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0805 - Der Echsenvampir

0805 - Der Echsenvampir

Titel: 0805 - Der Echsenvampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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katzbuckelte er vor Hartmann. Die Hauptsache war, dass er die Möglichkeit hatte, sich unauffällig in der Druckerwerkstätte aufhalten zu können. Alles andere musste zu diesem Zeitpunkt zurückgestellt werden.
    »Jetzt habe ich anderes zu tun, Bursche.«
    »Arthur«, wagte Arthur einen Einwand. »Mein Name ist Arthur.«
    Hartmann, der sich bereits umgedreht hatte, drehte in einer unendlich unwillig wirkenden Bewegung den Kopf. Zuerst meinte Arthur, Ärger in seinen Augen aufblitzen zu sehen, doch dann verschwand dieser. Hartmann verzog die Lippen zu einem breiten Grinsen, und wieder fielen Arthur die mächtigen, weiß leuchtenden Zähne auf. »Nun gut, ich habe anderes zu tun, Arthur.«
    Ein letztes Mal nahm Arthur das dicke, gelbliche Pergament in die Hände und hielt es gegen das letzte einfallende Sonnenlicht, sodass es zu leuchten schien. Dann verließ er die Druckerwerkstätte.
    Es war früher Abend, und viele Bürger eilten durch die engen Straßen der Stadt, die in den letzten Jahren auf eine weitere Art und Weise Ruhm in der gesamten zivilisierten Welt erlangt hatte: wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Druckkunst in den Zentren des Humanismus, die ein vorher völlig unscheinbarer Mensch namens Johannes Gensfleisch zu Guttenberg als seine Erfindung beanspruchte. Die Humanisten in aller Welt jubelten, und auch die Anhänger jener Reformation, die der Mönch Martinus Lutherus verbreitete, überschlugen sich vor Begeisterung.
    Allerorten verkauften sich Druckschriften, und Flugblätter wurden in vorher undenkbarer Zahl verbreitet, sodass bereits ängstliche Rufe laut wurden, man müsse in der Masse der gedruckten Worte früher oder später förmlich ertrinken.
    Arthur beobachtete die Entwicklung der Dinge mit scharfem Auge, denn auch für ihn konnte sich dadurch einiges ändern. Er hatte unter den Dämonen eine große Unruhe bemerkt - und er vermutete, dass diese eine weitaus größere Verbreitung der Heiligen Schrift befürchteten, als es bisher der Fall war. Wenn - und danach sah es derzeit aus - Buchdruckerkunst und Reformation eine Symbiose eingingen, konnte der Glauben eine völlig neue Kraft wider die Mächte der Dunkelheit erlangen…
    Doch letztlich war sich Arthur sicher, dass dennoch den Wenigsten wirklich die Augen geöffnet werden würden. Die Jagd auf die verderblichen Dämonen würde weiterhin die Sache weniger bleiben, und er als Auserwählter würde weiterhin zum Einzelkampf gezwungen sein.
    Denn er fühlte sich völlig allein, obwohl ihm seit einigen Jahren seine Blüte zur Seite stand. Johanna, die liebliche Johanna - es war ihm wie ein Wunder erschienen, als er ihr begegnet war. Ein Blick aus ihren sanften braunen Augen hatte genügt, ihn die unendliche Last der Erwählung wenigstens zeitweise vergessen zu lassen.
    Doch welche Überwindung hatte es ihn gekostet, ihr von seinem Kampf gegen die Höllenmächte zu berichten - und welche Überraschung war es gewesen, dass sie ihm nicht nur Glauben geschenkt, sondern ihn sogar unterstützt hatte.
    Dabei erwies sie sich als äußerst geschickt und listenreich, und mehr als nur einmal hatte sie sich tatkräftig ihrer Haut erwehrt. Die Zahl der Bestien, die sie persönlich vernichtet hatte, war mittlerweile Legion, und ihr Name sorgte in der Hölle für Zittern, wie es sein eigener tat.
    Krakeelend fielen zwei Männer aus dem Ausgang eines Wirtshauses. Sie stolperten die wenigen Stufen herunter. Arthur roch ihren nach billigem Wein stinkenden Atem und ging ihnen aus dem Weg. »He«, rief ihm einer der Trunkenbolde hinterher, »was fällt dir ein, uns im Weg herum zu stehen? Suchst du Streit, oder was?«
    Er beachtete die Provokation nicht und lief rascher. Er näherte sich der Gaststube, deren Wirt ihm begeistert erzählt hatte, dass man von einem der Gästezimmer aus sogar die Spitze des Doms sehen könne. Und wie es der Zufall wolle, so der Wirt, sei gerade dieses Zimmer momentan frei.
    Als Arthur jetzt wieder in die schlecht beleuchtete und übel riechende Schankstube eintrat, festigte sich seine Überzeugung, dass dies keinesfalls auf einem Zufall beruhte, sondern die Folge dessen war, dass niemand in diesem Stinkloch für ein Zimmer zahlen wollte, Doch ihm war es recht, denn er liebte die Unauffälligkeit. Und wo keine anderen Gäste waren, konnte auch niemand neugierige Fragen stellen.
    »Mein Freund!«, rief der beleibte Wirt und winkte mit seinen verfetteten Wurstfingern, »ein Glas Wein zum Abend?«
    »Später«, winkte Arthur ab.

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