0807 - Universität der Dämonen
schwarzmagisches Amulett, das darauf ausgelegt ist, wissenschaftliche Forschung und entsprechenden Ehrgeiz zu fördern.«
»Das müssen Sie mir erläutern, Cora.«
»Ich habe schon erlebt, dass während Seminaren nach sehr guten Referaten die Macht der Dämonen, die die entsprechenden Wirte bevölkern, überproportional gestärkt wurde. Andererseits wurden Dämonen, die etwa bei einer mündlichen Prüfung kläglich versagten, beinahe um ihre Kontrolle des Wirts gebracht.«
»Ich verstehe nicht ganz.«
»Das Academium treibt die Dämonen an, um sie zu Höchstleistungen zu bewegen. Es ist ein Element der Macht genauso wie eines der Disziplin. Dabei gewährt es parallel ein ungeahntes Maß an Freiheit, solange diese auf eine Wissensdisziplin gerichtet ist.«
»Okay, Cora. Ich verstehe…«
»Ich vermute, dass die Gesamtmacht des Academiums die Summe aller wissenschaftlichen Fortschritte dieser Einrichtung repräsentiert. Daher gibt es hier einen starken Druck, auf keinen Fall zu versagen.«
Zamorra nickte. Das alles klang in der Tat verheißungsvoll. »Wenn es also gelingt, jemanden mit Macht in eine Position zu bringen, bei der er sozusagen ›verliert‹, wird der Einfluss des Academiums schwächer.«
»Richtig, Professor. So sehe ich es auch.«
»Es könnte demnach sogar sein, dass - wenn derjenige, der in der universitären Hierarchie am weitesten oben steht, einmal grandios scheitert - sich der Energiefluss aus dem Amulett deutlich senkt und generell die akademische Dämonenwelt schwächt!«
Cora nickte eifrig. »Daran habe ich ebenfalls schon gedacht. Wenn das Academium geschwächt ist und Sie sich besser konzentrieren können, dürfte es möglich sein, das Amulett zu vernichten - aber das können Sie besser einschätzen als ich.«
Zamorra war sich nicht sicher, wenngleich es nach einer Chance klang. Es war ihm klar, dass, solange ihn jede Konzentration erhebliche Kraft kostete, er zu wenig zu gebrauchen war. Cora hingegen schien ein realistisches Bild von ihrer Umgebung zu haben und zeigte eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit. Zamorra kam nicht umhin, sich von der jungen Frau beeindruckt zu zeigen.
»Dann versuchen wir es«, sagte er schließlich. »Ich werde hier warten und auf ein Nachlassen der mentalen Lähmung warten. Von hier fortlassen wird man mich wohl nicht. Doch ich muss Rösen entsprechend herausfordern und ihn besiegen, um tatsächlich einen Effekt hervorzurufen - wenn unsere Theorie stimmt.«
»Ja«, bestätigte Cora. »Und Sie werden möglicherweise dazu bald Gelegenheit bekommen.«
»Aber wie?«
»Ich denke, dass Dumuel schnell Ergebnisse liefern muss. Rösen zeigt ein starkes Kontrollverhalten, er wird sich irgendwann persönlich vergewissern wollen. Dann müssen Sie ihn herausfordern!«
»Also bleibt mir jetzt nicht viel anderes, als in Ruhe abzuwarten.«
Cora nickte. »So ist es, Professor. Der richtige Zeitpunkt wird kommen…«
Zamorra seufzte und entschied sich, seinem eigenen Ratschlag zu folgen. Er schloss wieder die Augen und versuchte, sich zu entspannen.
Es war furchtbar, so hilflos zu sein. Aber das musste ja nicht so bleiben…
***
Eine dämonische Bibliothek hatte etwas Spezielles, wie Zamorra feststellen durfte. Sie wirkte einerseits wie eine durchschnittliche Institutseinrichtung, mit vielen Regalen, einigen Lesetischen und einer Büroecke. Offenbar nicht auf dem modernsten Stand, hatte man hier noch große Karteikästen stehen. Und doch war die Atmosphäre hier anders.
Andere Bibliotheken weckten in Zamorra stets das Verlangen, sich stundenlang in das versammelte Wissen zu versenken, doch dieser Raum hier ließ ihn kalt. Das war umso seltsamer, als dass viele der Bücher hier alte Folianten zu sein schienen, ehrwürdige Zeugnisse längst vergangener Zeiten.
Nichts liebte Zamorra mehr, als die oft mit großer Mühe hergestellten alten Werke aufzuschlagen, den angenehmen Duft alten Papiers einzuatmen und die kunstvoll verzierten Schriften zu studieren. Mit den Fingerspitze über geprägte Ledereinbände zu gleiten, das war gleichzeitig ein intellektuelles wie körperliches Lustgefühl. Waren Bücher heute ein industrielles Massenprodukt, so strahlte jedes der alten Werke Individualität aus, war etwas Besonderes, dem man sich mit Respekt nähern sollte.
Gerade im Bereich von Magie und Okkultismus gab es viele uralte Werke, die noch der Entdeckung harrten, und Zamorra hatte immer viel mit diesen Aufzeichnungen zu tun gehabt. Die Bibliothek hier war voll
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