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möglich zu entfachen. Das Holz war schön trocken, und als Ree aufwachte, prasselten die Flammen munter.
„Oh gut, jetzt kannst du etwas kochen", sagte sie noch schlaftrunken. Sie setzte sich auf und schüttelte sich den Sand aus dem Haar.
„Ich kann nicht glauben, dass du das Boot die ganze Nacht durch gezogen hast! Du bist ein Engel!"
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„Na ja", sagte sie bescheiden, sah aber erfreut aus. „Ich bin ein hungriger Engel. Ich komme wieder."
„Warte!" Er drückte sie zurück in den Sand. „Bist du nicht fix und fertig?
Vielleicht solltest du dich eine Weile ausruhen?"
„Nein." Entschlossen schob sie seine Hände von ihren Schultern. „Ich habe die Verantwortung."
„Ich bin nicht dein verdammtes Haustier!"
„Ja, aber du hast keine Angel und bist immer noch hungrig. Ach, und hast du den Süßwasserbach auf der Nordseite der Insel gefunden?"
„Ja", gab er zu. „Und hier gibt es ganz viele Kokosnüsse, die wir essen können."
„Gegarter Fisch ist besser für dich." Sie stand auf und warf das lange Haar zurück. Dann fiel ihr etwas ein. „Ich, äh . . entschuldige mich für meine Erscheinung."
Er glotzte sie an. „Hä?"
„Ich kenne eure kulturellen Tabus, was Nacktheit betrifft. Wenn ich Kleider hätte, würde ich sie tragen, um dich nicht zu beleidigen."
„Ah, Ree, wo ich herkomme, wird es nicht als Beleidigung aufgefasst, wenn eine wunderschöne Frau nackt herumläuft."
Das beruhigte sie offenbar. „Oh. Vielleicht hat man mir etwas Falsches erzählt.
Nun gut. Ich komme wieder."
„Ich werde hier auf dich warten", versprach er, sah zu, wie sie in die Brandung lief und den saubersten Kopfsprung machte, den er je gesehen hatte. Ihre Beine glitten ins Wasser, er sah ihren Schwanz aufblitzen, und dann war sie verschwunden. Wieder einmal.
Er ließ sich auf den Rücken in den Sand fallen. Gott, es war so ein schönes Gefühl, wieder an Land zu sein und nicht mehr auf diesem furchtbaren kleinen Boot! Und dazu noch in so
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angenehmer Begleitung. Wenn er je wieder nach Hause kam, würde er die unglaublichste Comeback-Show in der Geschichte des Senders haben! Er würde alles über Ree erzählen und wie sie ihm das Leben gerettet und gegen einen Hai gekämpft und das Boot zu einer Insel gezogen und ihm Essen gebracht hatte. Und. .
Moment mal.
Wenn er wieder nach Hause kam - wenn er gerettet würde -, würde Ree wohl kaum mit ihm kommen. Und was würde er ohne sie tun? Er würde sterben ohne sie.
Aber nein.
Wenn er erst wieder an Land war, würde ihm keine Gefahr mehr drohen. Er würde Ree nicht mehr brauchen.
Warum hatte er dann das Gefühl, dass das die größte Lüge aller Zeiten war?
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Als sie erst einmal im Wasser war, fühlte Reanesta sich viel besser. Die Nacht war lang und anstrengend gewesen. Eine Zeit lang hatte sie gedacht, sie wäre vom Kurs abgekommen und würde die Insel nicht finden. Aber ihr Orientierungssinn hatte sie nicht im Stich gelassen, und gerade als die Sonne aufging, hatte sie sie vor sich gesehen. Da war sie bereits so müde gewesen, dass ihre Arme und Beine zittrig waren und sie gefürchtet hatte, sie müsste sich übergeben, so wie Con es oft tat.
Doch stattdessen hatte sie das Boot auf den Strand geschleppt und war sofort eingeschlafen. Als sie aufgewacht war, war es warm und hell gewesen, und sie hatte festgestellt, dass ihr hilfloser Zweibeiner zumindest zu einem in der Lage war - außer ihr ein komisches Gefühl im Bauch zu verschaffen.
Das komische Gefühl kam sicher daher, dass sie so ungeduldig mit ihm war, dachte sie, während sie sich zwei Lippfische und eine Seebrasse schnappte.
Niemand, den sie kannte, brachte sie so zur Raserei wie er. Waren alle Zweibeiner so?, fragte sie sich. Was hatte Fredrika Bimm ihnen da nur eingebrockt?
Als sie zurück an den Strand watete, war sie immer noch tief in Gedanken versunken. Sie kniete neben dem Feuer nieder. Erst zuckte sie ein wenig zurück, aber dann steckte sie fachmännisch den Fisch an einen langen Stock und diesen dann in den Sand. Hin und wieder drehte sie ihn, damit der Fisch gleichmäßig garte.
Con kam mit großen Schritten aus der Dunkelheit. Er sah 130
bereits viel besser aus. Das musste am Frischwasser liegen, sagte sie sich. Er roch nach Kokosnüssen, was bedeutete, dass sein Magen voll war. Das war gut. Aber in seinem Zustand wäre wohl beinahe alles eine Verbesserung gewesen.
„Gibt's Probleme? Aber wen frage ich das?", rief er und beantwortete gleich seine eigene Frage. „Als
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