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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vornehmsten und reichsten Männer des Landes war.“
    „Wie hieß denn dieser Kerl?“
    „Graf von Roderig – – – Rod – – – Rod – – habe den Namen vergessen; kann mich nicht mehr auf ihn besinnen.“
    Da ertönte es von einem der entfernteren Tische her.
    „Graf von Rodriganda, meint Ihr wohl, Sir?“
    „Ja, ja, so war es, Graf von Rodriganda. Ihr kennt also den Namen?“
    „Sehr gut.“
    „Habt die Geschichte gehört?“
    „Nicht nur gehört. Ich kenne den Grafen und alle Personen, die darin vorkommen; ich kenne auch die Hazienda, von welcher Ihr spracht, und die ganze Umgebung derselben, denn ich muß Euch sagen, daß ich dort wohne und der Rechtsanwalt von Señor Arbelly bin, auf den es damals abgesehen war.“
    „Was? Sein Rechtsanwalt? Da werden Euch die Ereignisse allerdings sehr bekannt sein.“
    „So bekannt, als hätte ich sie selbst mitgemacht.“
    „Wie kommt es aber, daß Ihr diese Gegend verlassen habt und über den großen Fluß gegangen seid?“
    „Geschäftssache, Sir. Ich bin eines Prozesses wegen hier in den Staaten.“
    „So! Wenn die Rechtsanwälte nicht die dumme Gewohnheit hätten, sich jedes Wort, welches sie sprechen, teuer bezahlen zu lassen, so hätte ich eine Bitte an Euch.“
    „Hm! Ihr scheint keine gute Meinung von uns zu haben!“
    „Das will ich nicht grad sagen; ich habe nur gemeint, daß diese Herren sehr wohl wissen, was ein Dollar zu bedeuten hat.“
    „Das weiß ich freilich auch; dennoch gibt es bei mir Zeiten, in denen ich gut gelaunt bin und mich nicht bezahlen lasse.“
    „Wirklich?“
    „Ja!“
    „Wie steht es da wohl jetzt? Seid Ihr bei guter Laune?“
    „Bei sehr guter.“
    „So darf ich vielleicht mit meiner Bitte herausrücken?“
    „Versucht es wenigstens einmal!“
    „Well! Ich möchte nämlich gern, daß die Gentlemen, welche hier sitzen, die Geschichte vom Grafen Rodriganda auch hören. Wollt Ihr sie erzählen?“
    „Bin gar nicht abgeneigt. Aber sie ist nicht so kurz wie die Eurige; haben die Gentlemen Zeit?“
    „Warum sollten sie keine haben. Bei Mutter Thick hat jedermann Zeit, so viele Gläser zu trinken und so lange zu bleiben, wie es ihm beliebt, zumal, wenn es gilt, etwas Interessantes anzuhören. Bitte, kommt her an unseren Tisch, damit Ihr Eure Stimme nicht zu sehr anzustrengen braucht!“
    „Das will ich gern tun. Habe Eure Erzählungen angehört, die mir nicht übel gefallen haben, und ich will Euch zum Dank dafür nun auch einen Beweis zu Eurer Behauptung liefern, daß es weiße Schurken gibt, an deren Schlechtigkeit kein Roter heranreicht.“
    Der Señor, welcher durchaus mexikanisch gekleidet war, kam mit seinem Glas herbei, nahm den ihm angebotenen Platz ein, zündete sich die unvermeidliche Zigarette an und begann:
    Auf den Fluten des Rio Grande schwamm langsam ein leichtes Kanu hinab. Es war aus langen Baumrindenstücken gebaut, die mit Pech und Moos verbunden waren, und trug zwei Männer, welche verschiedenen Rassen angehörten. Der eine führte das Steuer, und der andere saß sorglos im Bug, indem er damit beschäftigt war, aus Papier, Pulver und Kugeln Patronen für seine schwere Doppelrifle zu drehen.
    Derjenige von den beiden, welcher das Steuer führte, hatte die scharfen, kühnen Züge und das durchdringende Auge eines Indianers, und auch ohne dies hätte man an seiner Kleidung sofort gesehen, daß er zur amerikanischen Rasse gehöre. Er trug nämlich ein wildledernes Jagdhemd, dessen Nähte phantastisch ausgefranst waren, ein Paar Leggins, deren Seitennähte mit den Kopfhaaren der von ihm erlegten Feinde geschmückt waren, und Mokassins, welche doppelte Sohlen zeigten. Um seinen nackten Hals hing eine Schnur von den Zähnen des grauen Bären, und sein Haupthaar war in einen hohen Schopf geflochten, aus welchem drei Adlerfedern hervorragten, ein sicheres Zeichen, daß er ein Häuptling sei. Neben ihm im Kanu lag ein fein gegerbtes Büffelfell, welches ihm beim Gehen als Mantel diente. In seinem Gürtel stak ein glänzender Tomahawk, ein zweischneidiges Skalpmesser und der Pulver- und Kugelbeutel. Auf dem Büffelfell lag eine lange Doppelflinte, deren Kolben mit silbernen Nägeln verziert war und in dessen Schaft man viele eingeschnittene Kerben bemerkte, um die Zahl der Feinde zu bezeichnen, welche er bereits erlegt hatte. An der Bärenschnur war das Kalumet befestigt, und außerdem sah man aus einer Tasche seines Jagdhemdes die Kolben von zwei Revolvern hervorblicken. Diese beiden bei den

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