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0800 - Die Kaiserin von Therm

Titel: 0800 - Die Kaiserin von Therm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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leitete, als sie darüber nachzusinnen begann, wie sie ihren Plan verwirklichen konnte...
     
    *
     
    Die Geschichte der Kaiserin von Therm:
     
    VERGANGENHEIT V
     
    Gralsmutter Moykrina war eine schöne und intelligente Frau mit ungewöhnlicher Ausstrahlungskraft.
    Die Intensität ihrer Ausstrahlung zeigte sich in der Vielfalt der in ihrem Garten wachsenden Pflanzen. Gralstochter Dnathia fragte sich wehmütig, wann sie jemals in der Lage sein würde, eine so umfassende Wirkung auf die Flora rund um ihre Hütte zu erzielen. Wahrscheinlich würde sie es niemals zu einer derartigen Vollkommenheit bringen wie Moykrina.
    Moykrinas Hütte lag am Rand des Dorfzentrums, unmittelbar neben dem vom Himmel ragenden Arm der Kaiserin. So konnte die Gralsmutter jederzeit intensiven Kontakt zu der Kaiserin aufnehmen.
    Dnathia betrat den schmalen Pfad, der durch den Garten auf Moykrinas Hütte zuführte. Der Duft der zahllosen Blüten reizte ihre Sinne und löste Wohlbehagen in ihr aus. Überall wuchsen schmackhafte Früchte. Moykrina erzielte so gute Ernteergebnisse, daß sie von ihrer Fülle immer einen großen Teil an die weniger erfolgreichen Männer abgeben konnte.
    Vor der Hütte, die aus starken Ästen, Moos und großen Blättern zusammengefügt war und die sich damit in keiner Weise von den anderen Gebäuden auf Drackrioch unterschied, blieb Dnathia stehen.
    Mit den sechs Fingern ihrer rechten Hand umspannte Dnathia den Kristall, der an ihrer Brust hing.
    Später einmal, wenn sie sich bewährte, würde sie einen ebenso großen und schönen Kristall tragen wie Moykrina und selbst eine Gralsmutter sein.
    Das war Dnathias heimlicher Traum.
    „Moykrina", sagte sie demütig.
    „Komm herein!" ertönte eine weiche Stimme, dann wurde die übliche Formel hinzugefügt: „Die Hütte einer Gralsmutter steht jedermann offen."
    Dnathia kam der Aufforderung nach.
    Sie sah Moykrinas Kristall im Halbdunkel der Hütte leuchten, dann trat die Gralsmutter in das lichtüberflutete Rechteck hinter dem Eingang.
    Moykrina war eine stattliche Erscheinung.
    Obwohl sie größer und kräftiger war als die meisten Kelsiren, wirkte ihr langer Oberkörper schmal und beweglich. Ein menschlicher Beobachter hätte sie mit einem 1,60 Meter großen aufrecht gehenden Fisch verglichen, dessen Hinterflossen zu kurzen, Beinen nicht unähnlichen Gliedmaßen ausgebildet waren. Auch die Arme waren kurz und hatten sich aus den Brustflossen entwickelt. Die Hände mündeten in vier Mittelfinger und zwei Daumen und wirkten zerbrechlich.
    Wie alle Kelsiren besaß Moykrina einen kleinen Kopf, der durch die Entwicklung des Großhirns nach oben aufgewölbt war. Im Nacken saß bei Moykrina das für die Kelsiren charakteristische gehirnähnliche Zusatzorgan, mit dessen Hilfe sie mentale Locksignale von sich geben konnte. Es war birnenförmig und hatte einen Durchmesser von zwanzig Zentimetern. Während der gesamte übrige Körper eines Kelsiren mit weißer Schuppenhaut bedeckt war, schimmerte dieser Organauswuchs scharlachrot. Er war von fächerförmigen Organantennen überwuchert, die in allen Farben des Spektrums leuchteten.
    Dnathia war so in die Betrachtung der Gralsmutter versunken, daß sie ihr eigentliches Anliegen wahrscheinlich vergessen hätte, wenn Moykrina nicht von sich aus darauf zu sprechen gekommen wäre.
    „Was führt dich zu mir, Tochter?" erkundigte sie sich.
    „Barlo!" stieß Dnathia hervor. „Du weißt schon, dieser kleine, faule Mann, der auf der anderen Seite des Dorfes lebt. Er ist so träge, daß in seinem Garten nur Disteln und Gräser gedeihen.
    Ernährt wird er von ein paar Frauen in der Nachbarschaft.
    Doch das weiß er offenbar nicht zu schätzen, in der vergangenen Nacht ist er in den Garten Veyas eingedrungen und hat einen Kujo-Baum geplündert."
    Moykrina kannte jedes einzelne Mitglied der dörflichen Gemeinschaft, und so war ihr auch Barlo Kein unbekannter.
    Sie unterdrückte ihre Erheiterung, als sie Barlos Namen hörte.
    Als Gralsmutter mußte sie ihre Sympathien gerecht verteilen, Gefühlsmäßig hatte sie längst erfaßt, daß Barlo nicht wirklich böse war, sondern lediglich ein bißchen widerborstig und aufsässig.
    „Ein Dieb", sagte Dnathia empört, „muß bestraft werden."
    „Das ist völlig richtig", stimmte Moykrina gelassen zu. „Wie kommt es denn, daß Barlo so leicht als Täter identifiziert werden konnte?"
    „Er... er hat eine Spur hinterlassen!" sagte Dnathia atemlos.
    „Barlo ist kein dummer Mann. Ich traue ihm

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