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0800 - Das Orakel

0800 - Das Orakel

Titel: 0800 - Das Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aufgerissen hatte und schattengleich aus dem Raum verschwand.
    Im Flur keuchte sie, rang nach Atem. Ihre Gedanken wirbelten durcheinander, und sie suchte verzweifelt nach einem Ausweg.
    Sie brauchte eine Waffe. Sofort, schnell, und sie dachte daran, dass ihre mit geweihten Silberkugeln geladene Astra-Pistole oben in ihrer Wohnung lag.
    Dann fiel ihr ein, dass sie in der Aufregung einen weiteren Fehler begangen hatte.
    Sie hätte Lady Sarah nicht in das Schlafzimmer, sondern kurzerhand nach draußen bringen sollen. Dort wäre sie sicherer gewesen als im Haus, in dem sich noch immer der Reiter aufhielt.
    Jane sah ihn nicht, sie roch nur den widerlichen Gestank, der durch das Treppenhaus wehte. Er stammte aus den Nüstern und dem Maul des schwarzen Pferdes. Jane hörte das Klopfen der Hufe.
    Allerdings ziemlich weit entfernt, und sie wusste, dass sich der Reiter auch weiterhin im Dachgeschoss aufhielt.
    Das war nicht schlecht.
    Jane wischte eine Haarsträhne aus ihrer Stirn. Für sie war dies so etwas wie ein Startzeichen, denn sie hetzte plötzlich los und nahm die Stufen der Treppe mit Riesenschritten. So rasch wie möglich wollte sie ihre Wohnung erreichen, um an die Beretta zu gelangen.
    Zwar würde sie den Reiter damit nicht aufhalten können – das wusste sie von John Sinclair –, und darum ging es ihr im Prinzip auch nicht. Aber vielleicht ließ er sich irritieren. Sie musste einfach etwas tun. Aus dem Haus rennen wollte sie auch nicht, weil sie eventuell löschen musste, denn das Feuer konnte dort oben sehr leicht auf das ganze Haus übergreifen.
    Zum Glück hatten sie im Dachgeschoss noch eine Dusche eingebaut, sodass Wasser in der Nähe war.
    Jane wuchtete die Tür mit einem Druck der Schulter auf. Sie taumelte in ihre Wohnung und lief zielstrebig auf das Versteck der Pistole zu. Das Telefon stand auf einer schmalen Konsole, in deren oberer Schublade die Waffe lag.
    Jane riss die Lade mit einer derart heftigen Bewegung auf, dass diese fast aus der Führung gesprungen wäre. Unter einem Tuch lag die Pistole verborgen.
    Sie schleuderte es in die Höhe, die Waffe lag frei, und mit einem sicheren Griff hatte Jane sie geschnappt. Keuchend fuhr sie herum, eilte der Wohnungstür entgegen – und riss sich kurz vor dem Ausgang zusammen. Plötzlich ging sie langsamer.
    Zwar war die Aufregung in ihr nicht verschwunden, aber das Zittern hatte sie zurückdrängen können. Auf eine gewisse Art und Weise wurde sie eiskalt.
    Sie spürte, dass es auf sie ankam, und sie dachte nicht daran, dass es auch ein Weg ins Verderben sein konnte.
    Im Flur der ersten Etage blieb die Detektivin stehen. In ihr brannte ein Feuer ohne Flammen. Sie fühlte sich erhitzt, ihr Blut kochte. Immer wieder blies sie eine Strähne aus der Stirn und zwang sich dabei zu einer inneren Ruhe. Wenn sie jetzt die Nerven verlor, war es vorbei, dann gab es auch für Sarah keine Rettung mehr.
    Zuerst ließ sie ihren Blick über die Treppe nach unten gleiten. Dort hatte sich nichts verändert. Glücklicherweise war die Horror-Oma in ihrem Schlafzimmer geblieben. Der Reiter musste noch im Dachgeschoss lauern. Die Treppe lag vor ihr. Die Stufen sah sie jetzt klar und deutlich, ebenfalls die Kanten, nichts verschwamm mehr vor ihren Augen. Dennoch sah sie die feinen Rauchschleier, die ihren lautlosen Weg über die Stufen hinweg nahmen und ihr entgegenquollen.
    Das hohle Klopfen ließ sie zusammenzucken.
    Jane wusste, was es bedeutete. Der Horror-Reiter hatte das schräge Zimmer verlassen und war in den Flur geritten, wo kein Teppich den Hufschlag mehr bremste.
    Obwohl sich die Gefahr für Jane verdichtete, keimte etwas Hoffnung wie ein zartes Pflänzchen hoch. Jane hatte keine Flammen gesehen, also brannte es dort oben nicht.
    Ein Schatten erschien, dann der schärfer konturierte Umriss der schwarzen Gestalt.
    Der Gaul hatte den Kopf gesenkt. Jane starrte in die rötlich funkelnden Augen, und sie sah auch, dass sich der Horror-Reiter in Richtung Treppe beugte.
    Er wartete noch zwei Sekunden bis er antritt.
    Das Pferd kam die Stufen herab.
    Und Jane stand wartend auf dem Podest, die Pistole in der rechten Hand, die sie jetzt langsam anhob.
    Warten, zielen…
    Beides fiel ihr schwer, denn die doch relativ handliche Waffe schien plötzlich das Dreifache zu wiegen. Jane stützte das rechte Handgelenk mit der Linken ab und konnte das Zittern so einigermaßen unterdrücken. Sie redete sich ein, dass es kein kleines Ziel war und sie deshalb auch nicht vorbeischießen

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