Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen

080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen

Titel: 080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
Vom Netzwerk:
Vielleicht hast du bald wieder ein süßes, kleines Baby. Und dieses Mal gibt es kein Entrinnen. Du wirst heute nacht eine große Überraschung erleben, Roswitha. Doch vergiß eines nicht: du bist in meiner Gewalt. Du kannst mir nicht entkommen. Versuche nicht, die Stadt zu verlassen, sonst wirst nicht nur du es büßen.“
    Annie Engelmann entzündete eine Handvoll Kräuter, die in einer flachen Schale vor der schwarzen Statue lagen. Ein grünlicher, betäubender Dampf stieg auf, hüllte das Zimmer wie Nebel ein.
    Roswitha hörte eine Stimme. War es die Stimme ihrer Mutter? Sie sagte: „Höllenqual und Todespein fressen Fleisch und Mark und Bein. Weichest du von diesem Ort holt der Tod den Liebsten fort.“
    Roswitha begann zu husten. Sie taumelte zum Fenster und öffnete es. Der Luftzug trieb die Nebelschwaden ins Freie. Im Vorbeiwirbeln bildeten sie Köpfe, phantastische Gestalten, Fratzen. Doch das Mädchen hatte schon zu viel Schreckliches gesehen, um Furcht zu empfinden.
    „Nein“, sagte sie. „Nein, Mutter, ich will nicht. Ich weiß, was du vorhast, und ich weiß auch, warum ich in der Säuglingsstation des Krankenhauses arbeiten soll. Aber ich gehe nicht zu Heinz, und im Krankenhaus fange ich auch nicht an.“
    Annie Engelmann lachte unbeherrscht.
    „Du willst nicht gehorchen? Nun, dann soll dir der Meister einen kleinen Vorgeschmack der Qualen geben, die jeden Unbotmäßigen erwarten. Meine Bestrafungen werden dir dagegen wie ein sanftes Streicheln erscheinen.“
    Langsam, gegen ihren Willen, drehte Roswitha sich um und sah die Statue an. Es glimmte und funkelte in den schwarzen Jettaugen. Es war Roswitha, als würde die Statue immer größer, riesenhaft, fülle den ganzen Raum aus. Sie fiel, fiel in die Glut dieser funkelnden Augen. Wenn es eine Suggestion war, dann eine sehr echte, denn als Roswitha in die Glut stürzte, durchrasten sie ungeheure Schmerzen. Es waren Schmerzen, die jeder Beschreibung spotteten, entsetzliche Qualen im tiefsten Höllenfeuer. Schmerzen, die auf der Erde kein Gegenstück hatten.
    Roswitha krümmte sich wimmernd am Boden. Von weither hallte eine Stimme wie ein Gong: „Willst du es tun? Willst du meinen Willen erfüllen?“
    „Ja. Ja, ja, ja. Wenn nur die Schmerzen aufhören, ja.“
    Urplötzlich, von einer Sekunde zur andern, wich der Schmerz. Roswitha stöhnte leise. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich aufrichten konnte.
    Ihre Mutter führte sie aus dem Zimmer, half ihr, sich zu baden, ihr Haar zu waschen und sich herzurichten. Erstaunt stellte Roswitha fest, daß die Höllenqualen keine Spur an ihrem Körper hinterlassen hatten, im Gegensatz zu den Züchtigungen ihrer Mutter.
    Das war ihr letztes Argument.
    „Was soll ich Heinz sagen, wenn er nach den Striemen und den blauen Flecken fragt?“
    „Sag ihm gar nichts, oder sag ihm irgend etwas.“ Annie lachte leise. „Sehr lange wird er sicher nicht fragen, nachdem ihr euch so lange nicht gesehen habt.“ Sie trat drei Schritte zurück, betrachtete Roswitha. „Du bist sehr schön, fast so schön wie ich damals, als ich deinen Vater traf. Er ist weggelaufen, als du noch klein warst, weil er Angst vor mir hatte. Der arme Narr!“
    In diesem Augenblick klingelte es. Annie öffnete. Heinz Kolbe stand draußen, mit einem großen Blumenstrauß. Er übergab ihn Annie.
    Nun war sie wieder ganz die freudig überraschte, um die Tochter besorgte Mutter.
    „Oh, das ist aber nett von Ihnen. Das wäre doch nicht nötig gewesen.“
    Heinz Kolbe zwinkerte ihr zu. „So schlecht werden wir Ingenieure auch wieder nicht bezahlt, wenn wir ins Ausland gehen. Für ein paar Blumen hin und wieder reicht es schon. Wollen wir gehen, Roswitha?“
    „Ja, geht nur, amüsiert euch.“
     

     

Roswitha hängte sich schweigend bei Heinz ein. Sie war blaß, aber schöner denn je. Heinz öffnete ihr die Tür des roten Sportwagens, den er für den Aufenthalt in Deutschland gemietet hatte. Sie fuhren zum besten Speiselokal der Stadt in der Flußallee.
    Heinz stellte sachkundig anhand der Karte ein Menü zusammen und unterhielt sich mit dem Ober über den passenden Wein. Roswitha genoß seit langem wieder einmal die Atmosphäre eines gepflegten Restaurants, die Umgebung gutgekleideter, unbeschwerter Menschen.
    Roswitha und Heinz saßen an einem weißgedeckten Tisch in einer gemauerten Nische. Vor ihnen brannten Kerzen in einem Leuchter. Der mit einem Frack bekleidete Ober brachte die Vorspeise, Weinbergschnecken. Heinz erinnerte sich noch gut,

Weitere Kostenlose Bücher