0803 - Im Folter-Keller des Vampirs
Dämonen…Vampire… es hatte eine Weile gedauert, bis sein Südstaaten-Gemüt damit klar gekommen war.
Dann jedoch hatte sich Artimus van Zant als wichtiger und absolut loyaler Mitstreiter im Kampf gegen die dunklen Mächte erwiesen. Mehr noch - als echter Freund.
Sein erstaunliches Verständnis für die Technologie der Meeghs, der spinnenartigen Humanoiden aus Weltraumtiefen, deren Rasse nicht mehr existierte, verblüffte Zamorra immer wieder. Wie ein staunendes Kind war Artimus auf diese überlegene Technik zugegangen und hatte kaum fassbare Erfolge erzielt. Nicole hatte einmal gesagt, dass van Zant einen Spider wahrscheinlich mit nur Hammer und Schießdraht reparieren könnte. Das war natürlich leicht übertrieben, kam der Wahrheit aber recht nahe.
Nicole versuchte erst gar nicht, sich gegen die stürmische Umarmung des Riesen zu wehren. Zwei dicke Küsse schmatzten auf ihre Wangen und für Sekunden verlor sie den Boden unter den Füßen. Van Zant hob sie in die Höhe, als wäre sie eine Feder. Bei Zamorra beließ er es bei einem herzlichen - und schmerzhaft festem - Händedruck und einem freundschaftlichen Schlag auf dessen Schulter.
»Endlich! Ich habe sehnsüchtig auf euch gewartet.« Er runzelte die Stirn als er Zamorras Gesichtsausdruck bemerkte. »Ist dir eine Höllenlaus über die Leber gelaufen? Du machst ein Gesicht, als hätte Nicole dir endlich gebeichtet, dass sie nur mich liebt.«
Mehr als ein müdes Grinsen erreichte van Zant mit seinen Witzchen bei Zamorra nicht. »Schön, dass Du zumindest offenbar bei bester Laune bist. Anscheinend läuft hier alles bestens?« Zamorra hielt inne, denn nun war es van Zants Stirn, auf der sich kleine Sorgenfalten bildeten. »Wie geht es Khira? Habt ihr gemeinsam in Sachen Bluttränen Fortschritte gemacht?«
Van Zant hob und senkte seine mächtigen Schultern in einer hilflos wirkenden Geste. »Ja und nein. Das alles erweist sich als viel komplizierter, als ich es mir habe träumen lassen. Ich werde euch nachher auf den aktuellen Stand bringen - und dann treffen wir natürlich auch mit Khira zusammen. Aber zunächst zum eigentlichen Grund Eures Besuches. Ich habe schon einige Dinge vorbereitet. Folgt mir einfach unauffällig.«
Nicole und Zamorra sahen einander fragend an, als sie hinter dem Physiker her liefen. Der Name Khira hatte Artimus blendende Laune rapide ins Gegenteil kippen lassen. Es war offensichtlich, dass irgendetwas nicht stimmte. Aber was mochte das sein?
Khira Stolt war eine dreiunddreißig Jahre alte Biologin, deren Lebenslauf in Punkto Außerordentlichkeit kaum zu überbieten war. Geboren wurde sie in Finnland, auf dem Hof ihrer Eltern und Großeltern. Sie waren Bauern -einfache Menschen, die ein zufriedenes und hartes Leben führten. Bis zu dem Tag, an dem alles anders wurde!
Khira war noch im Leib ihrer Mutter, als eine Gruppe von Vampiren das Gehöft besetzte. Man trieb alle Menschen aus der dünn besiedelten Gegend hier zusammen und hielt sie wie Sklaven. Schlimmer noch: wie Versuchskaninchen. Denn der Anführer der Blutsauger führte seine Experimente an ihnen durch. Viele der Menschen starben, doch Khira Stolts Mutter gebar trotz alledem ihr Kind.
Khiras Kindheit war geprägt von Angst und immer wieder neu aufkeimender Hoffnung, denn einer der Vampire hielt seine schützende Hand über die Kleine, die einfach nicht wachsen wollte. Sein Name war Darius Laertes, verachtet und gefürchtet von vielen seiner Art. Denn er war anders als seine blutgierigen Brüder und Schwestern - er wollte eine friedliche Zukunft für das Nachtvolk. Und er erkannte das große Potential, das in dem Mädchen schlummerte. Die Macht, durch ihre Tränen dem Bösen zu trotzen, es in die Knie zu zwingen.
Als Sarkana, der übermächtige Vampirdämon, Jahre später ein Massaker in diesem Lager anrichtete, hatte er weder Menschen noch Vampire geschont. Doch Khira war ihm mit Hilfe von Laertes entkommen. Solange sie lebte, war Sarkana in Gefahr. Als er ihr Jahre später erneut gegenüber stand, schien er endlich zu triumphieren.
Aber die Geschichte wiederholte sich. Erneut konnte Khira Stolt sich in Sicherheit bringen - hierher, in die Obhut von Tendyke Industries, und ganz speziell von Artimus van Zant.
Und dann hatte es auch noch zwischen den beiden so ungleichen Menschen gefunkt: Artimus hatte in Khira all das entdeckt, was ihm seit dem Tod von Julie so sehr gefehlt hatte. Und Khira mochte diesen ungeschlachten Riesen, der zum Fleischfresser geboren war, von
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