Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0804 - Die Frau mit den Totenaugen

0804 - Die Frau mit den Totenaugen

Titel: 0804 - Die Frau mit den Totenaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
mit einem gelblich schimmernden Kalk eingerieben worden.
    Dafür hatte Fiona keinen Blick. Sie konnte immer nur auf die Augen schauen, die als weiße Totenlichter in den Höhlen lagen. Da sah sie keine Pupillen. Das Weiß der Augen füllte alles aus, sie waren einfach zwei kalt glänzende Flecken.
    Susy Carter schloss die Tür.
    Das darf nicht wahr sein!, schoss es durch Fionas Kopf. Das ist einfach verrückt, so etwas kann es nicht geben! Ich… ich bin doch nicht wahnsinnig …
    Susy schaute sich um. Allein die Bewegung reichte aus, um die Gedanken der Frau abreißen zu lassen.
    »Nun, was sagen Sie?«
    Fiona wusste, dass sie angesprochen worden war, nur hielt sie sich mit einer Antwort zurück. Es war ihr unmöglich, etwas zu sagen, diese Szene konnte nicht Wirklichkeit sein, sondern musste einfach einem Albtraum entsprungen sein.
    Susy ging einen Schritt.
    Dann blieb sie stehen.
    »Komm zu mir!«
    Susy nickte, als sie die Stimme der älteren Frau hörte. Sie setzte sich in Bewegung, und Fiona, die das Kind genau beobachtete, kam sich vor, als würde zwischen ihr und der so starren Kleinen ein dicker Schleier liegen, der vieles verzerrte.
    Susy schaute nicht zu Boden. Ihr Blick war ins Leere gerichtet, sie bewegte nicht mal den Kopf, allerdings ihre toten, weißen Augen, und mit ihnen schien sie alles wahrzunehmen, was sich in dem Zimmer abspielte.
    Es war seit ihrem Eintritt kälter geworden, das spürte Fiona genau. Nur war es keine normale Kälte, sondern eine völlig andere, die aus einer anderen Welt zu stammen schien. Sie kam aus der Tiefe, sie war das Grauen, und sie schien eine Botschaft für die Anwesenden zu haben.
    Ich hole dich… der Tod wartet auf dich … er hat bereits seine kalten Klauen nach dir ausgestreckt …
    So fühlte Fiona die Botschaft, die sie immer wieder malträtierte und ihre Furcht noch wachsen ließ. Sie zitterte am ganzen Leib, ihre Augen brannten, der Speichel hatte sich aus ihrem Mund zurückgezogen, und die Zunge lag dort wie ein trockener Schwamm.
    »Gefällt es dir?«, fragte James Hurt.
    Susy war stehen geblieben. Sie hatte sich umgeschaut und deutete ein Nicken an.
    »Das ist gut.«
    »Aber du bist nicht zufrieden?«, erkundigte sich Dinah Hurt mit lauernder Stimme.
    Wieder nickte sie.
    »Meinst du unseren Gast?«
    Auch diese Frage hatte Susy gehört und verstanden, denn sie drehte sich, und der Blick ihrer toten Augen richtete sich geradewegs auf Fiona Finley.
    Die Frau wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Erst nach einer Weile stellte sie fest, dass sie überhaupt nichts tun konnte. Sie war einfach überlastet.
    Nicht einmal Angst durchflutete sie. Es gab überhaupt kein Gefühl, das sie hätte erklären können, alles war so anders geworden und für sie nicht zu fassen.
    Sie saß in einem Block. Er bestand aus eisigen Platten, die sich an ihren Körper gepresst hatten und ihn immer mehr zusammendrückten. Sie konnte kaum Luft holen, und die nähere Umgebung war einfach wie weggewischt. Es gab nur die hässliche, kleine Tote, die sich nicht rührte und nur einfach schaute.
    »Susy meint Sie«, sagte der Mann. »Sie schaut nur Sie an, Fiona. Das muss etwas zu bedeuten haben.«
    Die Angesprochene gab keine Antwort. Es war ihr egal, was in der Umgebung ablief, sie hatte nur Augen für das kleine Wesen, das nicht mehr stehen blieb und auf sie zukam.
    Das Kind ging langsam.
    Es ließ sich Zeit, denn es wollte die Sekunden bis zum Erreichen des Ziels genießen. Susy ging, dennoch war sie kaum zu hören. Die kleinen Füße schienen über dem Boden zu schweben.
    Die Kälte nahm zu.
    Wie eine Wand hatte sie sich zwischen den beiden so unterschiedlichen Personen aufgebaut. Sie war wieder von einer Art, die Fiona nicht begriff. So eisig, so schrecklich, so grauenhaft, einfach nicht zu vertreten und zu akzeptieren.
    Das Kind strahlte sie aus.
    Oder nur die Augen?
    Fiona fand keine Antwort. Eines war sicher. Sie saß in ihrem Sessel, ohne auch nur den kleinen Finger rühren zu können. Die andere Kälte hatte sie steif werden lassen, und sie war praktisch zu einer Person aus Eis geworden.
    Sie saugte den Atem ein, ohne es zu merken. In ihrem Kopf rasten die Gedanken. Die Angst bohrte sich noch tiefer in ihren Magen und verwandelte sich in ein Messer mit glühender Klinge, dessen Spitze ihren Rücken traf.
    Susy blieb stehen. Da Fiona saß und sie stand, hatten beide ungefähr die gleiche Größe. Zudem stellte Fiona fest, wie nahe ihr dieses toten Wesen bereits gekommen war. Nicht

Weitere Kostenlose Bücher