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08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

Titel: 08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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und wandte sich ab.
    Seufzend schloß sie die Augen und spürte die sanfte Wärme der Sonne auf ihrem Gesicht. Salzwasser trocknete auf ihren Lippen, und sie widerstand der Versuchung, es abzulecken. Sie wußte, wie unwahrscheinlich durstig man davon wurde.
    So sehr sie sich bemühte, sie konnte sich nicht ganz auf den Tod der armen Schwester Muirgel konzentrieren. Statt dessen mußte sie an Cian denken. Cian! Seltsamerweise kamen ihr dabei sofort Worte aus dem Propheten Jeremia in den Sinn. »Du aber hast mit vielen Buhlen gehurt; doch komm wieder zu mir.« Sie erschauerte leicht. Warum war ihr gerade das eingefallen? Sie wußte zwar, daß die Worte paßten, aber warum ausgerechnet aus der Bibel? Auf dieser Fahrt hatte man schon oft genug aus ihr zitiert! Vielleicht wirkte das ansteckend.
    Einen Moment empfand sie Mitleid mit Cian wegen der Verwundung, durch die er seinen Beruf als Krieger nicht mehr ausüben konnte. Sie wußte, wie sehr sein Leben von seiner körperlichen Tüchtigkeit bestimmt war. Er war die Eitelkeit in Person: stolz auf seinen Körper, stolz auf seine Waffenführung, stolz auf den Glauben, Jugend bedeute Unsterblichkeit. War es nicht Aristoteles, der gesagt hatte, die Jugend befinde sich in einem Zustand dauernder Trunkenheit? Das beschrieb den jungen Cian ganz genau. Er war berauscht von seiner eigenen Jugendlichkeit, denn Jugend war unsterblich; in seiner Welt wurden nur die Älteren alt.
    Das war es, was sie zu ihm hingezogen hatte. Seine Jugendlichkeit. Seine Kraft. Er hatte nur geringe intellektuelle Fähigkeiten. Er konnte gut reiten, er warf den Speer mit großer Treffsicherheit, er konnte mit dem Schwert zustoßen und parieren und sich mit dem Schild decken, er konnte gut mit dem Bogen schießen. Die einzige intellektuelle Tätigkeit, die ihn interessierte, war die Erfindung von Kriegslisten.
    Cian wurde nie müde, die Geschichte vom Großkönig Aedh Mac Ainmirech zu erzählen, der vor sechzig Jahren von König Brandubh von Laigin besiegt worden war. Dieser hatte seine Krieger in Vorratskörben versteckt in das Lager des Großkönigs geschmuggelt.
    Fidelma hatte sich nicht besonders dafür interessiert, sondern versucht, Cian zu überreden, mit ihr »Schwarzer Rabe« oder »Hölzerne Weisheit« zu spielen, weil man sich dabei in militärischer Strategie üben konnte. Selbst das mochte Cian nicht. Solche Spiele trieben ihn zur Verzweiflung.
    Ohne den Gebrauch seinen rechten Arms konnte er kein Krieger mehr sein. Sie hatte erkannt, daß er nicht in der Lage war, sich darauf einzustellen und eine neue Rolle im Leben zu übernehmen. Cian als Mönch war undenkbar. Seine Bitterkeit und seinen Zorn über sein Mißgeschick hatte er bereits deutlich gezeigt. Sein törichter Versuch, zum Ausgleich seine Vorstellung von Männlichkeit durchzusetzen, war in ihren Augen einfach kläglich. So etwas hätte Eadulf nie getan. Eine Zeile aus Vergils »Aeneis« kam ihr in den Sinn. »Tu ne cede malis, sed contra audentior ito« – Weiche dem Unheil nicht, noch mutiger geh ihm entgegen! Das wäre Eadulfs Einstellung, aber Cian mit seinem unbrauchbaren Arm …
    Plötzlich wurde sie starr.
    Sein unbrauchbarer Arm! Wie hätte Cian das Schiff um Mitternacht verlassen und sich allein an Land rudern können? Mit einem Arm war das Skiff unmöglich zu rudern. Und das Skiff! Mein Gott, was war nur mit ihrer Beobachtungsgabe los? Wenn er es durch ein Wunder fertiggebracht hätte, das Skiff vom Schiff zur Insel zu bewegen, wie kam das Skiff zum Schiff zurück? Jemand hatte Cian zur Insel gerudert und war mit dem Boot zurückgekehrt.
    Eadulf hätte das gemerkt. Ach Gott, wie nötig brauchte sie ihn. Sie hatte sich so sehr daran gewöhnt, solche Dinge mit ihm durchzusprechen und sich seinen Rat anzuhören.
    Sie hätte eher daran denken sollen, anstatt sich in Tagträume zu verlieren. Die Wirkung der sanften Wellen war zu einschläfernd und …
    Da spürte sie auf einmal, daß die Wellen nicht mehr so sanft waren wie vorhin. Sie wurden kabbeliger, und sie hörte ein fernes Knallen. Sie öffnete die Augen und blinzelte. Das Großsegel der »Ringelgans« bauschte sich im Wind. Der versprochene Wind war aufgekommen, und das Schiff gewann Fahrt. Sie drehte sich um und schwamm ein paar Stöße.
    Die Erkenntnis durchfuhr sie wie ein eisiger Schreck.
    Das Tau um ihren Leib war nicht straff. Es schwamm, jedenfalls der Teil, der nicht vom Wasser durchweicht und deshalb schwerer war. Das Tau war nicht mehr an der Reling

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