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081 - Hexentanz

081 - Hexentanz

Titel: 081 - Hexentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank deLorca
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sie dadurch beleidigt, daß er eine Einheimische aus Bouillon geheiratet hatte. Zugleich war der Grundstein zu seiner Herberge gelegt worden, vermutlich vor der Hochzeit, damit das Nest für das junge Paar bereitet war. In dieser Zeit mußte es auch zu Auseinandersetzungen zwischen Clouet und seiner exotischen Geliebten gekommen sein. Sie war ihm lästig geworden und stand seinem Versuch, in der Gesellschaft seines Heimatortes Fuß zu fassen, im Wege. Da hatte er sie kurzerhand beseitigt.
    Wenn man bedachte, welche Veränderungen die Landschaft seitdem erlitten hatte: Brückenbau, Straßenbau, neue Gebäude, so fragte man sich, wo der Täter sein Opfer verscharrt haben mochte, so versteckt, daß bis auf den heutigen Tag keine Überreste gefunden worden waren?
    Der historische Kriminalfall packte mich langsam wirklich. Die ungelösten Fragen interessierten mich brennend.
    Ich kam auf die Lösung, die meine Frage am wahrscheinlichsten beantwortete und klärte; Pierre Clouet hatte die Tote im Fundament des Hotels de la Semois gelassen. Das war nie geändert worden. Und dort lag irgendwo Fatima. Dort mußte ich suchen...
    ***
    Ich kehrte in das Hotel zurück. Victor Babeuf hatte sein Werk beendet. Die Grube zeigte meine Maße . Aber das konnte ein Zufall sein.
    »Sie sollten das mit Brettern abdecken«, sagte ich zu dem Invaliden.
    Er rauchte und grinste schief. »Es könnte nachts jemand hineinfallen und sich das Genick brechen«, fuhr ich fort.
    »Ich glaube nicht. Niemand kommt diesem Gebäude zu nahe. Nachts schon gar nicht«, schüttelte Babeuf den Kopf.
    »Und was soll das Ganze?«
    »Madame Clouet hat mich darum gebeten. Ich habe keine Fragen gestellt. Vielleicht will sie Abfälle fortwerfen. Was weiß ich.«
    Ich ließ mir von ihm Feuer geben.
    Mir war, als betrachte er mich genau, um herauszufinden, ob die Grube groß genug für mich sei. Die Prüfung schien für ihn zufriedenstellend auszufallen. Er lachte verstohlen.
    »Sie kennen sich im Hotel gut aus, Sie haben jeden Raum schon betreten?« fragte ich den Veteranen.
    »Bis auf Armands Zimmer und den schwarzen Salon«, bestätigte Babeuf.
    »Seit wann arbeiten Sie für die Clouets?«
    »Seit 1948. Drei Jahre nach Kriegsende wurde ich aus dem Hospital entlassen. Mich hatte vierundvierzig eine Panzergranate erwischt. Als der Sanitäter mir den Stahlhelm abnahm, blieb die Schädelplatte drin. Der Splitter hatte den Knochen überall zermalmt. Da war nichts mehr zu machen. Ich kam in eine Spezialklinik. Dort haben sie mir eine silberne Schädelplatte verpaßt.«
    Victor Babeuf betastete seinen Kopf. Sein Gesicht zuckte. Natürlich würde er diese schwere Verwundung sein Leben lang nicht überwinden.
    »Alle vier bis fünf Monate muß ich in das Krankenhaus zur Untersuchung. Ich habe das goldene Verwundetenabzeichen. Ich trage es nur nicht. Ich weiß ja, was mir fehlt.«
    Victor Babeuf war sich der Tragik seiner Worte und der unfreiwilligen Komik nicht bewußt.
    »Vor dem Kriege wollte ich Lehrer werden. Aber dazu reicht es nicht mehr. Ich kann nicht lernen. Ich behalte nichts mehr«, deckte der Invalide seine Karten auf. »Aber ich bin nicht verrückt, falls Sie das glauben.
    Ich bekomme genau mit, was um mich herum vorgeht. Ich habe meinen Kumpel sterben sehen, den alten Clouet, mit dem zusammen ich während der Ardennenoffensive gegen die Deutschen gekämpft habe. Er war wesentlich jünger als ich und nicht besonders tapfer. Eigentlich albern, wenn man bedenkt, daß er ohnehin mit dreißig fällig war. Und er wußte das die ganze Zeit. Aber, der Mensch gibt wohl niemals die Hoffnung auf. Er meinte immer, einmal müsse doch Schluß sein.«
    »Glauben Sie das auch?«
    »Ich habe zunächst gar nichts glauben wollen. Er erzählte seine Geschichte, als wir im Graben hockten und gerade Ruhe herrschte an der Front. Wir hatten jede Menge Champagner geklaut, weil wir annahmen, die Deutschen würden wieder bis an den Atlantik durchmarschieren. Und da sollten sie wenigstens den prima Champagner nicht haben. Das Zeug hat ihm wohl die Zunge gelockert.«
    »War er überzeugt, daß er mit dreißig sterben würde?«
    »Er nahm es an, aber er hoffte insgeheim, daß es nicht passieren würde. Ich fragte ihn, was wäre, wenn er Geburtstag an der Front feiern müsse. Ob dann das Gespenst, das im Hotel spukte, zu ihm kommen würde?
    Diese Hexe findet mich überall, antwortete er.«
    »Sie selbst sind mittlerweile auch überzeugt?«
    »Sicher«, nickte Victor Babeuf heftig. »Ich habe

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