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0807 - Universität der Dämonen

0807 - Universität der Dämonen

Titel: 0807 - Universität der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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»Wie meinen Sie das?«
    »Ihre Leistungen sind beachtlich - aber doch nur von einem gewissen Standpunkt aus!«
    »Was?« Dumuel war nicht mehr irritiert.
    Er war sauer.
    Zamorra holte tief Luft, die, wie er amüsiert feststellte, in diesem Labor tatsächlich etwas nach Schwefel roch und damit dem Klischee bemerkenswert nahe kam.
    »Nun ja, ich denke nicht, dass mir ein Mitglied dieses Lehrkörpers intellektuell wirklich das Wasser reichen kann. Ihre eigene Überlegenheit manifestiert sich doch derzeit nur in der Tatsache, dass Sie mich zugedopt haben. Doch ich will Folgendes behaupten: Selbst in diesem Zustand werde ich in einer jeden wissenschaftlichen Diskussion gegen jedes Mitglied Ihres höllischen Kollegiums siegen. Am Ende werden Sie meine Brillanz neidvoll anerkennen müssen.«
    Dumuels Selbstzufriedenheit hatte einen erkennbaren Knacks bekommen.
    »Das ist doch absurd«, brachte er schwach hervor.
    »Wissen Sie, was mir da einfällt?«, fuhr Zamorra fort. »Wenn ich es mir recht überlege, dann haben Sie alle mich nur angelockt, um Ihrer Universität erstmals überhaupt so etwas wie akademischen Glanz zu verleihen und um meine Erkenntnisse als die Ihren ausgeben zu können. Ja, ich glaube, das ist es: Im Grunde Ihrer verdorbenen Herzen sind Sie alle nur eine Bande verlogener Plagiatoren!«
    Dumuel schnappte nach Luft. Dass er seinem höchsten Vorgesetzten vor Kurzem einen vergleichbaren Vorwurf gemacht hatte, schien ihn nicht zu kümmern. Er fühlte sich offenbar tatsächlich gekränkt.
    »Ich… das kann ich nicht…«
    Zamorra überwand sich und tätschelte dem Besessenen die Schulter. Der starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an.
    »Ich weiß, dass Sie nicht können, verehrter Kollege«, meinte Zamorra jovial. »Das ist ja das Problem Ihres gesamten Kollegiums.«
    »Moment!«
    Die Stimme war von hinten gekommen, schneidend und sehr laut. Zamorra drehte sich langsam und mit süffisantem Lächeln herum. Er hatte die Stimme erkannt. Rösen. Darauf hatte er spekuliert. Der Professor musste mitgehört haben, hoffentlich schon länger.
    »Ah, Professor Dr. Rösen! Ein schönes Beispiel für meine Beweisführung! Wie war das noch mit Ihrer Doktorarbeit und dem Ghostwriter…«
    Es erklang das Schnaufen einer anlaufenden Dampfmaschine. Dumuel wiederum wirkte plötzlich ausgesprochen blass. Zamorra ließ den erbosten Präsidenten nicht zu Wort kommen. Jetzt musste er dran bleiben!
    »Aber lassen Sie uns die Beweisführung doch zu einem Abschluss bringen, lieber Kollege!«, sprach er wieder Rösen direkt an. »Ich schlage ein Kolloquium vor, zu einem Thema, das Sie alleine auswählen. Wir werden uns darüber austauschen, unsere Hypothesen aneinander messen, und wenn wir am Ende sind, wird eine Jury entscheiden, wer klarer und überzeugender argumentiert und das größere Fachwissen angebracht hat! Das sollte doch vor der Erteilung eines Lehrauftrages - und dazu noch eines unkündbaren! - eigentlich möglich sein!«
    »Ich bin dafür«, zischte Dumuel. »Wir wählen ein Thema aus einem Bereich, für den Sie ausgewiesen sind, der Fairness willen!«
    Zamorra war es nun, der seine Überraschung verbergen musste. War da wirklich ein Rest an akademischer Fairness vorhanden? Gab es auch hier einige ungeschriebene Regeln, an die man sich zu halten hatte?
    Zamorra fand diese Erkenntnis eher beängstigend, auch wenn sie ihm jetzt gut passte. Dann aber fiel ihm ein, was Cora über das Academium erzählt hatte. War dies wahr, dann konnten diese Dämonen gar nicht anders, als grundsätzliche wissenschaftliche Regeln zu befolgen, da das Academium seine Gunst offenbar auf eine etwas verquere Weise objektiv verteilte.
    Rösen schnaufte erneut, aber diesmal klang es zustimmend. Dann erklärte der Präsident: »Wir bereiten alles vor und fangen sofort damit an! Ihnen scheint es ja wieder gut zu gehen!«
    Zamorra schenkte Rösen ein süffisantes Lächeln. »Nun, so ganz beieinander bin ich noch nicht - aber für Sie wird es reichen, Rösen!«
    Erwartungsgemäß sprang der Besessene sofort darauf an. »Zamorra, Sie überschätzen sich! Dies wird Ihr Waterloo werden, machen Sie sich darauf gefasst!«
    Zamorra lächelte dünn. »Napoleon war vor der Schlacht auch zuversichtlich. Und was hat es ihm genützt?«
    Rösen drehte sich auf dem Absatz um.
    ***
    Schoenmeister hatte seine Vorkehrungen getroffen. Als Rösen ihn in die Jury dieses denkwürdigen Wettbewerbs berufen hatte, war ihm klar geworden, dass eine Schicksalsstunde

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