0809 - Dämonenverschwörung
Florida
Nicole Duval saß am Steuer des ’95er Modells eines Dodge Ram 1500, einem silbergrauen Pick-up, der hier in der Gegend häufig anzutreffen war. Entgegen Bancrofts Rat hatten sie und Zamorra die nächste Maschine von Buffalo nach Miami genommen und waren gegen 15:30 Uhr am Flughafen der großen Metropole gelandet. Ein Bus der Alamo -Autovermietung hatte sie zur Wagenstation gebracht, wo sie den Dodge in Empfang nehmen konnten. Nicole klemmte sich gleich hinter das Lenkrad, ohne Zamorras Einspruch, er wolle fahren, anzuhören.
Ihr Weg führte vom Flughafen direkt über den Interstate Highway 95 nach Fort Lauderdale und sie befanden sich nun auf einem kleinen Stück der bekannten Küstenstraße, die sich vom Süden Miamis bis hoch nach Fernandina Beach, dem nördlichsten Zipfel Floridas, zog.
»Hinter der nächsten Biegung die erste links rein«, meinte Zamorra, während er den Stadtplan studierte, den er im Handschuhfach des Leihwagens gefunden hatte.
»Das ist die North East, Einundzwanzigste«, las Nicole vom Straßenschild ab und setzte den Blinker.
»Geht nur ein kurzes Stück runter und mündet direkt in die Dreiunddreißigste«, erklärte Zamorra.
Kurz nach Ihrer Landung hatte Bancroft sie ein weiteres Mal angerufen und ihnen geraten, sich eine Tageszeitung zu organisieren. Der Aufmacher auf der Titelseite war ein Artikel über eine Polizeirazzia, die in der dreiunddreißigsten Straße durchgeführt worden war. Offenbar fahndete die Polizei nach einem Drogendealer namens Adam Seth. Die einzige Verbindung, die Zamorra und Nicole bisher zwischen dem Zeitungsartikel und Bancrofts Fall zogen, waren Pflanzen. Koka-Blätter und ein Chlorophylldämon? Wie passte das zusammen?
»Hier ist sie«, sagte Nicole. »Na prächtig, schon wieder ein Motel. Der Tourismus scheint hier schön aufzuleben.«
»Neben Miami und Daytona Beach eines der Hauptferienziele im Sunshine State«, grinste Zamorra.
»Warte mal!«, rief Nicole plötzlich aus und fuhr automatisch langsamer.
Zamorra folgte dem ausgestreckten Zeigefinger seiner Partnerin. Sie erreichten die Adresse, an der Bancroft sich mit ihnen treffen wollte. Der Sheriff war nicht da. Allerdings trat soeben ein Mann aus dem Haus des Verdächtigen, schlenderte über die Straße und betrat das Haus gegenüber. Offenbar der Nachbar.
»Halt an«, sagte Zamorra. »Geh schon mal zu Seths Haus, ich rede mit dem da.«
Zamorra sprang aus dem Dodge und lief zwei, drei Schritte, ehe er seinen Gang etwas verlangsamte.
»Hallo!«, rief er. »Entschuldigen Sie, Sir!«
Der Mann blieb tatsächlich stehen, sah sich aber erst irritiert um, ob er wirklich gemeint war, ehe er in Zamorras Richtung blickte.
Nicole parkte den Wagen inzwischen direkt neben Seths Haus am Straßenrand, stieg aus und marschierte auf den Eingang zu.
Zamorra hatte den Nachbarn erreicht.
»Ja?«, fragte dieser.
»Mein Name ist Zamorra, ich würde gerne mit Ihnen über Ihren Nachbarn Adam Seth sprechen.«
»Noch ein Cop?«, fragte der Nachbar.
»Nicht wirklich. Ich arbeite für den Miami Herald . Wir sind mit Nachrecherchen beschäftigt für den Auflauf, der gestern hier stattfand.«
Sein Gegenüber lachte kurz auf und schüttelte dann den Kopf.
»Was ist daran so lustig?«, fragte Zamorra.
»Sorry, Mr. Zamorra, aber bei mir brauchen Sie nicht diese Nummer abzuziehen. Alles Wissenswerte hat Ihr Blatt dazu bereits veröffentlicht. Das FBI hat bereits zugegeben, dass die Drogengeschichte eine Ente war und Seth genetische Experimente mit pflanzlichen Extrakten durchgeführt hat.«
Zamorra runzelte die Stirn. Drogen? Gentechnik? Dämonen? Etwas passte hier ganz und gar nicht zusammen. Oder vielleicht doch?
Dämonen , sinnierte der Parapsychologe und strich sich nachdenklich übers Kinn. »Wissen Sie etwas über diese Experimente? Ich meine, Sie wohnen gleich gegenüber, Mr… äh…«
»Wilson«, half der andere aus. »Hank Wilson. Ich habe sowohl Ihren Kollegen als auch dem FBI bereits alles gesagt. Adam lebte sehr zurückgezogen und bisweilen sah man ihn tagelang nicht das Haus verlassen. Über sein… Hobby hat er nie laut geredet. Wir alle hielten ihn für einen exzentrischen Spinner, der nach dem Tod seiner Frau begonnen hatte, sich in Pflanzen zu verlieben, und mit ihnen redete. Wer hätte denn ahnen können, dass er Unfug anstellt?«
Zamorra sah Wilson skeptisch an. Die Gewissheit, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte, wuchs. Sicherlich konnte Bancroft ihnen mehr sagen. Der
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