0807 - Universität der Dämonen
vorbereitet«, erläuterte der Hausmeister.
Zamorra nickte lächelnd. »Vielen Dank.«
»Dort entlang, erster Stock, es ist ausgeschildert.« Und damit machte sich Norbert auch schon auf den Weg.
Zamorra stieg die Stufen empor. Für einen Augenblick wurde seine Aufmerksamkeit durch eine Studentin abgelenkt, die schwarzen Lippenstift, eine zum Minirock umfunktionierte Krawatte und eine Art Latexband als Oberteil trug.
Er versuchte sich zu erinnern, ob es derlei auch zu seiner Studentenzeit gegeben hatte, kam aber zu keinem abschließenden Ergebnis. Jedenfalls beeindruckte ihn das Outfit dermaßen, dass er beinahe gegen das geschlossene Portal gelaufen wäre, hätte sich dieses nicht zeitgemäß mit einem leisen Summen automatisch geöffnet.
Offenbar pflegte man den Anschein des Altehrwürdigen nur so lange, wie es keiner körperlichen Anstrengung bedurfte. Die Vincent-Universität finanzierte sich als private Bildungseinrichtung durch Studiengebühren sowie zu einem beträchtlichen Anteil aus Zuwendungen von…
Irritiert blieb Zamorra stehen und runzelte die Stirn.
Bis eben war er sich sicher gewesen, zu wissen, wer der großzügige Mäzen war, der den Zugang zu diesen Hallen für Studierende bezahlbar machte.
Aber nun wollte es ihm partout nicht mehr einfallen. Mehr noch, er war sich gar nicht sicher, ob er es je wirklich gewusst hatte.
Erst als Zamorra merkte, dass er mit starrem Blick im großen Foyer des Universitätsgebäudes stand und damit die Aufmerksamkeit der Umstehenden auf sich zog, schüttelte er den Gedanken ab, erspähte den Wegweiser zum Büro des Präsidenten und beschloss, diese Frage für unwichtig zu halten.
Er erklomm die Treppe.
***
Im Vorraum des Büros saß eine Sekretärin. Zamorra hatte im Verlaufe seiner Tätigkeiten für diverse Universitäten die Erfahrung gemacht, dass es in solchen Einrichtungen zwei Arten von Sekretärinnen gab.
Die einen, meist mittleren Alters, waren oft gewichtige Matronen, die heimlichen Beherrscher der Fachbereiche und Institute, an denen nichts vorbeiging, ohne die nichts entschieden wurde und denen tiefer, oft ängstlicher Respekt von jedermann entgegengebracht wurde - und das zu Recht. Sie zogen die Fäden im Hintergrund und übten reale, nicht nur angenommene Macht aus.
Die hinter dem Schreibtisch sitzende Frau - Zamorra entzifferte ein »S. Weissmüller« auf dem Namensschild - gehörte zur zweiten Kategorie: gekleidet in Jeans, einer silbrigen Plastikweste, blau glänzend beschichteten Turnschuhen und mit einem gigantischen Sandwich vor sich, das, hiesiger Tradition entsprechend, mit reichhaltig Fleischkäse belegt war, wedelte sie Zamorra müde zu und hielt nicht im Kauen inne. Innerlich seufzend sprach er sie an.
»Ich bin…«
»Hmjamhm«, unterbrach sie und starrte auf einen Berg unordentlicher Notizzettel vor sich. Dieser war halb von einem Dessouskatalog bedeckt. Neben einem Ketchupfleck, der sich bereits vor Wochen in die Plastikmatte eingearbeitet haben musste, fand sich ein Zettel mit Zamorras Namen, falsch geschrieben, wie der Gast unschwer feststellen konnte.
»Der Präsident erwartet Sie«, brachte Fräulein Weissmüller schließlich hervor und taxierte den Besucher. Der rasch erlöschende Glanz in ihren Augen legte nahe, dass sie das Interesse an ihm bereits verloren hatte. Sie biss herzhaft in das Sandwich und grunzte.
Zamorra nahm dies als Aufforderung und öffnete die polsterbeschlagene Tür, auf die Fräulein Weissmüller mit einer Sandwichecke wies.
Das Büro dahinter war gediegen ausgestattet, ebenso wie die Hand, die sich Zamorra entgegenstreckte, als er dem Präsidenten entgegen trat. Sorgfältig manikürt, rosige, frisch aussehende Haut, passend zum aparten Männerduft, der in die Nase des Professors drang.
Professor Dr. Christoph Rösen achtete auf sein Äußeres, das musste man ihm lassen. Der Anzug saß perfekt, auch über dem erkennbaren Bäuchlein, kein Stäubchen auf dem Revers. Der Mahagonischreibtisch war von klinischer Sauberkeit.
Zamorra hatte fast Angst, sich in den Besuchersessel niederzulassen, denn das schwarze Leder glänzte wie frisch poliert.
»Ich bin sehr froh, dass Sie der Einladung unserer Fakultät gefolgt sind«, eröffnete Rösen das Gespräch.
Aus einem Humidor holte er eine dicke Zigarre hervor, bot Zamorra an, der dankend ablehnte. Bald erfüllte duftender Zigarrenqualm das Büro.
»Professor Schoenmeister wird gleich zu uns stoßen.« Schoenmeister war der Chef der juristischen
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