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0807 - Universität der Dämonen

0807 - Universität der Dämonen

Titel: 0807 - Universität der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Blöße. Es war nur eine hingeworfene Bemerkung, ein leiser Halbsatz, fast unhörbar - aber nur fast! - und eigentlich nicht wichtig. Zamorra hatte auf Rösens Intelligenz spekuliert, und seine Rechnung ging auf. Der Widersacher erkannte den Gehalt der Worte, sezierte sie sofort, identifizierte den Widerspruch, operierte den Fehler heraus und konterte mit einer Diagnose.
    Ein Schauer an Worten regnete auf Zamorra hinab, drückte auf seine Schultern wie ein tropischer Gewittersturm. Die Phalanx drohte zu brechen, Schwerter splitterten unter den neu gruppierten Bataillonen aus dem Verstand des Besessenen.
    Das Academium erhellte sich, pulsierte, entsandte Energie, die Rösen sichtlich belebte. Der Konterangriff begann, machte Boden gut, stapfte über die Leichen der Gefallenen, deren Scheitern im Fortgang des Duells bereits zu verblassen begann.
    Erinnerung war kurz in diesem Schlagabtausch, es war der Fluss der Gedanken, die aktuelle Spitze gegen Spitze, die in der Wahrnehmung der Zuhörer dominierte. Und diese Wahrnehmung war groß. Atemlose, fast andächtige Stille begleitete den Austausch, niemand wagte, auch nur eine Bemerkung in den Saal zu werfen, es gab kein Husten, kein Scharren mit den Füßen.
    Auf den Gesichtern der Jury spiegelte sich Konzentration, aber auch Begeisterung, offene Freude über dieses wunderbare Kräftemessen. Die Freude wurde sichtbar aus den menschlichen wie diese überlagernden dämonischen Zügen, es war eine gemeinsame Leidenschaft, die dort entfesselt und genossen wurde.
    Das Academium erstrahlte, als Zamorras intellektuelle Bataillone zurückwichen. Sie flohen nun fast vor Rösens Konterangriff, lockten seine argumentativen Spitzen in eine sorgsam vorbereitete Falle.
    Zamorra tat, als würde er einknicken, seine Niederlage eingestehen, diese Runde an Rösen gehen lassen.
    Sein Kontrahent triumphierte. Eine Aura schwarzmagischer Macht schien seinen Körper zu umspielen.
    Er machte einen Schritt zurück, verschränkte die Arme vor seinem eingefallenen Brustkorb und ein breites, gönnerhaftes Grinsen strahlte hervor.
    »Nun, verehrter Kollege«, sagte er ölig, »damit wäre dieser Punkt ja wohl geklärt.«
    Andächtige Stille senkte sich über die Versammlung. Alle Augen richteten sich auf Zamorra, der sich bemühte, einen eher kläglichen Eindruck zu machen. Er raufte sich die Haare, knetete seine Wangen und schaute etwas unstet über die Menge, als wolle er von dieser Unterstützung erbitten.
    Dann ergriff er das Wort.
    »Nun, Professor Dr. Rösen, ich bin in der Tat sehr beeindruckt. Ich habe den Mund wohl etwas zu voll genommen.«
    Man sah Rösen an, dass er diese Wort aufsog wie ein Schwamm das Wasser. Auch das Academium belohnte Rösen mit einem weiteren Schauer an Energie.
    Zamorra legte nach. »Ich habe meine eigenen Fähigkeiten möglicherweise überschätzt. Bin ich es wirklich wert, an dieser Einrichtung zu lehren? Das ist natürlich eine Entscheidung, die ich der Jury zu überlassen habe. Letztendlich muss ich mit mir selbst ausmachen, ob ich mehr von mir hätte erwarten sollen.« Zamorra schüttelte bekümmert den Kopf. »Aber, so ganz habe ich die Hoffnung noch nicht verloren!« Er wurde nun lauter, und die Festigkeit kehrte in seine Stimme zurück. Rösen, der sehr wohl wussste, wie sehr ihm Zamorra zugesetzt hatte, bekam einen alarmierten Ausdruck in seinen Augen. »Ein letztes Argument will ich noch vorbringen, und wenn es nicht fruchtet, dann werde ich mich geschlagen geben!«
    Rösen stellte sich breitbeinig hin, wie ein Cowboy, der zu einem Pistolenduell antrat.
    Zamorra holte aus, mit knappen, präzise gesetzten Worten. Die Falle, in die Rösen unachtsam, getragen vom Schwung seines Triumphes, getappt war, schnappte zu. Zamorras Sätze umzingelten die Behauptungen Rösens wie hungrige Tiger ein Rudel Antilopen, und als Zamorra die letzte argumentative Lücke in seiner kunstvollen Komposition geschlossen hatte, schossen diese Tiger vor und begannen Rösens Beweisführung förmlich zu zerfleischen.
    Der Universitätspräsident zuckte wie ein geschlagenes Tier zusammen, wand sich erneut, doch in seinen Augen flackerte erstmals ernsthafte Furcht - und die Erkenntnis, letztendlich doch verloren zu haben.
    Das Academium teilte seine Einschätzung, ließ den Energiestrom verdorren, zog sich in sich zurück. Zielsicher ergriffen die Argumente Zamorras die Reste der panisch umherlaufenden Hypothesen Rösens, um sie in einem rhetorischen Höhepunkt, einem Blutrausch gleich,

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