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0804 - Der Zeithammer

Titel: 0804 - Der Zeithammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verlassen.
    Der Gleiter stand vor der Tür. Er gehörte zum Fahrzeugbestand der BALD WIN TINGMER und bot Platz für sechs Personen. So wie Sante Kanube chauffierte, brauchte er nur ein paar Sekunden, um die Korvette zu erreichen. Drüben stand das Boden-luk offen. Die Triebwerke waren angefahren. Alaska Saedelaere saß an den Kontrollen.
    Walik Kauk schauderte bei der Vorstellung, daß dies womöglich die letzten Minuten waren, die er auf Intermezzo verbrachte. Er hatte sich an diese Welt und die kleine Siedlung im Hochtal gewöhnt. Der Gedanke an einen überstürzten Aufbruch bereitete ihm Unbehagen.
    Auf dem Orterschirm kam der Reflex des fremden Fahrzeugs immer näher.
    Als es noch zwanzig Lichtsekunden entfernt war, wurde es eindeutig als ein Raumschiff der Hulkoons identifiziert.
    Die Minuten vergingen in ständig wachsender Spannung.
    Niemand sagte ein Wort.
    Der Orter war an den Minirechner gekoppelt. Die wichtigen Daten wie Entfernung, Geschwindigkeit und Kurs des feindlichen Raumschiffs erschienen in rascher Folge auf einem Datenbildschirm.
    Das Kriterium für den Notstart war genau definiert. Der Gegner mußte die kritische Entfernung von zehntausend Kilometern unterschritten und durch eine plötzliche Kursänderung zu erkennen gegeben haben, daß er die Siedlung im Hochtal entdeckt hatte.
    Der Kurs des Hulkoo-Raumers lag so, daß er niedrig über den nördlichen Horizont streichen würde. Die Zeitdauer, in der das Hochtal für ihn sichtbar war, betrug bei seiner jetzigen Geschwindigkeit etwa zwölf Minuten. Der Blickwinkel war denkbar ungünstig. Es war Mittag, und die Sonne stand im Süden.
    Wenige Minuten bevor der Hulkoo über den Horizont emportauchen sollte, machte er eine unerwartete Kurskorrektur.
    Das wurde auf dem Orterschirm sichtbar. Besorgt las Walik die Komputerdaten. Der Abstand betrug siebzehntausend Kilometer.
    Die kritische Distanz war noch nicht unterschritten. Infolge der Kursänderung tauchte das feindliche Raumschiff jetzt am Osthorizont auf. Es hatte seine Geschwindigkeit bis auf Orbit-Tempo verringert, zog in hohem Bogen unmittelbar über das Tal hinweg und blieb mehr als dreißig Minuten in Sichtkontakt.
    Während dieser Zeit verringerte sich die Distanz auf 15 000 Kilometer.
    „Haltet euch bereit!" knurrte Jentho Kanthall.
    Walik Kauk blickte zum Himmel hinauf. Es war nur eine Geste.
    Er wußte, daß der Hulkoo im klaren Mittagshirnmel nicht zu sehen war. Sein Blick kehrte zum Orterschirm zurück. Der grüne Reflex hatte den Mittelpunkt fast erreicht. Langsam, unerträglich langsam, wanderte er daran vorbei.
    Zwei oder drei Minuten lang errechnete der Komputer konstante Entfernung.
    Der Hulkoo bewegte sich ein Stück weit auf dem Bogen eines Kreises, dessen Mittelpunkt das Hochtal war. Dann begann die Distanz wieder zu wachsen. Jemand stieß einen erleichterten Seufzer aus. Das war Jan Speideck.
    Noch eine Stunde verging. Das Hulkoo-Schiff war längst wieder hinter dem Horizont verschwunden. Es hatte sich mit einem kräftigen Beschleunigungsstoß aus dem Orbit gelöst und bewegte sich nach einem abermaligen Kurswechsel auf die Sonne zu, die sie Kanthalls Stern genannt hatten.
    Um fünf zehn Uhr-also zwei Stunden nach Mittag - verschwand der Reflex vom Orterschirm.
    Jentho Kanthall funkte zur HÜPFER: „Ich sehe ihn nicht mehr. Was sagen deine Geräte?"
    Mit Hilfe des Translators antwortete Douc Langur: „Er hat Fahrt aufgenommen und zieht in einem weiten Bogen an der Sonne vorbei.
    In wenigen Minuten werde auch ich ihn verlieren."
    Jentho Kanthall gab Entwarnung.
    Am Abend saßen sie an den hölzernen Tischen, die sie in einer Runde zwischen den Hütten aufgebaut hatten. Die Luft war lau, der Himmel leicht bedeckt von langsam treibenden Wolken, zwischen denen hin und wieder die Sterne hindurchleuchteten.
    Sie aßen und tranken von den Vorräten, die zum Teil noch von der Erde stammten.
    Sie waren fröhlich, obwohl ihnen heute klargeworden war, daß der Optimismus, dem sie sich in den vergangenen Wochen hingegeben hatten, keine Berechtigung besaß.
    Sie freuten sich, daß der Kelch an ihnen vorübergegangen war.
    An das Morgen dachte niemand.
    Außer vielleicht Walik Kauk.
    Er saß gedankenverloren am Tisch, Den Arm hatte er Marboo um die Schulter gelegt. Marboo unterhielt sich angelegentlich mit Sailtrit Martling, der ihr gegenübersaß, und bemerkte zunächst noch nichts von der Nachdenklichkeit ihres Mannes.
    Es waren große Gedanken, die Walik Kauk bewegten. Wer war er, daß

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