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08

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Titel: 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Man stirbt nur zweimal
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Himmel, der schon beinahe aufreizend fröhlich blau war. Ein Blau, das sagte: „Solange ich Wache halte, wird hier keiner Schiffbruch erleiden." Als würde es sich über ihn lustig machen.
    Er setzte sich auf und runzelte die Stirn. Lieber betrachtete er die Kokosnuss, die jetzt ein wenig näher herangetrieben war. Vielleicht hatten sich die Gezeiten geändert? Nein, das ergab keinen Sinn. Vielleicht . .
    Die Kokosnuss hatte ein Gesicht. Die Kokosnuss war ein abgeschlagener Kopf!
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    „Oh Gohoooott, hilf mir!", rief er in einem Bariton, der selbst die Möwen aufgeschreckt hätte - wenn Möwen dort gewesen wären. Er ließ sich zurück auf den Bootsboden fallen.
    Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Tom Hanks' Figur in Cast Away -
    Verschollen hatte einen Volleyball gehabt; er, Con Conlinson, hatte einen abgeschlagenen Kopf. Er hätte auf seine Mutter hören sollen. Die hatte immer gewollt, dass er Beamter würde und nicht ins Showbusiness ging.
    Er lugte über den Rand des Bootes. Der Kopf war wirklich sehr nah. Jetzt sah er auch, warum er ihn für eine silberne Kokosnuss gehalten hatte ... Das Gesicht war sehr blass, die Pupillen in den weit aufgerissenen Augen waren silbern und das lange, im Wasser wallende Haar war ebenfalls silbern. Nicht wie das Silber alter Damen. Nein, richtiges, silbernes Silber, wie alte, aber oft und sorgfaltig polierte Fünfcentstücke. Es war faszinierend und furchteinflößend zugleich.
    Die kalten, toten Lippen öffneten sich. Die silbernen Augen blinzelten.
    „Brauchst du Hilfe, Zweibeiner?"
    Er sank erneut zurück ins Boot. Tag zwei, und schon hatte er Halluzinationen.
    Kein frisches Wasser, nichts zu essen. Was hatte er sich nur dabei gedacht, als er das kleinere, schlechter ausgestattete Boot gewählt hatte? Nichts, so einfach war das. Schließlich war bisher immer sein Team zur Stelle gewesen, um ihm aus der Klemme zu helfen. Wer hätte damit rechnen können, dass das am letzten Wochenende anders werden würde?
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    „Entschuldigung?", sagte der abgeschlagene Kopf, der noch näher herantrieb.
    „Fühlst du dich nicht wohl?"
    Er legte eine Hand auf den Bootsrand und zog sich hoch, was das Boot gefährlich ins Schaukeln brachte. Der abgeschlagene Kopf dümpelte jetzt nur wenige Meter entfernt auf den Wellen. Und. .
    „Heilige Scheiße, eine Meerjungfrau!"

    „So könnte man auch sagen. Ich gehöre zum Unterseevolk. Und du hast meine Frage nicht beantwortet."
    „Eine Meerjungfrau, direkt vor mir! Ist das zu glauben! Ich dachte, du wärst ein abgeschlagener Kopf."
    Die Meerjungfrau schwamm vorsichtig näher, wobei sie das Wasser mühelos mit ihren langen, hellen Armen teilte und das silberne Haar wie eine Schleppe hinter sich herzog. Sie war schlank und blass und hübsch mollig. Das runde Gesicht hatte sie in nachdenkliche Falten gelegt. „Ich glaube, du warst zu lange der Sonne ausgesetzt."
    Er streckte die Hand über den Bootsrand. Sie starrte sie an. „Ich heiße Con Conlinson. Sag einfach Con zu mir."
    Zögernd hob sie die Hand und streifte seine Hand mit ihren kühlen, nassen Fingern. „Ich heiße Reanesta."
    Er lachte. Vielleicht war er tatsächlich zu lange in der Sonne gewesen. „Echt?
    Das ist dein Name? Reanesta? Das hört sich an wie eine verschreibungspflichtige Schlaftablette."
    „Ich weiß nicht, was das ist. Und du hast meine Frage nicht beantwortet, was mir bereits Antwort genug ist."
    „Hä?"
    Sie schlug einmal mit ihrem silbernen Schwanz und war verschwunden.
    Sekunden später erschien sie auf der anderen Seite des Bootes. Sie warf das lange Haar zurück und blinzelte sich das Meerwasser aus den Augen. „Dein Boot ist nicht beschä
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    digt", verkündete sie so plötzlich, dass er beinahe vor Schreck über Bord gefallen wäre. „Und damit kannst du es antreiben und weiterfahren." Sie zeigte auf das Ruder. „Bist du verletzt? Oder krank?"
    „Nein, mir geht es gut." Außerdem war er überwältigt, hingerissen - und scharf auf sie. Diese Augen. Dieses Haar. Diese . . „Warum bist du dann noch hier?" „Wo soll ich denn hin?"
    Das schien sie zu verblüffen. Sie machte eine vage Geste in Richtung Ozean.
    „Eher könnte man fragen: Wo sollst du nicht hin?"
    „Äh . . ich habe keinen Schwanz. Nicht dass ich etwas dagegen hätte. Vor allem nicht gegen deinen. Deiner ist übrigens wunderschön", versicherte er ihr eilig.
    „Wunderschön?", wiederholte sie zweifelnd.
    „Wunderschön." Er war an den Hüften breiter und verjüngte sich zu den Flossen

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