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0804 - Die Frau mit den Totenaugen

0804 - Die Frau mit den Totenaugen

Titel: 0804 - Die Frau mit den Totenaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schatten.
    Dabei kristallisierte sich einer besonders hervor, und zwar der eines kleinen blonden, toten Mädchens.
    Es lag im Sand, die Augen leer, doch das niedliche Gesicht zeigte jetzt ein kaltes Grinsen, mit dem sie die Liegende einschüchterte.
    Diese Vorstellung war dermaßen intensiv, dass Fiona die Augen öffnete und einfach nicht mehr ruhen konnte.
    Verwirrt starrte sie gegen die Decke, wo der Lichtschein einen schwachen Fleck hinterlassen hatte. Völlig normal, aber nicht für sie, denn ihre überangestrengten Nerven spielten ihr einen Streich.
    Der Fleck bewegte sich in seinem Innern. Wieder sah sie das Gesicht des toten Mädchens aus dem Zentrum hochsteigen, und das Grinsen hatte sich verändert. Es war jetzt wissend geworden, als wollte die tote Kleine damit andeuten, dass sie bald zurückkehren und ihre »Entdeckerin« besuchen würde. Das erschreckte Fiona.
    Es kam ihr vor wie eine düstere Prophezeiung aus einer Totenwelt, und sie merkte, dass sich ihr Herzschlag beschleunigt hatte. Die Angst erfasste sie. Als kalter Leim kroch sie in ihren Körper und drückte die Seele zusammen. Sie legte sich auch auf den Magen, als wollte sie zu einem rußigen Klumpen zusammendrücken.
    An Schlaf war in dieser Situation nicht mehr zu denken, deshalb richtete sich Fiona auch auf. Jetzt war sie froh, nicht ihre Nachtkleidung übergestreift zu haben. Sie schlüpfte aber in die neben dem Bett stehenden Turnschuhe.
    Dann stellte sie sich hin.
    Es hatte sich im Zimmer nichts verändert, alles war gleich geblieben. Es hatte sich niemand hineingeschlichen, aber die Gefahr lauerte in der Nähe.
    Fiona drehte sich auf der Stelle, schaute in alle Ecken. Dort tat sich ebenfalls nichts. Die Ruhe kam ihr schon beklemmend vor.
    Sie schaute gegen das Fenster. Und plötzlich wusste sie, wo sie hingehen musste. Es war einfach der innere Drang, der sie dazu trieb, und sie bewegte sich auf Zehenspitzen der Scheibe entgegen.
    Das Licht störte sie. Es spiegelte sich auch auf dem Glas wider.
    Sie ging noch einmal zurück und schaltete die Lampe aus.
    Dunkelheit kroch in den Raum.
    Fiona Finley wartete einige Sekunden. Sie konzentrierte sich auf den Drang, und der war nach wie vor da. Das Fenster zog sie magnetisch an. Es lockte sie, es war wie ein viereckiges Auge, das ihr entgegenstarrte, und als sie die innenliegende Fensterbank erreicht hatte, stützte sie beide Handballen darauf.
    Dann blickte sie nach draußen.
    Das Fenster lag an der Rückseite des Hauses. Deshalb schaute sie nicht auf die Straße hinab, sondern in den schmalen Garten, der noch zum Grundstück gehörte. Er lag in tiefer Dunkelheit. Dahinter lief der kleine Weg entlang, der ebenfalls in die unmittelbare Nähe der Dünen führte. Es war stets von einer dünnen Sandschicht bedeckt, die der Wind heranwehte. Auch jetzt schimmerte der Sand in einem helleren Ton.
    Es war nichts zu sehen.
    Trotzdem war jemand da.
    Fiona wollte es genau wissen, obwohl sie sich irgendwie auch fürchtete. Mit der rechten Hand umfasste sie den Griff, drehte ihn und konnte das Fenster nach innen ziehen.
    Der kühle Wind erwischte ihr Gesicht. Sie hatte das Gefühl, Sand und Salz auf den Lippen zu spüren. Über ihr segelten Wolken am Himmel entlang, alles noch kein Grund, sie an das Fenster zu locken, denn das musste ein anderes Motiv sein.
    Fiona beugte sich nach vorn. Etwas zog sie. Nicht dass sie aus dem Fenster hätte springen wollen, aber die andere Kraft war schon da, und sie zuckte plötzlich zusammen, als sie die Bewegung wahrnahm.
    Ob auf oder schon außerhalb des Grundstücks, das war nicht zu erkennen. Jedenfalls hatte sich dort etwas bewegt, und es war keine große Pflanze gewesen.
    Ein Mensch?
    Es gab keine andere Möglichkeit. Derartig große Tiere liefen hier nicht herum. Jemand war also gekommen, um sie unter Kontrolle zu halten, das Fenster zu beobachten.
    Eine Gänsehaut rann zuerst über das Gesicht, und anschließend erfasste sie den gesamten Körper. Da war überhaupt nichts Gruseliges zu entdecken, nur eben die Dunkelheit – und das Gefühl.
    Es ließ sie einfach nicht los, es war da, es drängte sich in ihr immer mehr zusammen. Die Leere hatte einen Grund gehabt, und der musste herausgefunden werden.
    Die Frau schüttelte den Kopf. Sie tat dies, ohne es richtig zu bemerken, doch diese Geste erfüllte plötzlich einen Sinn, denn kurz nach dem Kopf schütteln entdeckte sie die Gestalt zum zweiten Mal. Nur hatte sie jetzt ihren Standort verändert und war einige Schritte

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