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0800 - Das Orakel

0800 - Das Orakel

Titel: 0800 - Das Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Flucht entdeckt hatten.
    Jane überlegte hin und her, Lady Sarah ebenfalls. Sie schaffte es sogar, leise zu lachen, was die Detektivin sehr verwunderte. So fragte sie: »Du freust dich doch nicht etwa?«
    »Nein.«
    »Aber?«
    »Es könnte sein, dass wir noch eine Chance haben. Zumindest du«, wisperte Sarah.
    »Das musst du mir erklären.«
    »Ist im Prinzip ganz einfach. Du musst nur schneller sein als diese Gestalt. Sie wird sicherlich eindringen wollen. Wenn sie es geschafft hat, huschst du an ihr vorbei und rennst, was die Füße hergeben. Ist das gut?«
    »Nur wenn es klappt.«
    Sarah umfasste Janes Arm. »Sei nicht so pessimistisch, Kind.«
    »Ich werde es versuchen«, antwortete Jane erstickt, die sich jetzt auf das Loch in der Tür konzentrierte und dahinter den schwarzen Körper des Pferdes sah. Vom Reiter war ichts zu erkennen, die Perspektive war eben nicht günstig genug.
    Wieder schabten die Hufe.
    Es hörte sich an wie ein Startsignal.
    Und es war auch eins.
    Plötzlich hörten sie den donnernden Krach. Er erfüllte den Raum wie ein mächtiges Echo, und gleichzeitig in dieses Geräusch hinein erklang das Bersten, als das Holz der Tür an den Angeln riss. Sie hielt dem Druck von außen nicht mehr stand. Zuerst schwankte die Tür, dann aber kippte sie nach vorn. Für einen Moment tanzte sie noch auf ihrer Grundfläche, bevor sie das Übergewicht bekam und in den Raum hineinfiel. Mit einem wummernden Geräusch landete sie auf dem mit einem Teppich ausgelegten Boden. Nun hatte der Horror-Reiter freie Bahn.
    Er stand noch im Flur und wirkte wie das Abbild eines schrecklichen Dämons. Es war schlimm, er glotzte in den Raum hinein und hatte sich auf dem Pferderücken leicht ducken müssen, um überhaupt den Überblick zu bekommen.
    Seine Waffe hielt er in der rechten Hand.
    Die Spitze der Lanze wies abwechselnd auf die beiden Frauen, als könnte sie sich nicht entscheiden, welche von ihnen sie zuerst durchbohren sollte. Das Pferd zitterte an den Flanken. Es schabte mit den Vorderhufen über den Boden, bewegte nickend den Kopf, und aus den Nüstern strömte graugelber Dampf.
    Der Reiter bewegte sich noch nicht. Dann aber hob er die linke Hand. Die von einem Handschuh bedeckte Skeletthand näherte sich dem Visier und klappte es hoch.
    Er zeigte sein Gesicht.
    Nein, das war kein Gesicht, das war eine böse, hässliche und widerliche Fratze.
    Ein Gerüst aus Knochen, in der Farbe kaum zu bestimmen. Es sah aus wie ein altes, bleiches und dennoch irgendwie geschwärztes Holz, über das irgendwann einmal die heiße Zunge eines Flammenwerfers gestrichen war und ihr Werk nicht vollendet hatte.
    Es gab in den Augen keine Pupillen, und dennoch kam es den Frauen so vor, als würden sie angeglotzt. Es war eine Aura, eine Kälte, die ihre Geburt in einer Region des Schreckens erlebt hatte, die von keinem menschlichen Auge je zuvor gesehen worden war.
    Hier schimmerte etwas durch, das hinter dieser unheimlichen Gestalt stand.
    Ein Begriff, ein Wesen, ein Name – LUZIFER!
    Er war das absolut Böse, und er hatte seine Welt gut aufgeteilt in die vier Reiche der Erzdämonen, von deren Dienern einer jetzt vor den Opfern stand.
    Es gab keinen Zweifel, dass sie seine Opfer waren. Dieser Reiter war nicht erschienen, um sie in den Sattel zu hieven. Er wollte vernichten und töten.
    Die Gestalt duckte sich noch tiefer. Das schwarze Pferd ging nach vorn. Wieder schabten die Hufe über den Boden, als hätten die Finger einer skelettierten Leiche über rostiges Eisen gekratzt. Die Decke des Raumes war wegen der Schräge nicht so hoch wie die eines gewöhnlichen Zimmers, und deshalb musste sich der Reiter auch nach vorn beugen, um nicht daran zu stoßen.
    Dabei achtete er nicht auf die Frauen, was auch Sarah Goldwyn bemerkte. Sie stieß Jane Collins an. »Jetzt…«
    Es war ein Befehl, aber mehr ein Hauch. Jane hatte ihn dennoch verstanden und sie startete.
    Allerdings nicht so, wie Lady Sarah es sich gedacht hatte, denn Jane griff zu, erwischte die Horror-Oma am linken Handgelenk und zerrte sie kurzerhand mit sich.
    Beide rannten.
    Jane war schnell, und auch Lady Sarah hielt mit. Doch beide wären für den Reiter nicht schnell genug gewesen, denn sein behelmter Schädel zuckte herum, er glotzte sie an und hätte nur die Lanze zu schleudern brauchen, um eine von ihnen zu erwischen.
    Er tat es nicht.
    Sie rannten vorbei, ließen die Türöffnung hinter sich und sahen vor sich die nach unten führende Treppe, deren Stufen vor ihren Augen

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