0807 - Universität der Dämonen
Aktivitäten zu verfolgen. Ich drohe nicht, ich stelle fest. Ich bin die Behörde, auf die Sie achten sollten.«
Schoenmeister hatte nichts anderes erwartet. Cora nickte unmerklich. Die Studentin wirkte fast erleichtert. Vielleicht hatte sie doch etwas Angst vor ihrer eigenen Courage bekommen und war froh, wenn jemand da war, der auf sie aufpasste. Zamorra meinte seine Ankündigung ernst. Er würde die Beiden nicht vergessen.
Er würde das alles hier nicht vergessen. So bald nicht.
***
Bevor er abgereist war, hatte er sich doch noch einmal mit Cora getroffen. Zamorra erkannte, dass die junge Frau vom Strudel der Ereignisse immer noch tief beeindruckt war, und das würde sicher auch noch eine Weile so bleiben. Er selbst konnte nur schwer ermessen, wie es war, in einer Form von Koexistenz zu leben, wie sie Cora für sich gewählt hatte. Er würde auf jeden Fall viele Fragen haben.
Zamorra hatte seine Habseligkeiten gepackt und wartete im Grunde nur darauf, dass ihn Norbert, der Hausmeister, abholte. Polizei und Rettungsdienste waren bereits wieder verschwunden, und es hatte sich eine fast schon wieder bedrückende Stille über den Campus gelegt. Wo sonst Pärchen über die Kieswege flanierten, die die Fakultätsgebäude verbanden, wehte jetzt nur der Sommerwind.
Die Behörden waren mit erstaunlicher Effektivität vorgegangen. Diejenigen der ehemals Besessenen, die ernsthaft aus dem psychischen Gleichgewicht geraten waren, wurden in stationäre Behandlung überwiesen. Viele hatten die schrecklichen Dinge, die sie als willfährige Werkzeuge der Dämonen erlebt hatten, entweder vergessen oder verdrängt. Diese hatten das glücklichere Schicksal getroffen, wirkten nur desorientiert, als hätte jemand ein Stück aus ihrem Leben herausgerissen. Über die Spätfolgen vermochte Zamorra nur zu spekulieren, er befürchtete, dass sich bei manchen eine Verdrängung nicht als dauerhaft erweisen würde. Albträume waren das Mindeste, was diese Menschen zu erwarten hatten.
Zamorra war es gelungen, die eigentliche Bedrohung zu besiegen und den Besessenen ihre Freiheit zurück zu geben, aber diese Freiheit mochte nun ihre eigenen Schrecken mit sich bringen.
Cora wirkte nicht erschreckt, sie machte einen eher nachdenklichen Eindruck. Das leichte Sommerkleid, in dem Zamorra sie das erste Mal angetroffen hatte, hatte sie eingetauscht gegen einen schwarzen Pullover und eine schwarze Jeans.
»Sie reisen ab«, stellte die Studentin fest.
Zamorra nickte nur.
»Werden Sie zurückkehren?«
»Ich hoffe nicht. Dieser Ort hinterlässt auch bei mir keine allzu angenehmen Erinnerungen. Werden Sie denn bleiben?«
Cora zögerte mit einer Antwort. Ihr Blick glitt an Zamorra vorbei und verlor sich kurz in undefinierbare Ferne.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte sie leise. »Meine Erinnerungen sind noch unangenehmer, und doch fühle ich mich den Menschen hier verpflichtet.«
»Sie können niemandem helfen!«, sagte Zamorra. »Sie sind keine Psychologin und die Tatsache, dass Sie Ihren Dämonen besiegt haben, müssen Sie für sich behalten. Wem wollen Sie helfen?«
Cora starrte Zamorra mit einer Mischung aus Irritation und Verärgerung an, dann aber nickte sie. »Sie haben Recht, Professor. Ich mache mir möglicherweise etwas vor. Was schlagen Sie also vor?«
Zamorra zuckte mit den Schultern. »Cora, Sie sind erwachsen und haben einen Weg gewählt. Ich kritisiere Sie nicht dafür, aber jetzt fangen Sie lieber so schnell wie möglich damit an, Ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen.«
»Aber außer mit Ihnen kann ich mit niemandem über meine… spezielle Situation sprechen!«, wandte Cora ein. Ihre Worte klangen nicht verzweifelt, eher abwesend, als würde sie nur etwas sagen, um Zeit für eigene Gedanken zu gewinnen.
»Sie können gerne mit mir sprechen«, meinte Zamorra begütigend. »Aber ich werde Ihnen auch nicht viel sagen können. Leben Sie ein Leben, das es Ihnen ermöglicht, Respekt vor Ihrem eigenen Tun zu empfinden.«
Cora lächelte etwas abschätzig. »Wie oft haben Sie den Spruch schon aufgesagt, Professor?«
Zamorra erwiderte das Lächeln. »Gar nicht so oft. Sagt man ihn zu häufig, verwässert das möglicherweise die tiefe Wahrheit, die in ihm steckt.« Er erhob sich und sah auf die Uhr. »Ich gebe Ihnen dennoch einen Rat.«
»Ich höre.« Auch Cora erhob sich.
»Verlassen Sie diesen Ort. Wenn Sie Ihr Studium fortsetzen wollen, dann woanders. Testen Sie sich selbst in Ihrer neuen Situation. Sie werden die Realität
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