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08 - Old Surehand II

08 - Old Surehand II

Titel: 08 - Old Surehand II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gradaus!“
    Er sprang ab und stieg auf sein Pferd, welches der Vaquero am Zügel führte. Der Apache tat ganz dasselbe. Sie bildeten nun die Nachhut und hielten mit ihren vortrefflichen Büchsen die Indianer im Schach. So ging es fort, bis der Morgen graute, und da zeigte es sich, daß die Komantschen weit zurückgeblieben waren, teils aus Vorsicht, teils wohl auch deshalb, weil sie ihre Tiere jetzt noch nicht so antreiben wollten, wie die Flüchtigen.
    „Wollen wir langsamer reiten?“ fragte der Vaquero.
    „Nein“, antwortete der Deutsche. „Immer fort, so schnell wie möglich, damit wir den Strom zwischen uns und die Komantschen bringen.“
    Er konnte jetzt die beiden befreiten Frauen deutlich sehen und genauer betrachten. Die eine war Spanierin und die andere Indianerin, aber jede schön in ihrer Art.
    „Können Sie den Ritt noch aushalten, Señorita?“ fragte er die erstere.
    „So lange, wie Sie wollen“, antwortete sie.
    „Wie soll ich Sie nennen?“
    „Mein Name ist Emma Arbellez. Und der Ihrige?“
    „Ich heiße Helmers.“
    „Helmers? Das klingt deutsch.“
    „Ich bin auch wirklich ein Deutscher. Wir müssen bald über den Fluß, Señorita.“
    „Wird uns das gelingen?“
    „Ich hoffe es. Leider sind nur drei von uns bewaffnet; doch liegen am Rio Grande die übrigen Waffen, die wir gestern den Komantschen abgenommen haben.“
    „Sie haben schon gestern gekämpft?“
    „Ja. Wir trafen den Vaquero und hörten von ihm das Nähere. Wir erlegten seine Verfolger und beschlossen, auch Sie zu befreien.“
    „Zwei Männer! Gegen so viele!“ wunderte sie sich.
    Als die fliehende Truppe den Rio Grande erreichte, hatten sie die Verfolger soweit hinter sich gelassen, daß man sie ganz aus den Augen verloren hatte. Die Waffen der erschossenen Indianer lagen noch hier und wurden unter diejenigen verteilt, welche keine Waffen hatten. Die vier männlichen Geretteten waren drei Vaqueros und ein Majordomo oder Hausmeister.
    „Was tun wir?“ fragte der Letztere. „Erwarten wir die Indianer hier, um ihnen einen Denkzettel zu geben? Wir haben jetzt acht Gewehre.“
    „Nein, wir setzen über. Drüben haben wir den Fluß als Verteidigungslinie vor uns. Die Damen nehmen im Kanu Platz“, sagte Helmers.
    So geschah es. Der Majordomo ruderte die Damen hinüber, während die anderen zu Pferde in das Wasser gingen. Es ging alles ganz glücklich von statten. Und als man drüben anlangte, wurde das Kanu versenkt und Anstalt zur Verteidigung getroffen. Dabei hielt sich Emma Arbellez immer an der Seite des Deutschen.
    „Warum reiten wir nicht sofort weiter, Señor?“ fragte sie.
    „Die Klugheit verbietet uns das“, antwortete er. „Wir haben einen Feind hinter uns, der uns an Zahl bedeutend überlegen ist.“
    „Aber acht Gewehre!“ meinte sie mutig.
    „Gegen fünfzig, des Feindes. Bedenken Sie, wir haben Damen zu beschützen.“
    „So meinen Sie, wir wollen uns hier belagern lassen?“
    „Nein. Die Komantschen glauben sicher, daß wir nach unserem Übergang sofort weiter geritten sind. Sie werden also auch sogleich in das Wasser gehen, und wenn ihrer genug im Flusse sind, so können wir ihre Zahl derart lichten, daß sie von der Verfolgung ablassen müssen.“
    „Wenn sie nun aber vorsichtig sind?“
    „Inwiefern?“
    „Erst Kundschafter herüberschicken?“
    „Hm, wahrhaftig, es ist möglich, daß sie das tun!“
    „Welche Maßregeln werden Sie dagegen treffen?“
    „Wir reiten weiter, kehren auf einem Umwege zurück. Vorwärts, ehe sie kommen!“
    Man stieg wieder zu Pferde und sprengte in vollster Carrière in die jenseitige Ebene hinein. Dort schlug man einen Bogen und kehrte zurück. Man erreichte den Fluß etwas oberhalb der Stelle, an welcher man übergesetzt hatte. Das war kaum geschehen, so ließ sich drüben lauter Hufschlag hören.
    „Sie kommen!“ sagte der Majordomo.
    „Haltet den Pferden die Nüstern zu, damit sie nicht wiehern!“ gebot Helmers.
    Das kluge Mädchen hatte doch richtig geahnt. Die Komantschen suchten drüben die Spuren ab, und dann ritten zwei von ihnen vorsichtig in den Fluß. Sie kamen herüber, suchten auch hier und fanden die Fährte, welche weiter fortführte.
    „Ni-uake, mi ua o-o, ni esh miushyame – hier sehen wir sie; ihr könnt kommen!“
    Auf diese Aufforderung ging der ganze Trupp, ein Mann nach dem andern, in das Wasser. Der Fluß war so breit, daß der erste der Komantschen das eine Ufer noch nicht erreicht hatte, als der letzte das andere verließ.

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