0804 - Das Teufelstor
Übertragungsrate gefiel ihm allerdings nicht, die war viel zu langsam. Kurz grinste er, als ihm die Idee kam, van Zant zu überreden, das Gerät dahingehend weiterzuentwickeln oder aufzurüsten, dass es auch mit dem überlichtschnellen Transfunk zurecht kam. Dagegen waren DSL und UMTS lahme Schleicher.
Nach fast einer Stunde klinkte Zamorra sich endlich wieder aus. Er hatte den internen Speicher und die beiden zusätzlichen Steckkarten gut befüllt. Jetzt überlegte er, was von den eingeholten Informationen nützlich sein konnte.
»Zamorra«, sagte Simon. Etwas Warnendes lag in seiner Stimme. Zamorra sah auf.
Brik Simon wies in Richtung Weltentor. »Schau dir das an.«
Es war wieder blasser geworden.
Es war an der Zeit, etwas zu tun!
***
Gryf konnte wirklich nicht behaupten, dass ihm dieser düstere Kasten gefiel.
Doch was sich Ormoff hier in den langen Jahren seiner Herrschaft als Hauptsitz aufgebaut hatte, das passte im Grunde prächtig zu seinem Charakter, dem Charakter einer Schlächters!
»Ist aber sehr dunkel hier.« Dros Kommentar war nicht eben stimmungsfördernd für seine Schwester, die sich seit Minuten fest an Gryfs Arm krallte.
»Halt den Schnabel, Dro. Sei fürchtet sich schon jetzt genug.«
Gryf hatte sich schon oft gefragt, warum die fiesesten Typen auch noch zusätzlich den schlechtesten Geschmack haben musste. Offensichtlich ging das eine mit dem anderen einträchtig einher. Es wäre erfrischend gewesen, einmal einem Schwarzmagischen zu begegnen, der sich mit den schönen Dingen des Lebens umgab. Mit Kunst, Musik… hellen, freundlichen Farben und schönen Frauen. Obwohl Gryf dann doch fand, dass die schönen Frauen lieber ihm vorbehalten bleiben sollten.
Einen gab es sogar, der sich gerne mit einem geschmackvollen Ambiente umgab. Tan Morano, Gryfs alter Feind, der tatsächlich so etwas wie der Schöngeist unter den Bösen war. Wenn man überhaupt so etwas wie Kultur im Schwarzmagischen finden wollte, dann doch sicher nur bei den Vampiren, die sich für die Krone der Schöpfung hielten. Doch die Blutsauger, die auch entsprechend leben wollten, waren in ihrem Volk längst in der Minderheit.
Wlady Ormoff jedenfalls hatte sein Reich mit den schlimmsten Grässlichkeiten ausgestattet, die man sich nur vorstellen konnte. Dro hatte ja Recht - es war hier verflixt dunkel. Und vielleicht war das ja auch besser so, denn dann konnte man in den Gängen und Hallen die Details nicht so deutlich erkennen.
Bilder oder Statuen gab es hier nicht zu betrachten. Wlady liebte offenbar Reliefs. Die Wände waren voll von ihnen, kunstvoll und meisterhaft aus dem natürlichen Stein herausgearbeitet. Die Szenen, die sie jedoch zeigten… nun ja. Gryf hatte lange gelebt - sehr lange sogar - und im Grunde hatte er gedacht, bereits alles einmal gesehen zu haben. Auch alles Schreckliche. Ormoff bewies ihm das Gegenteil.
Sei hielt den Blick starr zu Boden gesenkt. Diese Anblicke waren einfach zu viel für das Mädchen. Selbst Dro war verstummt. Gryf nahm zumindest das erfreut zur Kenntnis.
Als sich der große Saal vor ihren Blicken ausbreitete, war der Druide bis auf das äußerste angespannt. Wenn er auch nur den Hauch einer Fluchtchance sah, musste er sofort zugreifen. Doch er zweifelte, dass Ormoff ihm diese Chance überhaupt geben würde.
Die Szenerie war so düster wie sie beliebig austauschbar schien. Gryf hatte zu viele von diesen so genannten Thronsälen in seinem Leben gesehen, allesamt erbaut und eingerichtet von größenwahnsinnigen Herrschern, die dann schließlich doch irgendwann gescheitert waren.
Gryf grinste. Gut, es war nicht der Knochenthron des Fürsten der Finsternis, den Ormoff da exakt nachgebaut hatte, doch es gab große Ähnlichkeiten. Größenwahn… wie schon gesagt…
Ormoff selbst hatte sich in all den Jahren kaum verändert. Doch das musste Gryf ihm ja nicht auf seine hässliche Nase binden. Vor den Thronstufen brachten die Söldner ihre Gefangenen zum Stehen. Sei schrie entsetzt auf und vergrub ihr Gesicht an Gryfs Schulter.
Was am Fuß des Thrones lag, war der Tropfen, der in ihrer Seele das Fass der Furcht zum Überlaufen brachte. Gryf verzog angewidert das Gesicht. Ob es die Teile von fünf oder sogar noch mehr Leichen waren, hätte er nicht sicher sagen können. Teilweise waren sie bereits in starke Verwesung übergegangen. Jedenfalls zählte er fünf Köpfe, die fein säuberlich aufgereiht nebeneinander lagen. Ihnen allen fehlten Augen, Ohren und Nase. Wo die abgeblieben
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