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bedeutet?"
„Nein."
„Du bist eine von den Guten. Dein Sheriffstern liegt schon bereit."
„Nein, liegt er nicht", sagte sie und weinte noch heftiger.
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So spät in der Nacht war nicht viel los auf den Straßen. Sinclair trat aufs Gaspedal, als würde er das Rennen seines Lebens fahren. Was ja gar nicht so falsch war.
In null Komma nichts (objektiv gesehen .. subjektiv schien es eine Woche zu dauern) waren wir in Lauras Wohnung in Dinkytown und öffneten die Tür zum Gästezimmer.
Marc, Sinclair und ich machten große Augen. Laura gab sich betont desinteressiert.
Endlich sagte ich: „Haben die Satanisten etwa einen Sarg hier hochgebracht, ohne dass es jemand bemerkt hat?"
Laura zuckte die Achseln. Ich trat vor und riss die Kreuze von dem Sargdeckel, von dem Griff und von den Fenstern - kein Wunder, dass Tina komplett von der Bildfläche verschwunden gewesen war. Kreuze waren wirksamer als Bärenfallen.
Schon zum zweiten Mal in dieser Woche hob ich den Deckel eines Sarges.
„Hallo, Tina? Raus aus den Federn, es ist Zeit zu . . ggggkkk!"
Tinas Hände schössen vor und würgten mich mit aller Kraft. Ich gurgelte und packte ihre Handgelenke. „Helft mir, ihr Idioten", keuchte ich, was den Bann zu brechen schien .. Marc und Sinclair sprangen vor und hinderten Tina daran, mich in zwei Hälften zu zerreißen.
Das perfekte Ende einer perfekten Woche.
Sie zogen sie von mir fort, und Sinclair half ihr, sich aufzusetzen. Sie sah furchtbar aus, furchtbar alt, aber ich wusste, 111
dass Blut alles wieder richten würde. Immer wieder schlug sie mit ihren welken Händen auf Sinclairs Schulter und versuchte, etwas zu sagen.
„Beruhige dich, Tina."
„Ja, beruhige dich", sagte ich. „Wir kümmern uns um dich."
„Laura", flüsterte sie, so schwach, dass ich sie kaum verstehen konnte. „Ihr müsst euch vor Laura in Acht nehmen."
„Das wissen sie", sagte Laura und starrte auf ihre Schuhe hinunter.
Und dann hatten sowohl Sinclair als auch Marc und ich alle Hände voll zu tun, Tina davon abzuhalten, meiner Schwester die Kehle herauszureißen und eine Dusche in ihrem Blut zu nehmen.
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„Ach, kommt schon, Leute." Wir befanden uns alle, außer Laura, in unserer Küche. Es war der folgende Abend und noch immer glaubte ich, dass Tina jede Gelegenheit wahrnehmen würde, um meiner Schwester an die Gurgel zu gehen. Und wer könnte es ihr verübeln? Laura hatte sie ausgetrickst, eingesperrt und beinahe verhungern lassen. Da konnte man wohl kaum erwarten, dass sie ihr eine Dankeskarte schickte. „Wir haben gewonnen! Die Bösen sind besiegt. Warum so niedergeschlagen?"
Sinclair warf Marc einen Blick zu, der keinen Zweifel darüber ließ, dass er ihn für einen Idioten hielt, aber Marc war so glücklich, uns alle wieder zu Hause zu haben, dass er ein paar wesentliche Punkte übersah.
Sicher, wir hatten jetzt Freunde unter den Werwölfen .. vor allem Michael und Jeannie, was ein echter Erfolg war. Ich konnte beinahe hören, wie Sinclair darüber nachdachte, wie er ihr Wohlwollen zu unserem Vorteil nutzen könnte.
Und ja, wir hatten herausgefunden, dass Baby Jon kein gewöhnliches Kind war - was bei dem gefährlichen Leben, das wir führten, eine große Erleichterung für mich war. Wenn er schon von Vampiren aufgezogen wurde, war es großartig, dass sie ihm nichts anhaben konnten.
Die Vampire, die Laura und ihre Handlanger getötet hatten, waren alle keine Unschuldslämmer gewesen . . Sinclair und Tina hatten jeden Einzelnen von ihnen gekannt, und auch sie
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mussten zugeben, dass die Erde besser dran war ohne diese speziellen Untoten.
Aber trotzdem heiligte der Zweck nicht die Mittel und so weiter.
Zu allem Übel war ich nicht davon überzeugt, dass Laura ihre Lektion gelernt hatte. Sie hatte nicht wirklich bereut, die Vampire getötet zu haben, sondern nur, dass sie mich verletzt hatte. Da gab es noch einiges zu tun.
Es gab nur eins, das noch schlimmer war.
Sie hatte das Handtuch geworfen. Sie hatte mich gewinnen lassen. Freiwillig.
Was bedeutete, dass sie mich möglicherweise umbringen konnte, wann sie wollte. Wenn es dem Teufel noch mal einfallen sollte, dem Falschen etwas einzuflüstern, dann könnte ich ganz schön in Schwierigkeiten kommen.
Aber selbst wenn das nie passieren sollte (ha!), hatte ich etwas Neues über meine Schwester herausgefunden. Etwas Schreckliches.
Obwohl ich ihr etwas anderes gesagt hatte, war meine Schwester nicht unbedingt eine von den Guten. Tatsächlich war ich davon
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