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0802 - Besuch aus der Hölle

0802 - Besuch aus der Hölle

Titel: 0802 - Besuch aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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ein Nebelschleier in der Morgensonne.
    »Ich vertraue dir. Ich bin mir sicher, dass du den Mörder meines Bruders zur Rechenschaft ziehen wirst.«
    Erneut nahm er einen Stein in die Hände. »Das werde ich.« Der Stein flog in hohem Bogen in eine gerade heranbrausende Welle.
    Sie näherten sich dem Dorf. »Was wirst du tun, wenn ich alt werde?«, fragte Diana unvermittelt.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Andrew, obwohl Diana genau das ausgesprochen hatte, über das er auch schon nachgedacht hatte. »Doch«, verbesserte er sich, »eines weiß ich genau: Ich werde bei dir sein, und ich werde dich lieben.«
    Nach diesen Worten sah er, wie Tränen über die Wangen Dianas liefen.
    Und noch ehe sie die ersten Häuser erreichten, war ihm ebenfalls zum Weinen zu Mute.
    ***
    Als Nicole schließlich die Augen zufielen, tauchte Kommissar Korkonis’ Nichte auf und reichte ihr zwei Sitzkissen. »Machen Sie es sich bequem«, sagte sie sanft.
    Nicole drapierte ein Kissen vor der Rückenlehne des unbequemen Stuhls, das andere klemmte sie zwischen ihren Hinterkopf und die Wand. Auch das half nicht wirklich, doch gerade, als sie ernsthaft darüber nachdachte, dass sie von hier verschwinden und sich lieber ein Zimmer für die Nacht mieten sollte, öffnete sich die Tür.
    Ein Mann mit markanten, gebräunten Gesichtszügen trat ein. »Welche Schönheit lümmelt sich denn hier auf meinen Stühlen?«, fragte er geradeheraus.
    Nicole erhob sich mit schmerzendem Rücken und verspanntem Nacken. »Nicole Duval.« Sie streckte ihm die Hand entgegen, die der Mann kräftig drückte. »Und Sie müssen Kommissar Korkonis sein, der Mann, auf den hier mehr als nur eine Schönheit wartet.«
    Korkonis grinste. »Sie gefallen mir.« Er lachte leise. »Und damit meine ich jetzt nicht nur äußerlich.«
    »Ebenfalls«, antwortete sie. Es konnte nicht schaden, ihren Charme ein wenig spielen zu lassen. Schließlich erhofften sie sich die Unterstützung dieses einzigen Polizisten der Insel.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Wenn Sie mich so direkt fragen…«
    »Ich bin bekannt dafür, direkt zu sein.«
    »…dann will ich auch nicht lange drum herum reden. Es geht um den Toten.«
    Korkonis behielt sein Lächeln bei, doch jetzt erschien es Nicole bei weitem nicht mehr so herzlich wie noch vor wenigen Sekunden. Vielleicht weil der Ausdruck seiner Augen sich änderte.
    »Mein Begleiter und ich wissen mehr über die Hintergründe des Mordfalls.«
    »Ihr Begleiter?«
    »Er ist zurzeit nicht hier, weil er einer anderen Spur nachgeht.«
    »Einer Spur? Ich bitte Sie, das ist immer noch meine Aufgabe. Wer sind Sie?«, fragte Korkonis misstrauisch. »Und wiederholen Sie bloß nicht Ihren Namen, Mademoiselle Duval, den habe ich mir gemerkt.«
    »Wollen wir nicht erst mal dieses zugegebenermaßen sehr anheimelnde Vorzimmer verlassen und in Ihr Büro gehen?«
    Der Kommissar nickte. »Folgen Sie mir.«
    So klein Korkonis’ Dienstzimmer auch war, es war zweckmäßig eingerichtet. Eine erstaunlich modern wirkende Computeranlage dominierte den Schreibtisch, der unter einem halb geöffneten Fenster stand und ordentlich aufgeräumt war. An der Wand angebrachte Regalbretter dienten als Ablagefächer, und auch diese erweckten den Eindruck schierer Ordnungsliebe. Nicole wurde ein Platz angeboten. »Mein Begleiter…«, begann sie.
    »Der große Unbekannte«, warf Korkonis ein und grinste.
    »Genau der.« Nicole lächelte. »Er geht, wie gesagt, einer Spur nach, die unmittelbar mit dem Mordfall zusammenhängen dürfte. Als wir auf die Insel kamen, beobachteten wir einen verdächtigen Mann.«
    »Wann war das?«
    »Vor etwa sechs bis sieben Stunden«, antwortete Nicole.
    Korkonis warf einen Blick auf die Uhr. »Das war heute Morgen um etwa acht Uhr.« Er dachte kurz nach. »Sie kamen also mit der Fähre aus Korfu.«
    »Haben Sie alle Fahrpläne auswendig im Kopf, Kommissar?«
    »Es ist mein Job, Aussagen auf ihren Wahrheitsgehalt und ihre Glaubwürdigkeit hin zu überprüfen, und ich pflege meine Aufgaben gründlich zu erledigen.«
    Diesen Eindruck hatte Nicole auch.
    In diesem Moment klopfte es an der Tür des Büros, und die schwarzhaarige Inselschönheit streckte ihren hübschen Kopf herein. »Heute geht es hier zu wie im Regierungshauptsitz, Korko!«, rief sie.
    Nur mühsam unterdrückte Nicole ein Lachen. Korko. Wer die Ehre hatte, den Kommissar so nennen zu dürfen, musste ihm wirklich nahe stehen.
    »Sag bloß, hier sind schon wieder irgendwelche Besucher. Wo die

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