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08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

Titel: 08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Kapitän ein guter Seemann ist. Ich glaub es nicht, und wenn er die breitere Durchfahrt außerhalb der Felsen nimmt, haben wir viele Meilen Vorsprung vor ihm.«
    Sie schaute nach vorn, wo Murchad am Bug des Schiffes stand. Mit den Händen gab er Zeichen, die Gurvan und seinem Gefährten am Steuerruder offensichtlich etwas sagten, denn sie schienen auf jedes Signal zu reagieren. Fidelma spürte, wie die Strömung die »Ringelgans« erfaßte und sie noch schneller dahintrieb. Einmal schrammte ein Felsen mit einem seltsam stöhnenden Geräusch an ihrer Seite entlang.
    Sie schloß die Augen und sprach ein kurzes Gebet.
    Dann war der Felsen vorüber und das Schiff noch heil.
    »Kannst du mal zurückschauen, Lady?« rief Gurvan. »Siehst du was von den Angelsachsen?«
    Fidelma hielt sich an der Heckreling fest und spähte nach hinten.
    Sie erschauerte, als sie das schäumende Kielwasser sah und wie die Riffe und Felsen vorbeiflogen. Dann hob sie den Blick in die Ferne.
    »Da hinten ist das Segel der Angelsachsen«, rief sie aufgeregt. Sie hatte gerade das Zeichen des Blitzes auf dem Segel erkannt, auf das Murchad sie aufmerksam gemacht hatte.
    »Da hinten sind sie«, rief sie noch einmal. »Sie folgen uns durch diese Durchfahrt.« Ihre Stimme war hoch vor Erregung.
    »Dann möge ihnen ihr Gott Woden helfen«, antwortete Gurvan mit einem wilden Lachen.
    »Möge Gott uns helfen«, flüsterte Fidelma.
    Die »Ringelgans« rollte derartig, daß der Horizont sich heftig bewegte und sie das Segel des Verfolgers immer wieder aus dem Blick verlor.
    Das Schiff stampfte und bockte beunruhigend. Gurvan und Drogan stemmten sich mit ganzer Kraft gegen das Steuerruder und riefen noch einen weiteren Mann zu Hilfe, weil sie den Druck nicht mehr bewältigten.
    Murchad machte unentwegt Zeichen vom Bug, und die »Ringelgans« schoß in schwindelerregender Fahrt durch die schaumumtosten Felsen und Inselchen, bis sie schließlich in ruhigeres Wasser hinausgeschleudert wurde. Beinahe noch ehe sie wieder auf ebenem Kiel lag, kam Murchad mit besorgtem Gesicht aufs Achterdeck gerannt.
    »Wo sind sie?« schnaufte er.
    »Ich hab sie aus den Augen verloren«, antwortete Fidelma. »Sie folgten uns durch die felsige Durchfahrt.«
    Mit zusammengekniffenen Augen spähte Murchad zurück zu der Felsenküste, die auf diese Entfernung unter einem feinen Dunst zu liegen schien.
    »Gischt von den Felsen«, erklärte er ungefragt. »Da kann man schwer etwas ausmachen.«
    Er schaute zu den schwarzen Zacken, die aus dem weißen Schaum herausragten.
    Fidelma erschauerte, nicht zum erstenmal. Es war kaum zu glauben, daß sie unversehrt dieser Wasserhölle entronnen waren.
    »Dort!« rief Murchad plötzlich. »Ich sehe sie!«
    Fidelma strengte die Augen an, konnte aber nichts erkennen.
    Kurze Zeit herrschte Schweigen, dann seufzte Murchad.
    »Ich dachte, einen Moment hätte ich ihren Großmast gesehen, aber jetzt ist er weg.«
    »Wir haben einen guten Vorsprung, Kapitän«, rief Gurvan. »Sie müssen schon ganz schön schnell segeln, wenn sie uns einholen wollen.«
    Murchad wandte sich um und schüttelte langsam den Kopf.
    »Ich glaube, wegen denen brauchen wir uns keine Sorgen mehr zu machen, mein Freund«, meinte er ruhig.
    Fidelma blickte zurück auf die rasch verschwindende Küste der Insel. Von einem verfolgenden Schiff war nichts mehr zu entdecken.
    »Meinst du, sie sind auf die Riffe geraten?« fragte sie.
    »Hätten sie die Durchfahrt geschafft, würden wir sie jetzt schon sehen«, sagte Murchad düster. »Entweder wir oder sie, Lady. Gott sei Dank hat es sie erwischt. Nun sind sie in ihren heidnischen Heldenhimmel eingegangen.«
    »Das ist ein schrecklicher Tod«, meinte Fidelma ernst.
    »Tote beißen nicht mehr«, war Murchads einziger Kommentar.
    Fidelma murmelte ein kurzes Gebet für die Ertrunkenen. Es war ein angelsächsisches Schiff, ob nun heidnisch oder nicht, und sie mußte an Bruder Eadulf denken.
     

K APITEL 19
    »Heute ist ein sehr ruhiger Morgen, Murchad.«
    Der Kapitän nickte, aber er war nicht erfreut. Vor zwei Tagen hatten sie Ushant verlassen. Er zeigte auf das schlaffe Segel.
    »Zu ruhig«, beklagte er sich. »Es geht fast kein Wind. Wir kommen kaum voran.«
    Fidelma blickte hinaus auf die glatte See. Sie kam auch nicht voran. Nachdem sie ihren Verfolgern entronnen waren, hatten sie Toca Nias Leiche dem Meer übergeben. Es war Bruder Dathal, der bemerkt hatte, ihre Seereise verwandle sich in eine Todesfahrt, als gehöre das Schiff dem

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