0806 - Der Voodoo-Club
Suko und deutete auf ein Fenster.
Es war dunkel. Ein Fliegengitter klebte noch wie ein angerostetes Kunstwerk davor.
Ich ging die wenigen Schritte bis zu einer Tür, die offen stand. Ein müder Deckenventilator drehte sich und warf seine Schattenbilder auf den Boden. Kühle brachte er kaum.
Ich mußte den Kopf einziehen, als ich den Bau betrat. Er bestand nur aus einem Raum, dem Büro und auch dem Lager. Es war keine trennende Wand vorhanden.
Im Büro, an einem Schreibtisch, die alten Rostteile ausgeschlachteter Wagen wie Motoren, Lenkräder und Felgen im Rücken, hockte die Büroperle, und mir blieb beinahe die Spucke weg, denn mit einem derartigen Anblick hatte ich nicht gerechnet.
Die Frau sah toll aus.
Sie trug irgendwas Grünes als Oberteil, hatte die Beine soweit vorgestreckt, daß sie unter dem Schreibtisch hervorschauten und wir die weißen, glänzenden Leggins sahen, die ihr Fahrgestell wie ein Etui umschloss. Sie bewegte sich kaum, als wir auf den Schreibtisch zugingen, nur die Brille mit dem roten Gestell drückte sie etwas tiefer auf die Nase, damit sie uns aus prüfenden, sehr großen und auch sehr dunklen Augen anschauen konnte. Die Frisur war glatt und kraus zugleich. Auf dem Kopf glatt gekämmt, an den Seiten gelockt. An den Ohren baumelten zwei große Goldringe.
Ich lächelte der Frau mit der kaffeebraunen Haut entgegen und stellte mich vor, wobei ich anschließend fragte: »Sprechen Sie eigentlich Englisch?«
»Ja.«
»Wunderbar. Das ist übrigens Suko.«
Ich versuchte es mit einem Witz. »Dem Aussehen nach zu urteilen, können Sie nicht Pedro Miller sein.«
»Ach je, wie scharfsinnig. Ich bin Roberta Miller, seine Tochter. Haben Sie sich verirrt?«
»Nein, wir wollen zu Ihrem Vater.«
»Geschäftlich?«
»So kann man es nennen.« Mir war nicht der prüfende Blick entgangen, mit dem sie uns unter Kontrolle gehalten hatte. Es war kein freundlicher Blick, mehr ein sachlicher, mit einem Hauch von Spannung und jeder Menge Misstrauen darin.
Ich kannte nicht den Grund, doch ich stufte die Person als ziemlich gefährlich ein, hielt aber den Mund, weil ich über derartige Vermutungen keinesfalls sprechen wollte.
»Da ich allein hier sitze, werden Sie sich bestimmt ausrechnen können, daß mein Vater nicht hier ist.«
»Das hatten wir uns gedacht«, sagte Suko. Er schaute sich gelassen um und fragte wie nebenbei: »Wann kommt er denn zurück?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Nicht genau oder überhaupt nicht.«
»Mehr überhaupt nicht.«
»Hat er keine Zeit genannt?« Suko wollte sich nicht abwimmeln lassen und blieb am Ball.
»Nein, das hat er nicht.«
»Dann werden wir auf ihn warten.«
Das gefiel Roberta Miller nicht. Wir sahen es ihr an. Zuerst atmete sie tief ein, als wollte sie den Stoff ihres Oberteils sprengen. Dann raschelte sie mit irgendwelchen Papieren auf dem Schreibtisch und griff nach einem spitzen Brieföffner aus Metall, hielt ihn zwischen den Händen fest und machte den Eindruck, als wollte sie den harten Gegenstand jeden Augenblick mit einer wütenden Kraftanstrengung zerbrechen.
Ich deutete auf zwei Sessel mit zerschlissenem Stoff. »Können wir dort Platz nehmen?«
»Warum?«
»Wir müssen mit Ihrem Vater reden.«
»Das weiß ich, akzeptiere es auch, doch ich möchte Ihnen sagen, daß mein Vater und ich den Laden hier gemeinsam führen. Ich bin eingeweiht, Sie können mir Vertrauen schenken.« Jetzt lächelte sie.
Uns erschien es, als würde uns eine Schlange angrinsen.
»Das glauben wir Ihnen gern«, sagte ich, »aber Ihr Vater hat mit uns persönlich reden wollen.«
»Das hat er Ihnen gesagt?«
»Am Telefon«, bestätigte ich.
»Komisch.« Ihr Lächeln wurde noch breiter. »Sehr komisch. Ich wundere mich nur darüber, daß ich davon nichts weiß.«
»Das ist nicht unser Problem. Hat Ihr Vater Sie denn nicht eingeweiht?«
»Vielleicht habe ich es sogar vergessen«, erwiderte sie schulterzuckend. »Aber ich sage Ihnen gleich, daß mein Vater keine krummen Geschäfte betreibt.«
»Davon haben wir auch kein Wort gesagt«, sagte Suko.
»Stimmt, aber es hat sich beinahe so angehört.« Ihr Blick wurde wieder kalt. Sie ließ den Brieföffner fallen und sagte: »Tut mir leid, aber ich muß mich wirklich um meine Arbeit kümmern.«
»Wir werden Sie nicht stören«, sagte Suko.
Für einen Moment schaute sie uns an, als wollte sie Bluthunde auf uns hetzen. Dann schloß sie den Mund und senkte den Blick. »Nun ja, ich möchte es Ihnen nicht
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