden seines Landes zu enthüllen, drohte die politische Koalition, die Goto zustande gebracht hatte, zu zerstören, und er erkannte nun, daß man Politiker nur bis zu dem Punkt herumkommandieren konnte, an dem sie merkten, daß sie selbst Macht hatten.
    Ein Bettler auf der Straße, das war der Gedanke, der sich dauernd einschlich. Nur deshalb hatte er sich von Yamatas Argumenten beeinflussen lassen. Nur deshalb, versuchte er sich selbst weiszumachen. Dann wurde der Himmel über seinem Kopf weiß. Murakamis Leibwächter war an seiner Seite und warf ihn neben seinem Wagen zu Boden, während Glas auf sie herabregnete. Das Getöse war kaum verebbt, als er das Echo eines anderen hörte, mehrere Kilometer weit entfernt.
    »Was ist das?« versuchte er zu sagen, doch als er sich bewegte, spürte er Feuchtigkeit auf seinem Gesicht. Es war Blut aus dem Arm seines Angestellten, der vom Glas zerschnitten war. Der Mann biß sich auf die Lippen und wahrte seine Würde, doch er war schwer verletzt. Murakami half ihm in den Wagen und befahl dem Fahrer, schnellstens zum nächsten Krankenhaus zu fahren. Als der Mann nickte, erschien erneut ein Blitz am Himmel.
    »Noch zwei Robbenbabys«, sagte der Colonel leise zu sich selbst. Er war bis auf acht Kilometer herangekommen, bevor er seine Raketen hinter ihnen zündete, und nur eine der Eagles hatte versucht zu entkommen, wenn auch zu spät; doch der Pilot konnte sich herauskatapultieren und schwebte nun zu Boden. Das reichte im Augenblick. Er zog seine Lightning nach Nordosten und raste mit Mach 1,5 davon. Seine Staffel hatte ein Loch in die Abwehr Hokkaidos geschlagen und damit seine Aufgabe für diese Nacht beendet. Jahrelang hatte der Colonel jedem, der er hören wollte, erzählt, daß es beim Kampf nicht um Fairneß ginge, und er hatte über die brutale Schönfärberei gelacht, die einem Tarnkappenfluggerät im Kampf gegen ein konventionelles Flugzeug das Wort redete. Robbenbabys abschlachten. Doch dies waren keine Robben, und es war so gut wie Mord, und der Offizier war wütend über die Notwendigkeit dessen, was er tat.
    Der EWO hatte sie zwischen zwei Luftabwehrradar-Korridore gelotst und bis auf hundertsechzig Kilometer an eine kreisende E-2C heran. Jede Menge Funkverkehr war zu hören, knapp und aufgeregt, von Bodenstationen zu den Kampffliegern, die sich alle nun nördlich von ihnen befanden. Landfall befand sich über einer Stadt namens Arai. Die B-2A flog in dreiundvierzigtausend Fuß Höhe ruhig mit einer Geschwindigkeit von knapp unter sechshundert Knoten. Unter der obersten Schicht der gewebeverstärkten Außenhaut absorbierte ein Kupfernetz das meiste der elektronischen Energie, die jetzt über ihr Fluggerät schwappte. Das war Teil des Tarnkappenmechanismus, der in jedem Physikbuch der Oberschule zu finden war. Die Kupferfäden sammelten eine Menge der Energie, ähnlich einer einfachen Radioantenne, und verwandelten sie in Wärme, die sich in der kalten Nachtluft auflöste. Der Rest der Signale traf auf die innere Struktur, um irgendwohin abgelenkt zu werden, hofften zumindest alle.
    Ryan empfing den Botschafter und begleitete ihn, umgeben von fünf SecretService-Agenten, in den Westflügel. Es gab keine offenen Grobheiten, doch die Atmosphäre war gespannt und ohne die üblichen Liebenswürdigkeiten, die solche Treffen sonst auszeichneten. Kein Wort außer den absolut notwendigen wurde gewechselt, und als sie das Amtszimmer des Präsidenten betraten, machte sich Jack hauptsächlich darüber Sorgen, welche Drohung, wenn überhaupt, in diesem ungünstigsten aller Zeitpunkte ausgesprochen werden würde.
    »Herr Botschafter, nehmen Sie bitte Platz«, sagte Durling. »Danke, Mr. President.«
Ryan wählte seinen Platz zwischen dem Diplomaten und Roger Durling.
    Das geschah ganz automatisch, um seinen Präsidenten zu schützen, doch war es völlig unnötig. Zwei der Agenten waren mit hereingekommen und würden den Raum nicht wieder verlassen. Einer stand an der Tür. Der andere stand direkt hinter dem Botschafter.
    »Wie ich höre, möchten Sie mir etwas

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