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0804 - Die Frau mit den Totenaugen

0804 - Die Frau mit den Totenaugen

Titel: 0804 - Die Frau mit den Totenaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hinaus, sie schüttelte sich dabei, sie wollte einfach nicht aufhören, und es war ihr auch egal, ob dieses Lachen nach draußen schallte oder nicht.
    Irgendwann drehte sich die Frau vom Fenster weg. Mit torkelnden Schritten bewegte sie sich auf ihr Bett zu, warf sich nieder, presste das Gesicht in die Kissen und trommelte mit beiden Fäusten auf die Matratze. Es war einfach nicht mehr zu fassen, es war furchtbar, sie hatte hier etwas erlebt, das ihr wie ein Traum vorkam, aber kein Traum war, davon ging sie aus.
    Nein, die Tote war echt gewesen.
    Eine lebende Tote, ein Zombie-Kind…
    Dieser Gedanke erschreckte sie dermaßen, dass Fiona mit einer heftigen Bewegung in die Höhe fuhr, neben dem Bett stand, sich schüttelte und zielsicher einen Moment später auf den Lichtschalter zuhastete. Sie wollte sich im Zimmer umschauen, und sie konnte es Sekunden später, als die Deckenleuchte zu einem hellen Blau geworden war.
    Der Raum war bis auf eine Person – nämlich sie – leer. Kein Kind mit Totenaugen, keine lebende Leiche, es schien, als hätte sie ihr Erlebnis nicht gehabt.
    »Ich bin doch nicht verrückt!«, flüsterte sie. »Ich weiß doch, was ich gesehen habe.« Sie warf einen Blick auf das Zifferblatt der Uhr und stellte fest, dass der neue Tag bereits eine halbe Stunde alt war.
    Sehr spät oder sehr früh, es kam ganz darauf an, wie man es sah, und sie musste es aus einem gewissen Blickwinkel sehen, denn sie wollte ihre Entdeckung keinesfalls für sich behalten. Auch wenn sie unter Stress stand, sie musste einfach reden.
    Die Hurts lebten unten.
    Aber würden sie ihr glauben? Oder lagen sie schon im Bett? Fiona war im Prinzip ein rücksichtsvoller Mensch, das aber warf sie jetzt über Bord, sie wollte einfach etwas tun, nein, sie musste es sogar. Sie brauchte die Kommunikation, denn allein wurde sie verrückt. Mit jemandem sprechen, sich einfach in eine andere Situation hineinbegeben und auch mit anderen Menschen sprechen.
    Fiona war sehr nervös und zitterte, als sie die Tür öffnete. Sie trat hinaus in den Flur, blieb dort stehen und schaute sich um.
    Es war nicht alles finster im Haus. Unten brannte noch Licht. Ein sehr schwacher Schein glitt sogar die Stufen der Treppe hoch und erreichte mit seinem Ende auch den oberen Flur.
    Fiona zog die Tür zu.
    Für sie war es eine Geste, die ihr irgendwie endgültig vorkam. In ihrem Innern spürte sie einen Druck, den die Angst zurückgelassen hatte. Sie lief auf die Treppe zu, hielt sich dort am Handlauf fest, weil sie Angst hatte, sie würde fallen.
    Die Hurts waren noch nicht zu Bett gegangen. Fiona hörte ihre Stimmen als dünne Geräuschkulisse. Es war kaum zu unterscheiden, wer eigentlich noch redete.
    Sie ging trotzdem weiter. Es war ihr egal, in welch eine Zweisamkeit sie hineinplatzte, sie musste es einfach tun, und die Treppe ließ sie so leise wie möglich hinter sich.
    »Gut, es läuft alles, meine Liebe…« James Hurt hatte den Satz gesprochen. Fiona hörte ihn, als sie im kleinen Flur stand. Sie ging nicht mehr weiter, sondern krauste die Stirn, denn dieser Satz hatte ihr überhaupt nicht gefallen. Den direkten Grund kannte sie nicht, es war ihr so vorgekommen, als hätte sich etwas dort getan, als hätten die beiden genau gewusst, was sich nahe ihres Hauses ereignet hatte. Steckten sie etwa mit dem toten Kind unter einer Decke?
    Wussten sie Bescheid, und war sie, Fiona, in eine grauenhafte Verschwörung hineingeraten?
    Sie wollte es nicht glauben, weil sie die Hurts einfach als normal ansah. Das waren keine Sektierer, keine Spinner oder irgendwelche Leute, die perverse Beschwörungen durchführten.
    Nein, nein, da musste sie…
    Ihre Gedanken rissen, denn vor ihr wurde mit einem heftigen Ruck die Tür aufgezogen.
    Licht fiel in den Flur, erreichte auch sie und ummantelte die Person, die auf der Schwelle stand.
    Es war James Hurt.
    Er schaute sie an, seine Augen hatte er verengt. Das Gesicht nahm für einen Moment einen kalten, grausamen Ausdruck an, dann aber hatte sich der Mann wieder gefangen, und er nickte seinem Gast zu. Sogar ein Lächeln schaffte er, das Fiona keinesfalls beruhigen konnte.
    »Noch auf den Beinen?«, fragte der Mann mit einer falschen Freundlichkeit den späten Gast.
    »Ja, ich… ich … konnte nicht …«
    Hurt öffnete die Tür weiter. »Aber kommen Sie doch herein, Sie… Sie … sind ja ganz aus dem Häuschen.«
    »Ja, das bin ich auch.«
    »Einen Drink können Sie vertragen.« Hurt hatte mit leiser und auch beruhigender

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