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0804 - Die Frau mit den Totenaugen

0804 - Die Frau mit den Totenaugen

Titel: 0804 - Die Frau mit den Totenaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Mrs. Hurt, verstehen Sie das?«
    Sie nickte. »Ich glaube Ihnen ja.«
    »Ha, was glauben Sie denn?«
    Die Wirtin wand sich. Sie rang nach den richtigen Worten. Dann legte sie die Hände zusammen und hob die Schultern. »Ich kann mir schon vorstellen, dass Sie etwas entdeckt haben.«
    »Wie schön für Sie. Und was, bitte, sollte ich entdeckt haben, außer einem toten Kind natürlich.«
    »Eine Puppe!«
    Fiona Finley rührte sich nicht, denn sie glaubte, sich verhört zu haben. »Noch mal«, flüsterte sie nach einer Weile und verengte die Augen dabei. »Was soll ich gesehen haben? Eine Puppe? Habe ich Sie richtig verstanden?«
    »Sie haben es.« Die Antwort klang pikiert.
    Fiona blies die Luft aus, als sie sich zurück in den Sessel drückte.
    »Mal ganz im Ernst und aller Spaß beiseite. Trauen Sie mir nicht zu, eine Puppe von einem Menschen unterscheiden zu können?«
    »Doch, das traue ich Ihnen zu.«
    »Wie können Sie dann so etwas behaupten, zum Teufel?«
    Mrs. Hurt zeigte ein gequältes Lächeln. »Ich verstehe Ihre Erregung nur zu gut. Aber denken Sie an die Szene. Sie sind gejoggt, es war finster, zwar noch nicht ganz dunkel, aber die Dämmerung lässt so manche Dinge anders aussehen, als sie tatsächlich sind. Sie hatten sich angestrengt, der plötzliche Schock, plötzlich etwas Lebloses vor den Füßen liegen zu sehen. Da kann es durchaus sein, dass Sie sich bei diesen Lichtverhältnissen und auch wegen ihrer Anspannung so geirrt haben. Daraus wird Ihnen keiner einen Vorwurf machen. Im Gegenteil, meine Teure, Sie haben gut und richtig reagiert, auch wenn die Wahrheit, die Sie ja nicht ahnen konnten, später ans Licht trat.«
    »Toll, wie Sie das sagen, Mrs. Hurt.«
    »Das ist meine Überzeugung.«
    Ich platze, dachte die Frau aus London. Ich drehe hier bald noch durch oder schieße gegen die Decke. Das darf doch nicht wahr sein.
    Sie ballte die rechte Hand und schlug die Faust hart auf die Sessellehne. Eine dünne Staubwolke drang hervor, was Mrs. Hurt mit hochgezogenen Augenbrauen quittierte. »Ich habe keine Puppe gesehen. Dabei bleibe ich, und wenn Sie sich auf den Kopf stellen.«
    »Das will ich gar nicht.«
    Mit einem Ruck stand Fiona auf und bereute es noch in derselben Sekunde, denn der Kreislauf war noch leicht instabil. »Ich habe keine Lust mehr, hier bei Ihnen sitzen zu bleiben. Ich werde jetzt hoch in mein Zimmer gehen.«
    »Ja, das ist am besten. Legen Sie sich hin, denn morgen sieht die Welt bestimmt ganz anders aus.«
    »Wird sie nicht, verlassen Sie sich darauf.«
    Mrs. Hurt schaute ihren Gast schräg an. »Was wollen Sie denn tun, bitte schön?«
    »Ich werde…«, nein, dachte Fiona, so nicht. Ich werde es ihr nicht auf die Nase reiben. Das könnte nur Ärger geben. Sie ließ sich blitzschnell eine Ausrede einfallen. »Den Namen des Kindes kenne ich ja. Ich werde zu seinen Eltern gehen und mit ihnen sprechen. Wenn sie mir ihre Tochter zeigen, bin ich davon überzeugt, dass ich mich geirrt habe. So lange bleibe ich allerdings bei meiner Meinung, daran können auch Sie nichts ändern, Mrs. Hurt.«
    »Das hatte ich auch nicht vor.«
    Fiona nickte ihr zu. »Gute Nacht.«
    Die Wirtin hatte noch einen Einwand. »Werden Sie denn überhaupt schlafen können?«
    »Das lassen Sie mal meine Sache sein.«
    »Ich hätte Ihnen ansonsten eine Tablette gegeben. Sie haben schließlich einiges hinter sich. Da ist es nicht einfach, in einen tiefen, gesunden Schlaf zu fallen.«
    »Keine Sorge, ich packe das schon. Schließlich bin ich es gewohnt, auf, Tote zu treffen. Nur ein Kind hat mir in meiner Sammlung bisher noch gefehlt.«
    Dinah Hurt wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Sie entschied sich für keine der Möglichkeiten, sondern hob nur die Schultern und schaute zu, wie Fiona zur Tür ging.
    Sie drückte sich hinaus in den Flur, wo die Treppe zu den beiden Etagen führte. Sie waren den Pensionsgästen vorbehalten. Fiona hatte Telefon, und sie würde – egal wie spät es war – Glenda Perkins in London anrufen. Allerdings wollte sie nicht, dass die Wirtin etwas von ihrem Telefonat mitbekam. Deshalb ging sie laut und deutlich die Treppe hoch, ebenso laut bewegte sie sich durch den Gang und ließ letztendlich die Zimmertür hörbar zufallen.
    Tief atmete sie durch.
    Sie hatte das beste Zimmer, zu dem auch eine kleine Dusche nebst Toilette gehörte. Dort ging sie hin, schaltete das Licht ein, das im ersten Moment blendete, dann drehte sich die Frau in der kleinen Kabine um und wandte sich dem

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