0809 - Dämonenverschwörung
Ruckartig riss er das Lenkrad nach rechts und wechselte die Spur. Der Lincoln war plötzlich neben ihnen und drängte sie eine weitere Fahrbahn nach rechts ab. Zamorra gab wieder Gas und wollte links an dem anderen Fahrzeug vorbeiziehen, musste aber plötzlich feststellen, dass er sich auf einer Rechtsabbiegerspur befand, die geradeaus in einer Verkehrsinsel mit entsprechendem Schilderwald mündete. Der Lincoln beschleunigte und hielt Zamorra davon ab, erneut die Spur zu wechseln.
»Bremsen!«, schrie Nicole entsetzt, als die Insel immer näher kam.
Zamorra wollte instinktiv auf die Bremse treten, doch ein weiterer Blick in den Spiegel hielt ihn davon ab, denn hinter ihm befanden sich weitere Wagen, die bei einer Vollbremsung unweigerlich auf ihn auffahren würden. Er verringerte das Tempo und musste wohl oder übel dem Verlauf der Abbiegerspur folgen. Wehmütig blickte er über seine Schulter und sah, wie der Lincoln Continental seine Fahrt auf dem Oakland Park Boulevard beibehielt. Zamorra machte sich keine Illusionen. Ehe er auf der großen, sechsspurigen Straße gewendet hatte und sich wieder auf dem Oakland Park befand, waren sowohl Cyrana Sethrals auch der Verfolgerwagen längst über alle Berge.
Professor Zamorra hielt rechts an und fuhr auf den Parkplatz eines McDonald's Restaurants, wo er den Dodge ausrollen ließ.
»Hast du Hunger?«, fragte er seine Partnerin mit einem müden Lächeln.
Nicole rollte die Augen. »Das war der bisher schlechteste Witz, den ich je von dir gehört habe.«
»Was ist mit Bancroft?«
Nicole schlug sich eine Hand gegen die Stirn und nahm das Handy vom Schoß auf. Den Sheriff schien sie bei der Verfolgungsjagd vergessen zu haben. Sie reichte das Telefon an Zamorra weiter, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass die Verbindung tatsächlich zustande gekommen war.
»Jerome, bist du dran? Du warst nicht am Treffpunkt.«
Als Bancroft antwortete, klang seine Stimme gepresst. »Ich bin im Büro meines Kollegen von Broward County. Er war nicht sehr glücklich über meine Ermittlungen in seinem Revier. Vermutlich haben die Typen vom FBI seinen Leuten was gesteckt.«
»Dir sind also die Hände gebunden«, vermutete Zamorra.
»Leider. Sorry, dass ich euch da mit reingezogen habe und euch jetzt im Stich lasse. Nehmt euch vor den FBI-Heinis in Acht, Zamorra. Ihr Boss scheint ein gewisser Kyle Payne zu sein. Aber die haben etwas an sich, dass… Ich weiß nicht.«
»Du denkst, es könnten Dämonen sein?«
»Wie gesagt, ich bin nicht sicher«, antwortete Bancroft.
»Wir werden schon klarkommen, Jerome. Aber du schuldest uns ein paar Urlaubstage. Und was Robert uns schuldet… der wird sich noch auf einiges gefasst machen können.«
Zamorra beendete das Gespräch und sah Nicole an. Ihr Blick sprach Bände. Aber auch sie wusste, dass Bancroft nichts dafür konnte. Er war einem Verbrechen auf der Spur gewesen, hatte seinen Zuständigkeitsbereich übertreten und war Schachmatt gesetzt worden. Nun lag es allein an Zamorra und Nicole, die Kastanien aus dem Feuer zu holen.
»Was jetzt, mon cher?«
Der Professor spielte in Gedanken verloren an dem glänzenden Amulett, das um seinen Hals hing.
»Zurück zu Seths Haus«, entschied er. »Irgendetwas müssen wir dort finden.«
***
Interstate Highway 95, Richtung Palm Beach
Aufmerksam blickte Diana Crowe in den Rückspiegel des Lincoln Continental, konnte aber nirgends ihre Verfolger ausmachen. Wahrscheinlich hatten sie nach der dramatischen Abdränglungsaktion aufgegeben oder ihre Spur verloren.
Crowe lächelte triumphierend. Der Punkt ging eindeutig an sie. Natürlich wusste sie, wen sie da von der Straße gedrängt hatte. Zamorras Ruf war in ihren Kreisen legendär, auch wenn ihre Gruppe ihm bisher erfolgreich aus dem Weg gegangen war. Diana informierte Payne über den unerwarteten Mitspieler. Er war alles andere als erfreut darüber, trug ihr jedoch auf, Seths Tochter weiter zu verfolgen.
Diana Crowe wusste, dass die Zeit drängte. Seth war einem Geheimnis auf die Spur gekommen und im Begriff, etwas zu tun, dessen Tragweite er selbst nicht ermessen konnte. Sie mussten ihn finden und stoppen, ehe es zu spät war. Während sie im sicheren Abstand den Chevrolet Corsica verfolgte, wanderten ihre Gedanken zurück zu ihrer ersten Begegnung mit Kyle Payne. Vor vier Jahren noch war sie im Innendienst des FBI tätig gewesen und hatte mit 26 beschlossen, mehr aus ihrem Leben zu machen, und sich für den aktiven Einsatz entschieden. Nach
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