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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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deutsch ‚Bärenherz‘.
    „Nun, und du?“ fragte der Weiße, der sich Helmers genannt hatte.
    „Ich bin Vaquero (Rinderhirte)“, antwortete der Mann.
    „Wo?“
    „Jenseits des Flusses.“
    „Bei wem?“
    „Beim Grafen de Rodriganda.“
    „Und wie kommst du herüber?“
    „Alle Teufel, sagt mir lieber, wie ich hinüberkomme! Ich werde verfolgt.“
    „Von wem?“
    „Von den Komantschen.“
    „Das scheint sich nicht zu reimen. Du wirst von Komantschen verfolgt und legst dich in aller Gemütsruhe hier schlafen!“
    „Der Teufel schlafe nicht, wenn man so müde ist!“
    „Wo trafst du auf die Komantschen!“
    „Grad im Norden von hier, nach dem Rio Pecos zu. Wir waren fünfzehn Männer und zwei Frauen, sie aber zählten über sechzig.“
    „Donnerwetter! Habt ihr gekämpft?“
    „Ja.“
    „Weiter, weiter!“
    „Was weiter? Sie überfielen uns, ohne daß wir von ihrer Gegenwart etwas ahnten; darum machten sie die Mehrzahl von uns nieder und nahmen die Frauen gefangen. Ich weiß nicht, wie viele noch außer mir entkommen sind.“
    „Wo kamt ihr her, und wohin wolltet ihr?“
    Der Vaquero war nicht gesprächig; er ließ sich jedes Wort abkaufen; er antwortete:
    „Wir waren nach Forte del Quadeloupe geritten, um die beiden Damen abzuholen, welche dort zu Besuch gewesen waren. Der Überfall geschah auf dem Heimweg.“
    „Wer sind die Damen?“
    „Señorita Arbellez und Karja, die Indianerin.“
    „Wer ist Señorita Arbellez?“
    „Die Tochter unseres Inspektors.“
    „Und Karja?“
    „Sie ist die Schwester von Tecalto, dem Häuptling der Mixtekas.“
    Da horchte ‚Bärenherz‘ auf.
    „Die Schwester von Tecalto?“ fragte er.
    „Ja.“
    „Er ist mein Freund. Wir haben die Friedenspfeife miteinander geraucht. Die Schwester seines Herzens sollte nicht gefangen bleiben. Gehen meine weißen Brüder mit, sie zu befreien?“
    „Ihr habt doch keine Pferde!“ sagte der Vaquero.
    Der Indianer warf ihm einen geringschätzigen Blick zu und antwortete:
    „‚Bärenherz‘ hat ein Pferd, wenn er eins braucht. In einer Stunde wird er den Hunden von Komantschen eins genommen haben.“
    „Verdammt, das wäre stark!“
    „Nein, das versteht sich ganz von selbst“, sagte der Weiße.
    „Wie so?“
    „Wann seid ihr gestern überfallen worden?“
    „Am Abend.“
    „Und wie lange hast du hier geschlafen?“
    „Wohl kaum eine Viertelstunde.“
    „So werden die Komantschen bald hier sein.“
    „Alle Teufel!“
    „Sicher!“
    „Warum?“
    „Du bist ein Vaquero und kennst die Gebräuche der Wilden nicht? Was für eine Absicht denkst du wohl, daß sie mit den Damen haben werden? Haben sie dieselben wohl wegen eines Lösegeldes gefangengenommen?“
    „Nein, sicherlich nicht. Sie werden sie mitnehmen, um sie zu ihren Weibern zu machen, denn beide sind jung und schön.“
    „Ja, ich habe gehört, daß die Mädchen der Mixtekas wegen ihrer Schönheit berühmt sind. Wenn also die Komantschen die beiden Damen nicht wieder herausgeben wollen, so müssen sie dafür sorgen, daß man den Aufenthaltsort derselben nicht entdecken kann; sie müssen ihre Spur verbergen. Infolgedessen dürfen sie also auch keinen von euch entkommen lassen, und darum haben sie sich ganz gewiß aufgemacht, um dich zu verfolgen, damit du keine Kunde nach Hause tragen kannst.“
    „Das leuchtet mir ein!“ sagte der Vaquero.
    „Die Komantschen waren natürlich zu Pferde?“
    „Ja.“
    „Sie werden dich also auch zu Pferde verfolgen; sie werden auf deiner Spur reiten und Pferde haben, wenn sie hier ankommen.“
    „Verdammt, das ist sehr leicht zu denken, obgleich ich nicht daran gedacht habe!“
    „Ja, ein sonderlicher Scharfsinn scheinst du nicht zu sein! Dachtest du dir denn nicht, daß man dich verfolgen würde?“
    „Natürlich!“
    „Warum legtest du dich da zum Schlafen?“
    „Ich war zu müde von der Anstrengung der Flucht.“
    „Du mußtest wenigstens erst über den Fluß gehen!“
    „Er ist zu breit, und das Pferd zu angegriffen.“
    „Danke Gott, daß wir keine Indianer sind! Du wärst hier eingeschlafen und dann im Paradies ohne Kopfhaut erwacht. Hast du Hunger?“
    „Ja.“
    „So komm mit zu dem Kahn, führe aber zunächst dein Pferd weit hinter die Büsche, damit man es von weitem nicht sehen kann!“
    Dieses Gespräch war nur von Helmers und dem Vaquero geführt worden. ‚Bärenherz‘ hatte sich zu dem Kanu zurückbegeben, wo er ruhend auf der Büffelhaut lag. Der Vaquero erhielt Fleisch; Wasser gab es im

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