08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff
Muirgel noch in ihrer Kajüte?«
»Das nehme ich an.«
»Danke, Schwester.« Damit trabte Bruder Bairne über das Deck zum Heck hin. Er hatte ihr Gespräch so abrupt beendet, daß es schon an Unhöflichkeit grenzte.
Fidelma schaute ihm nach und zuckte innerlich die Achseln. Sie hatte gehofft, daß sich ihr erster Eindruck von den anderen Pilgern nicht bestätigen würde. Im Augenblick meinte sie, mehr mit Murchad und seiner Besatzung gemeinsam zu haben als mit ihren Mitpilgern. Hätte sie in die Zukunft blicken und ahnen können, daß Cian auch an Bord sein würde, nie hätte sie einen Fuß auf die »Ringelgans« gesetzt.
Fidelma unterdrückte ein Frösteln, der Wind wurde kühler. Er war zu einer kräftigen Brise angewachsen und ließ die Segel knallen wie Peitschenhiebe. Sie mußte sich die flatternden Haarsträhnen aus dem Gesicht streichen.
»Frisch, was?«
Sie wandte sich dem jungen Sprecher zu. Wenbrit eilte mit einem Ledereimer in der Hand vorbei und begrüßte sie mit einem Grinsen.
»Es kommt ein ganz schöner Wind auf«, antwortete sie.
Der Kajütenjunge trat zu ihr.
»Ich glaube, wir kriegen bald einen richtigen Sturm«, verriet er ihr. »Dann merken wir, wer von den Pilgern für die Seefahrt taugt.«
»Woher weißt du, daß uns schlechtes Wetter bevorsteht?« fragte Fidelma.
Wenbrit nickte nur zum Großsegel hin, und Fidelma sah, wie die Kraft des Windes es bauschte und schlug. Dann berührte der Junge leicht ihren Arm und zeigte nach Nordwest. Fidelma wandte sich um und erkannte, was er meinte. Über dem dunkelnden Wasser trieben schwarze Wolkenbänke rasch auf sie zu. Ihrem Blick schien es, als purzelten sie übereinander in dem wilden Rennen, welche als erste das Schiff erreichen würde.
»Ein Sturm? Wird er gefährlich?«
Wenbrit verzog gleichgültig den Mund.
»Alle Stürme sind gefährlich«, meinte er achselzuckend, als gehe ihn der düstere Himmel wenig an.
»Was können wir tun?« Fidelma war beeindruckt von dem bedrohlichen Schauspiel, das auf sie zu kam. Der Junge sah sie einen Moment an, dann versuchte er sie zu beruhigen.
»Murchad wird vor dem Wind laufen, zumal das ohnehin die Richtung zu unserem Ziel ist. Aber zu deiner Sicherheit solltest du lieber in deine Kajüte gehen, Lady. Ich sag gleich den anderen unten Bescheid, daß sie in ihren Kajüten bleiben sollen. In einer Stunde hat der Wind Sturmstärke erreicht, schätze ich. Sieh zu, daß du alles verstaust, was lose ist und durch die Kajüte fliegen und dich verletzen kann.«
Obwohl sie schon mehrere Seereisen gemacht hatte, spürte Fidelma, als sie in ihre Kajüte ging, wie ihr Herz schneller schlug und sie hastiger atmete.
Es kam fast genau so, wie Wenbrit es vorhergesagt hatte. Der Wind nahm an Stärke zu, und die See bekam Schaumkronen. Das Schiff stampfte und schaukelte, als befände es sich im Maul eines riesigen Hundes, der es schüttelte und zerrte. Wenbrits Rat folgend, hatte Fidelma alles in ihrer Kajüte festgezurrt. Dann saß sie da und wartete auf den Sturm. Trotz Wenbrits Warnung war sie überrascht von der Gewalt, mit der er das Schiff erfaßte. Einmal arbeitete sie sich hinüber zu dem Fenster ihrer Kajüte und schaute unruhig hinaus auf das Hauptdeck. Doch draußen war es fast dunkel, schwarze Regenwolken löschten das Tageslicht aus.
Durch das Heulen des Windes hörte sie ein Klopfen, und ihre Kajütentür ging auf. Sie fuhr herum, noch ans Fensterholz geklammert, und sah Wenbrit in der Tür stehen. Er schaute sich um, stellte fest, daß alles verstaut war, und schenkte ihr ein anerkennendes Lächeln.
»Ich wollte nur sehen, ob bei dir alles in Ordnung ist, Lady«, erklärte er. Er schien den Aufruhr der Natur sehr gelassen zu nehmen. »Geht es dir gut?«
»So gut, wie unter den Umständen möglich«, erwiderte Fidelma und legte den Weg zu ihrer Koje fast rennend zurück, weil sich das Deck plötzlich geneigt hatte.
»Der Sturm ist da«, verkündete Wenbrit überflüssigerweise. »Er ist stärker, als der Kapitän gedacht hat, und er versucht nun, mit dem Bug gegen den Wind zu kommen, aber es geht eine schwere See. Es wird eine harte Zeit, also bleib bitte hier drin. Es ist gefährlich, sich zu bewegen, wenn man nicht an Stürme auf See gewöhnt ist. Ich bring dir später was zu essen. Ich glaube, keiner wird sich zum Essen an die Tafel setzen.«
»Danke, Wenbrit. Du bist sehr aufmerksam. Ich vermute, wir werden aufs Essen verzichten, solange der Sturm andauert.«
Der Junge zögerte noch in der
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