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0800 - Das Orakel

0800 - Das Orakel

Titel: 0800 - Das Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zuwandte, und fragte mit erstickter Stimme: »Was sollen wir denn jetzt tun?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Aber der Reiter ist da!«
    »Leider haben wir ihn uns nicht eingebildet.«
    »Er wird uns töten wollen, Jane.«
    Die Detektivin hob nur die Schultern.
    Auch diese Antwort reichte Sarah nicht, denn sie fragte: »Was tun wir? Wo, sollen wir hin? Wohin können wir fliehen oder uns verstecken?«
    »Nirgendwo«, sagte Jane.
    Für einen Moment schloss die Horror-Oma die Augen. Sie hielt auch die Luft an oder atmete nur flach. Da Jane ebenfalls still blieb, konnten sie die Geräusche aus dem Treppenhaus sehr deutlich hören.
    Der unheimliche Reiter war dabei, sein Pferd über die Treppe auf die letzte Tür hin zu zutreiben. Die Frauen bekamen mit, wie die Hufe auf die Stufen schlugen, und jedes Poltern war für sie wie ein harter Schlag ins Gesicht.
    Sie sprachen nicht mehr. Es gab nichts zu sagen. In dieser Situation hätte niemand einen Ausweg gewusst. Es gab einen, aber ob der reichte, war mehr als fraglich, und er würde höchstwahrscheinlich nur einen kurzen Aufschub gewähren.
    Das Fenster öffnen, aufs Dach klettern – und dann?
    Jane traute sich das zu, aber Lady Sarah war um einiges älter als sie. Ob diese Frau es schaffte, war fraglich. Und wenn, dann waren sie noch nicht entwischt. Dieser Reiter würde ihnen auf den Fersen bleiben, das stand fest.
    Was tun?
    Sarah hatte Janes Gedanken erraten. »Du denkst an eine Flucht durch eines der Fenster?«
    »Ja, in der Tat.«
    »Versuche es.«
    »Und was machst du?«
    »Ich bleibe hier.«
    »Nein, kommt nicht in Frage.« Jane schüttelte entschieden den Kopf. »Auf keinen Fall.«
    »Warum nicht? Ich bin alt, Jane. Ich habe mein Leben hinter mir, du musst verschwinden und den Kampf gegen diese Wesen aufnehmen. Du schaffst es, du bist noch jung. Du, John Sinclair, Suko und andere, ihr könntet es packen. Aber ich…«
    »Ich werde dich nicht allein lassen, Sarah.«
    Die Horror-Oma lächelte. »Das ist zwar nett gemeint«, sagte sie, »aber nicht realistisch. In diesem Fall sollten Gefühle ausgeschaltet und nur an die Zukunft gedacht werden. Kind, glaube es mir. Das ist die einzige Chance.«
    Jane schüttelte auch weiterhin den Kopf. »Ich bleibe hier, wir stellen uns gemeinsam.«
    »Du kannst ja anrufen.«
    »Das hat keinen Sinn mehr. So schnell wird John nicht hier sein, falls er sich überhaupt im Büro aufhält.«
    »Ja, das verstehe ich.«
    »Deshalb werden wir es gemeinsam durchstehen.«
    Für einen Moment lächelte die Horror-Oma. Sie wirkte so, als wollte sie auf Jane zulaufen, überlegte es sich dann anders, und deutete auf die Tür. »Komm lieber weg da.«
    Jane tat ihr den Gefallen.
    »Weißt du, Jane, ich höre nichts mehr. Ich habe das Gefühl, er lässt sich viel Zeit, und ich frage mich natürlich, warum er so etwas tut? Hast du eine Erklärung?«
    »Nein, habe ich nicht. Aber er kann sich seiner Sache sicher sein, also spielt er es mit unserer Angst, mit einer Folter der Gefühle. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.«
    »Das kann hinkommen.«
    Ein Kratzen außen an der Tür ließ sie verstummen. Es war kein Nagel, es war die Lanze.
    Etwa in der Mitte der Tür war das Geräusch erklungen, und beide Frauen standen nebeneinander. Sie schauten genau dorthin, wagten nicht, sich zu bewegen und schienen eingefroren zu sein.
    Sie hielten den Atem an, ihre Nacken hatten sich verspannt. Kälte floss durch ihre Adern, gleichzeitig schwitzten sie, und auf den Stirnen blieben Schweißperlen zurück.
    Lady Sarah sprach. »Komisch, Jane, aber ich spüre keine Angst. Vielleicht muss man erst so alt werden wie ich, um dies sagen zu können. Ich kann es nicht erklären, und ich will auch nicht sagen, dass ich ein Roboter bin, aber das Gefühl der Furcht will einfach nicht in mir hochkommen. Was sagst du dazu?«
    »Ich bewundere dich!«, flüsterte Jane erstickt. »Im Gegensatz zu dir habe ich Angst.«
    »Was auch normal ist.«
    Sie warteten ab. Das Kratzen war für einen Moment verstummt, wiederholte sich dann, und diesmal nahmen sie genau wahr, welchen Weg es ging. Der Horror-Reiter war dabei, einen Kreis auf die Tür zu zeichnen. Sie hörten, wie das Holz knisternd brannte, und einen Moment später fiel eine schwarz umränderte Scheibe nach innen.
    Mit einem dumpfen Geräusch landete sie auf dem Boden, kokelte dort weiter. Feine Rauchfäden trieben zitternd den beiden Frauen entgegen, die sich noch immer nicht rührten und auch keine andere Möglichkeit zur

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