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Vergewaltigung mit ihr versuchen sol te.
Außerdem machte sie ungefähr genauso viel Lärm wie ein Fernseher, dem man den Stecker gezogen hatte. Unglaublich, aber mein Herzschlag ist der Beweis.
„Ich bitte um Verzeihung, Marc. Ich wol te dich ehrlich nicht erschrecken." Das stimmte und war deswegen erst recht Furcht einflößend. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was sie meinem Nervenkostüm antun würde, wenn sie es wirklich darauf abgesehen hätte. „Wir sind wie zwei Erbsen, die in einer leeren Dose klappern, was?"
Sie lachte ein bisschen, und ich bemerkte, dass es ihr schon wieder passiert war. Die meiste Zeit hatte Tina die akzentfreie Aussprache eines Wettersprechers. Aber gelegentlich kam der
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Südstaatenakzent durch. Dann freute ich mich immer, denn sie klang weniger wie ein höflicher Butler und mehr wie eine echte, lebendige Person.
Nicht dass hier Missverständnisse aufkommen; ich habe kein Problem mit Untoten.
Im Gegenteil. Ich wil al es über sie lernen und werde irgendwann meinen ganzen Mut zusammennehmen und Betsy fragen, ob ich an dem Nächsten, den sie aus Versehen mit einer bisher unbekannten Superkraft tötet, eine Autopsie vornehmen darf. Nein, echte Probleme habe ich mit ihnen nicht. Ich finde nur, dass sie sich öfter ein bisschen natürlicher verhalten sollten.
Außerdem macht Tina mich nervös.
Und sie weiß, dass sie mich nervös macht. So etwas kann ich natürlich nicht mit Betsy besprechen ... Meine Gefühle sind zu unbestimmt und vage, und ehrlich gesagt, ist meine beste Freundin nicht gerade tiefsinnig. Wie Susan Sarandon in dem größten Film aller Zeiten, Annies Männer, sagte: „Die Welt ist einfach für Menschen gemacht, die nicht mit Selbsterkenntnis belastet sind." Mit anderen Worten: Die Welt ist für Menschen wie Betsy gemacht.
Sie hat einfach keine Zeit für ein „Hm, Tina ist eher der ruhige Typ, nicht wahr?
Vielleicht sollten wir mal überlegen, was das bedeutet", erst recht nicht im Herbst, wenn sie ihre Schuhsammlung mit den Model en aus der Winterkollektion aufstocken muss. Aber trotzdem kann ich es nicht verleugnen: Tina ist mir unheimlich.
Ich weiß, dass sie in dem Jahr geboren wurde, als der Bürgerkrieg ausbrach.
Ich weiß, dass sie schon lange vor Sinclair ein Vampir gewesen ist.
Ich weiß, dass sie Sinclair gewandelt und die ganzen Jahre 30
an seiner Seite verbracht hat, als seine kompetente Assistentin, bis heute.
Und das ist auch schon al es, was ich über sie weiß. Und al diese Dinge weiß ich nur deshalb, weil Betsy sie mir erzählt hat. Was letztendlich bedeutet, dass Betsy auch nicht mehr weiß. Und sie ist immerhin die Königin ...
Wenn man mit Vampiren zusammenlebt, gibt es eine Art Etikette. Das ist auch notwendig; für al es gibt es eine Etikette. Aber es ist nicht leicht, auf taktvol e Art zu fragen: „Also, wie wurdest du denn ermordet?" Und das ist nur die eine Sache, die ich gerne wissen würde.
All das ging mir in ungefähr elf Sekunden durch den Kopf. In der Zwischenzeit lauerte - na ja, stand - Tina immer noch neben dem Kühlschrank.
„Hast du Lust, etwas mit mir zu trinken?" Sie öffnete den Gefrierschrank und grif in die erste Reihe der Flaschen. Als sie den Wodka mit Senfkorngeschmack hervorzog, gelang es mir mannhaft, gestählt von dem, was ich jahrelang in der Notaufnahme von der Unmenschlichkeit der Menschen gesehen hatte, einen Schauder zu unterdrücken.
„Ich muss zur Arbeit", sagte ich düster.
Neugierig wartete ich einen Moment, aber Tina tat genau das, was ich erwartet hatte.
„Oh, wie dumm, Marc. Schade, dass du vorher nicht noch einkaufen gehen kannst."
Wenn ich Sinclair oder Betsy gewesen wäre, wäre ihre Antwort anders ausgefallen.
„Oh, Ihr herrlicher untoter Monarch, bitte geht mir, Eurem unwürdigsten, dümmsten, ungepflegtesten Diener, Eure Einkaufsliste, auf dass ich Euren Kühlschrank fülle mit jedweden Produkten, Innereien, Küchlein und Milchprodukten, die Ihr wünscht, und lasst mich auch Eure Kleidung von der Reinigung abholen auf dem Weg nach Hause, es sei denn, Ihr
SS
zieht es vor, dass ich schnell zu Kentucky Fried Chicken fahre und frittiertes Huhn für euch besorge."
Ach, aber es sollte nicht sein. Ich war leider quicklebendig und wedereine Vampirkönigin noch ein Vampirkönig. Tina war ihr bereitwilliger und unermüdlicher Sklave, nicht meiner.
Trotzdem waren wir immer noch Mitbewohner. Man sollte doch meinen, damit wären wir so etwas wie Freunde. Das heilige
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