Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0807 - Universität der Dämonen

0807 - Universität der Dämonen

Titel: 0807 - Universität der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
Vom Netzwerk:
nun anders wahrnehmen und Dinge sehen, die sie vorher nicht gesehen haben. Das bedarf der Gewöhnung. Ein Tapetenwechsel wird Ihnen helfen.«
    »Ich könnte hier mit Schoenmeister…«
    »Blödsinn!« Nun war Schärfe in Zamorras Tonfall. Die junge Frau zuckte zusammen. Der Professor ahnte, dass sie bei allem Pragmatismus ihres Wesens doch noch einige Flausen in ihrem Kopf hatte, die es auszutreiben galt. »Schoenmeister kontrolliert seinen Dämon nicht. Er hat mit ihm einen Handel geschlossen. Er ist mit ihm eine Verbindung eingegangen, die möglicherweise mehr ist als das Verhältnis von Herrscher und Beherrschtem. Ich werde ein Auge auf ihn haben und hoffe, niemals wieder eingreifen zu müssen. Aber er hat seine eigenen Ziele und Absichten. Sie mögen nicht notwendigerweise ›böse‹ sein, aber es sind definitiv nicht Ihre Ziele. Hängen Sie sich nicht an ihn.«
    Zamorra blickte Cora tief in die Augen. Er war sich sicher, dass sie das verstanden hatte. Nun musste sie noch etwas einsehen.
    »Hängen Sie sich nicht an mich, Cora. Ich habe möglicherweise auch andere Ziele und Absichten. Sie müssen selbst herausfinden, wohin Ihre Reise geht.«
    ***
    Zamorra stand mit seinem Koffer in der Hand auf dem kleinen Bahnhof und sah Norbert, dem Hausmeister, nach. Der kleine Mann mit der größer werdenden Glatze war zum Schluss sehr schweigsam gewesen. Unvermittelt war er Angestellter einer Universität voller verwirrter, weinender, entsetzter oder gar verzweifelter Menschen gewesen.
    Den Hausmeister hatten die Dämonen für nicht wichtig genug erachtet, einen der ihren für ihn »abzustellen«, und so hatte Norbert zwar mittendrin, aber doch im Endeffekt außen vor gestanden. Die praktische Schläue des Mannes hatte ihm wohl gesagt, dass die lahmen Erklärungen über »Massenpsychosen« oder »ausgetretene Dämpfe aus dem Chemielabor« die seltsamen Verhaltensweisen nur schlecht erklärten, aber er hatte nicht weiter nachgefragt. Zamorra war für die Stille im Wagen dankbar gewesen, als Norbert ihn zum Bahnhof gefahren hatte.
    Zamorra hatte genug mit sich selbst zu tun. Er erinnerte sich an seine Gedanken, als er hier angekommen war. Eine Rückkehr zu seinen Wurzeln, wenn man so wollte, und auch die Befriedigung eines Bedürfnisses, das ihn immer wieder an Universitäten zu Gastvorträgen trieb. Und nun, konfrontiert mit dieser Universität der Dämonen, stellte sich für Zamorra erneut die Frage, welche Entscheidung damals die richtige gewesen war oder wäre.
    Angesichts der Tatsache, dass er möglicherweise auf dem Weg einer akademischen Karriere doch wieder mit der Höllenwelt in Kontakt getreten wäre - und das dann möglicherweise unvorbereitet -, bestätigte ihn in seiner Entscheidung, damals den Kampf gegen diese unheilvollen Mächte aufgenommen zu haben. Diese Episode war hilfreich gewesen, denn sie hatte ihn daran erinnert, wer er wirklich war und wohin seine Bestimmung ging. Es war gut, sich das selbst immer einmal wieder vor Augen zu führen, und so war Zamorra den Dämonen fast dankbar, dass sie ihm die Gelegenheit dazu gegeben hatten.
    Der Zug kam.
    Zamorra stellte sich an den Bahnsteigrand.
    So bald, dessen war er sich allerdings bewusst, würde er keiner Bitte um ein universitäres Engagement mehr nachkommen. Davon hatte er für die erste Zeit erst einmal genug.
    Ein Waggon kam quietschend vor ihm zum Stillstand.
    Zeit, zu gehen.
    ENDE
    [1] Abkürzung für »Erstsemester«
    [2] Siehe Professor Zamorra Nr. 800 »Luzifers Höllenfestung«, Professor Zamorra Nr. 804 »Das Teufelstor«

Weitere Kostenlose Bücher