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080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen

080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen

Titel: 080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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um zwei Uhr morgens noch einmal nach dem Baby sah, war es verschwunden. Es läuft wieder eine Riesensuchaktion.“
    „Aus dem zehnten Stock?“ hörte Möller sich mit ihm selbst fremder Stimme sagen.
    „Ganz recht. Wissen Sie, was ich glaube? Wir haben tatsächlich einen Vampir in der Stadt. Bedenken Sie doch die Tatsachen: Kinder verschwinden spurlos aus verschlossenen Räumen. Sie können nur durch die Luft entführt worden sein. Wenn sie wiederaufgefunden werden, haben sie Bißstellen am Hals und es fehlt ihnen eine Menge Blut. Chef, das mit dem Vampir ist die einzige Erklärung.“
    Es war Ludwig Möller, als blicke er in einen Abgrund. Erika, seine jüngste Tochter. Der Blutfleck auf ihrem Kinn. Ihr Freund, der fliegen konnte. Ihre parapsychologische Fähigkeit.
    „Ach, Unsinn.“ Möllers Kopf lief rot an. Er ließ sie stehen und ging in sein Büro.
    Dort schaltete er das Radio ein. Die Nachrichten wurden gerade durchgegeben.
    „… wieder der geheimnisvolle Kindesräuber zugeschlagen. Wie wir soeben von dem Sprecher der Polizei hören, wurde die elf Tage alte Carola Dieter auf einer Wiese in der Nähe der Stadt gefunden. Wie die andern Opfer machte auch dieses Baby einen sehr matten, apathischen Eindruck und hatte viel Blut verloren. Es besteht jedoch keine Lebensgefahr für die kleine Carola. Und nun hören Sie ein Interview mit Professor Bernhard Gernreich von der Universität Freiburg, der den einzigen Lehrstuhl für Parapsychologie in der Bundesrepublik inne hat. Nun, Herr Professor Gernreich, was halten Sie von den Vorkommnissen in …“
    Möllers Faust krachte auf den Ausknopf.
    Dann rief Möller den Uhrmachermeister Finck an. Eine Frauenstimme meldete sich. „Finck, Schmuck und Uhren.“
    „Möller. Verbinden Sie mich bitte mit Herrn Finck.“
    Kurze Zeit später war der Uhrmacher am Apparat. Die beiden Männer kannten sich, denn so groß war die Stadt ja nicht, und sie waren beide im Schützenverein.
    „Ja, hier Kurt. Was gibt’s denn, Ludwig?“
    „Hör mal, Kurt, wir müssen heute abend mal miteinander reden. Über unsere jüngsten Kinder. Meine Erika und deinen Harald.“
    Kurt Finck zögerte einen Augenblick. Dann sagte er: „Worum geht es denn?“
    „Das sage ich dir dann schon. Kann ich gegen acht Uhr kommen?“
    Kurt Finck war es recht. Ludwig Möller legte den Hörer auf. Er überlegte, wie er es den Fincks beibringen sollte.
    „Hören Sie, Frau Engelmann, reden wir doch ganz offen. Ich habe eine Menge gehört, denn Roswitha sprach in ihrem Dämmerzustand. Vieles war mir nicht neu. Wo sind denn zum Beispiel Roswithas Drillinge geblieben? Von einer Unbekannten ausgerechnet vor Ihrer Haustür ausgesetzt, Frau Engelmann, was?“ Das hagere, zerfurchte Gesicht des Arztes nahm einen lauernden Ausdruck an. „Wie war das denn mit Ihren Besuchen in der Säuglingsabteilung? Und was ist mit den drei Kindern des Teufels, von denen Roswitha immer spricht, mit der Brut des Bösen? In welchem Zusammenhang stehen diese Kinder und Sie zu den Kindesrauben, Frau Engelmann? Ich glaube, wenn mein Anwalt den Umschlag öffnet, den ich bei ihm deponiert habe, ist das der berühmte Stich ins Wespennest.“
    „Phantasieren Sie nur weiter, Dr. Marasch. Ich fragte mich schon lange, wann Sie das Delirium tremens bekommen.“
    Der Arzt und die Hebamme standen sich im Wohnzimmer des düsteren Hauses am Fluß gegenüber. Der Arzt mager, mit eingefallenen Wangen, unsteten Augen und zitternden Händen, die Hebamme bestimmt, überlegen und bösartig.
    „Meine Praxis geht nicht mehr so, wie sie sollte“, stieß der Arzt hervor. „Sie sind eine wohlhabende Frau, heißt es. Was wären für Sie denn, sagen wir, zehntausend Mark? Für Ihre Sicherheit.“
    „Ich nehme an, wenn ich Ihnen die zehntausend Mark nicht gebe, lassen Sie Ihren Anwalt diesen dubiosen Umschlag öffnen.“
    „Genauso ist es.“
    „Wissen Sie eigentlich, wie es im Gefängnis oder im Zuchthaus zugeht, Doktor? Wie lange würden Sie denn dort am Leben bleiben, ohne Ihren Schnaps und ohne Ihr Morphium? Und was für ein Leben wäre es?“
    Der Doktor verbarg seine zuckenden Hände in den Taschen des abgetragenen Mantels. Alles in ihm, jede Faser seines Körpers, schrie nach dem Gift, das er brauchte, ohne das er nicht aktionsfähig war, nicht leben konnte.
    „Ich habe eine Menge Schulden und keinen Pfennig mehr. Ich habe nichts mehr zu verlieren, Frau Engelmann.“ Maraschs Atem ging keuchend, stoßweise. „Entweder ich kriege die zehntausend

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