0804 - Der Zeithammer
..." Keuchend hielt Sailtrit vor ihm an. „Bilor ist auf und davon!" stieß sie hervor. „Ich konnte ihn nicht halten. Weiß der Himmel, was plötzlich in ihn gefahren ist.
Er war grob und knurrte mich nur an."
„Was sagte er?"
„Irgendeinen Blödsinn von Säbelzahntigern, Wind, Witterung und Fallen, Dann nahm er seine Speer-schleuder..."
„Speerschleuder?"
„In Wirklichkeit war es ein Stück dicker Draht.
Er nannte es seine Speerschleuder. Wenn der zweite Mond aufgeht, sagte er, wollte er wiederkommen. Wenn ich dann nicht ein anständiges Feuer am Brennen hätte, würde er mich verprügeln."
Sie hatte die Arme in die Seite gestemmt und sah Jentho drohend an, als sei er es gewesen, der solche Dinge gesagt hate. Jentho Kanthall unterdrückte das Schmunzeln, das sich auf seinem Gesicht breitmachen wollte. Für Sailtrit war der Fall ernst.
„Du hast erlebt, was Walik Kauk gestern nacht aufgeführt hat?"
fragte er sie.
„Selbstverständlich."
„Anscheinend macht Bilor etwas Ähnliches durch. Er ist nicht Diokletian, sondern ein Jäger der Altsteinzeit.
Mach dir keine Sorgen. Ich schicke Bluff hinter ihm her. Beizeiten wird Bilor vermutlich von selbst wieder zu sich kommen."
Sailtrit hatte noch wesentlich mehr auf dem Herzen. Aber Jentho ging einfach davon und ließ sie stehen. So blieb der Walküre nur noch Vleeny als Gesprächspartner. Sie musterte sie mit scharfem Blick, dann machte sie „pffff ...", als müsse sie Dampf ablassen, und marschierte zu ihrer Hütte zurück.
Inzwischen war Jentho auf dem Weg zu Walik Kauks Unterkunft. Walik saß auf einer Bank vor der Hütte und sah unglücklich in den jungen Morgen. Jentho ließ sich neben ihm nieder. Marboo war irgendwo drinnen beschäftigt.
„Walik, ich habe eine Frage", begann Jentho. „Immer nur zu!"
„Was weißt du über die Christenverfolgungen im römischen Reich Ende des dritten, Anfang des vierten Jahrhunderts?"
Walik Kauk war so niedergeschlagen, daß er kaum aufsah. „Nichts", antowrtete er.
„Warum?"
„Ich dachte es mir", brummte Jentho Kanthall, stand auf und ging davon.
3.
VORSTOSS INS LEERE Die letzten Minuten der Linearflugetappe waren voll unerträglicher Spannung.
Mentro Kosum, der Emotionaut, hatte die Rolle des Piloten des Gesamtschiffs übernommen. Über ihm wölbte sich die Kuppel der SERT-Haube, die mentale Kommandos in Mikrosekundenschnelle in elektronische Signale umwandelte und mit Lichtgeschwindigkeit den Steuermechanismus des riesigen Schiffes zuleitete.
Der Kommandostand des SOL-Mutterschiffs war ein weites Rund. Im Durchschnitt taten hier zweihundert Offiziere und Mannschaften Dienst. In diesem Augenblick waren es wenigstens doppelt soviel. Das Schaltpult des Kommandanten erhob sich auf einem Podest in der Mitte des Raumes. Hinter dem Pult saß Perry Rhodan.
Er verbarg die Erregung, die ihn beseelte, hinter der Maske eines steinernen Gesichts. An seiner Seite waren Reginald Bull, Roi Danton und Geoffry Waringer.
Auf dem Datenbildschirrn tickten die Sekunden. Noch fünfunddreißig bis zum Austritt aus dem Linearraum. Der Augenblick der Wahrheit stand unmittelbar bevor - der Augenblick, dem die Terraner an Bord mit fiebernder Erwartung entgegensahen, während sich die SOL-Geborenen vor ihm fürchteten.
Unwillkürlich griff Perry Rhodan nach dem Kristall, den er auf der Brust trug.
Die Kaiserin von Therm hatte ihn ihm gegeben. Bislang wußte niemand, ob es sich nur um ein harmloses Geschenk handelte oder um ein Gerät, mit dessen Hilfe die Kaiserin Einfluß auf Rhodan nehmen konnte. Rhodan war das Risiko eingegangen und hatte sich den Kristall umgehängt.
Er trug ihn, seitdem die SOL das Reich der Duuhrt verlassen hatte. Bisher war er von jeglichem fremden Einfluß verschont geblieben.
Der Kristall war, was er zu sein schien: ein Schmuckstück.
Oder lag es daran, daß die Kaiserin bis jetzt noch keinen Anlaß gehabt hatte, Perry Rhodan zu beeinflussen „ „Zehn Sekunden!" verkündete> Aiuntro Kosum über Interkom.
In der Weite des Kommandostands erstarrte jede Bewegung.
Die Leute saßen auf ihren Plätzen und starrten zum Panoramaschirm hinauf.
Vor acht Stunden hatte die SOL ihre letzte Dimetrans-Etappe abgeschlossen.
Aus dem Brennstoffverbrauch war errechnet worden, daß man seit dem Aufbruch aus dem Reich der Kaiserin von Therm die unglaubliche Distanz von rund 1,3 Milliarden Lichtjahren zurückgelegt hatte. Eine Stunde lang war das Riesenschiff im Normalflug dahingeschwebt, während
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