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08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

Titel: 08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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sprechen, wird ihn doch sein Schweigen verurteilen?«
    »Er kann sprechen, wenn ich fertig bin und wenn er weiß, worüber er zu reden hat«, versicherte ihm Fidelma kühl. »Es ist besser, man spricht wissend als unwissend.« Sie wandte sich wieder an alle. »Wie ich schon sagte, als ich erst einmal erkannt hatte, daß Cian der gemeinsame Faktor bei allen diesen Morden war, wurde mir der Zusammenhang zwischen ihnen klar.« Sie hob die Hand, um einen neuen Ausbruch Cians abzuwehren. »Ich habe nicht gesagt, daß Cian der Mörder ist, merkt euch das. Ich habe bisher nur gesagt, daß er den gemeinsamen Faktor bildete.«
    Cian war jetzt offensichtlich ebenso ratlos wie alle anderen. Er sank auf seinen Stuhl zurück.
    »Wenn du mich nicht des Mordes beschuldigst, wessen klagst du mich dann an?« murrte er.
    Sie warf ihm einen finsteren Blick zu.
    »Es gibt viele Dinge, die man dir anlasten kann, Cian, aber in diesem besonderen Fall gehört Mord nicht dazu. Ob du der Schlächter von Rath Bíle bist oder nicht, das geht mich nichts mehr an. Diese Anschuldigung ist mit Toca Nia gestorben.«
    Sie betrachtete ihre Zuhörer, die immer noch wie gebannt dasaßen und darauf warteten, daß sie fortfuhr. Sie schaute einem nach dem anderen ins Gesicht. Cian starrte sie trotzig an. Bruder Tola und Schwester Ainder hatten eine leicht höhnische, spöttische Miene aufgesetzt. Schwester Crella und Schwester Gormán hielten die Köpfe gesenkt. Bruder Bairne machte den Eindruck eines gehetzten Tieres, seine Augen fuhren hin und her, als suche er einen Fluchtweg. Bruder Dathal hatte sich leicht vorgebeugt und erwiderte ihren Blick fast mit Begeisterung, als warte er freudig erregt auf ihre Enthüllungen. Sein Gefährte, Bruder Adamrae, starrte auf den Tisch und trommelte lautlos mit den Fingern, als ob ihn das ganze Verfahren langweile.
    »Ich brauche euch natürlich nicht erst zu sagen, daß ein gefährlicher Mörder unter uns sitzt.«
    »Das ist logisch«, nickte Bruder Dathal eifrig. »Aber wenn es nicht Bruder Cian ist, wer ist es dann? Und warum nennst du ihn den gemeinsamen Faktor?«
    »Den Mörder kennt ihr, seit ihr im Norden zu dieser Pilgerfahrt aufgebrochen seid«, fuhr sie fort, ohne auf seine Worte einzugehen. »Sein erstes Opfer war Schwester Canair.«
    Schwester Ainder stieß heftig den Atem aus.
    »Woher willst du das wissen?« fragte sie. »Schwester Canair erschien einfach nicht, als die Gezeiten das Schiff zum Auslaufen zwangen. Wieso glaubst du, daß sie ermordet wurde?«
    Beistimmendes Gemurmel erhob sich.
    »Weil ich mit jemandem gesprochen habe, der ihre Leiche sah. Bruder Guss hat sie gesehen und Schwester Muirgel auch.«
    Cian lachte höhnisch auf.
    »Sehr bequem, was, denn Muirgel und Guss sind beide tot und können deine Behauptung nicht beweisen.«
    »Sehr bequem«, pflichtete ihm Fidelma bei. »Muirgel wurde ebenfalls ermordet, während Guss …« Sie zuckte die Achseln. »Na, wir wissen alle, was mit ihm geschah. Er fiel über Bord, weil er von der Furcht getrieben wurde.«
    Alle Blicke richteten sich auf Schwester Crella.
    »Es gab nur eine Person, vor der Guss aus Angst zurückwich«, bemerkte Bruder Dathal.
    Schwester Crella saß starr da wie ein erschrockenes Kaninchen. Sie war totenblaß und konnte nur ablehnend den Kopf schütteln.
    »Schwester Crella?« Bruder Tola nickte nachdenklich. »Das ergibt wohl einen Sinn. Es hieß, sie sei eifersüchtig auf Muirgel.«
    »Bruder Guss hat mir erklärt, er sei überzeugt, daß Crella diejenige war, die Muirgel umbrachte«, schaltete sich Cian ein, froh darüber, daß anscheinend nicht mehr er verdächtigt wurde.
    »Eifersucht? Wollust!« höhnte Schwester Ainder. »Die größte Sünde von allen.«
    Schwester Crella brach in leises Weinen aus. Fidelma meinte die Sache klarstellen zu müssen.
    »Schwester Crella war nur die ungewollte Ursache für den Tod von Bruder Guss«, erklärte sie. »Unglücklicherweise hegte Bruder Guss einen unerschütterlichen Glauben an Crellas Schuld. Er war jung und ängstlich – und vergeßt nicht, er hatte gesehen, was der Mörder sowohl Canair als auch Muirgel angetan hatte. Er fürchtete für sein Leben, und diese Furcht raubte ihm den Verstand. Als Crella auf ihn zu kam, dachte er, sie wolle ihn erstechen, und er wich aus Angst zurück und fiel über Bord. Sein Tod wurde nicht von Crella verursacht, sondern von der Person, die ihm solche Todesfurcht eingejagt hatte.«
    Wieder trat ein langes Schweigen ein. Schwester Crella

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