0809 - Dämonenverschwörung
Bewegungsunfähigkeit.
Der Professor und seine Gefährtin wurden zu Boden gerungen, während immer mehr Tentakel aus der Dunkelheit nach ihnen griffen, sich um ihre Glieder legten und zudrückten.
»Zamorra!« Eine Ranke legte sich um Nicoles Hals und schnürte ihr die Luft ab, worauf sie nur noch ein Gurgeln zustandebrachte.
Professor Zamorra erging es nicht anders. Die Schlingpflanzen hatten sich regelrecht um alle wichtigen Muskeln seines Körpers gewickelt, sodass er sich kaum noch von der Stelle rühren konnte. Sie waren zu stark, um sie zu zerreißen. Und sie gruben sich tief in sein Fleisch. In Gedanken malte er sich aus, welcher Tod ihn zuerst ereilen würde: Ersticken oder Verbluten?
Ein weiterer Tentakel legte sich um seinen Hals. Zamorra presste instinktiv das Kinn auf die Brust, um dem Schlingarm keinen Angriffspunkt zu bieten. Doch die Pflanze drückte um seinen Bauch so fest zu, dass er aufschrie und das Kinn leicht anhob. Sofort schlüpfte die lauernde Ranke durch die Lücke und schnürte ihm die Kehle zu.
Aus den Augenwinkeln registrierte Zamorra Nicoles hochroten Kopf, sah, wie ihre Augen gefährlich weit aus den Höhlen hervortraten. Panik erfasste ihn. Sie waren Richards mit knapper Not und Bancrofts Hilfe entkommen - wie sollten sie jetzt gegen einen ganzen dämonischen Wald bestehen?
Zamorra ahnte die Zusammenhänge zwischen Adam Seth, den Pflanzen und des Dämonen-Clans um Kyle Payne, doch ihm fehlten noch ein paar Teile des Puzzles, um es zusammenzusetzen. Die Toten vor Bancrofts Haustür in Miami und die Leichen im Sumpf - für Professor Zamorra stand fest, dass Seths etwas geweckt hatte, das er weder so gewollt hatte noch kontrollieren konnte. Wie aber passten Paynes Leute ins Bild?
Bei dem letzten Gedanken tanzten Sterne vor seinen Augen. Er dachte an den E-Blaster, doch seinen eigenen hatte er in Frankreich zurück gelassen, da er Merlins Stern vertraute. Nicole kam nicht an ihre Waffe heran. Zamorra sah keine Chance, sich aus den Klauen der Pflanzen zu befreien.
Im Augenblick des nahenden Todes hörte Zamorra eine Stimme in seinem Kopf. Etwas Fremdes war da, lachte über ihn, verhöhnte ihn. Es machte ihn wütend, doch er war hilflos. Das Letzte, was er bewusst wahrnahm, waren zwei weitere Tentakel mit ungewöhnlich spitzen Enden, die auf ihn und Nicole zuhielten. Er wusste, dass sie ihn aufspießen konnten und würden , doch er dankte Gott dafür, dass er es nicht mehr miterlebte, denn der Sauerstoffmangel raubte ihm in der nächsten Sekunde das Bewusstsein.
***
Das Gesicht Timmys war vor Anstrengung gerötet. Deutlich sah man ihm an, wie er einen geistigen Kampf ausfocht, von dem Cyrana wusste, wie er ausgehen würde. Der Junge war ein kaltblütiger Mörder. Die Macht, über die er gebot, schien ihn direkt in den Wahnsinn getrieben zu haben.
Cyrana konnte nicht zulassen, dass noch mehr Menschen starben. Ganz gleich, wer hinter ihrem Vater her war, er durfte nicht einfach umgebracht werden.
Sie blickte zu Adam Seth, der in ein Gespräch mit McDermott vertieft war. Sie ahnten nichts. Cyrana konzentrierte sich auf Timmy. Der Junge schien so sehr in Trance zu sein, dass er diesmal ihre verräterischen Gedanken nicht lesen konnte. Cyrana atmete tief durch.
Jetzt oder nie!
Bei diesem Gedanken öffnete Timmy die Augen und sah sie erschrocken an.
Cyrana handelte. Sie sprang den Jungen an. Hart prallten sie aneinander und rollten auf dem Boden des Labors, bis ein Tisch sie stoppte.
Fremde Gedanken griffen nach Cyrana. Timmy versuchte es erneut mit einem psychischen Angriff, doch diesmal zögerte sie nicht. Mit voller Wucht traf ihre Handkante die Halsschlagader des Jungen. Timmys Blick bewahrte seine Erschrockenheit, dann verdrehte er seine Augen und sackte in sich zusammen.
»Cy!«, rief ihr Vater. »Was hast du getan?«
»Um Himmels Willen!«, stimmte McDermott mit ein.
Cyrana erhob sich und fixierte die beiden Männer mit wütendem Blick.
»Kein Morden mehr!«, stieß sie verächtlich aus. »Habt ihr mich verstanden? Kein Morden mehr!«
McDermott seufzte und hob beschwichtigend die Hände.
»In Ordnung, Miss Seth«, sagte er. »Wir werden niemandem etwas tun!«
»Dann sehen Sie zu, dass Sie oder irgendjemand hier seinen Arsch nach draußen bewegt und nachschaut, ob noch etwas zu retten ist.«
McDermott fluchte leise, kam aber Cyranas Aufforderung nach. Er ging zu einer Sprechanlage und drückte eine Taste.
»McDermott hier. Timmy hat zwei Eindringlinge aufgespürt.
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