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081 - Hexentanz

081 - Hexentanz

Titel: 081 - Hexentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank deLorca
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Strahl geisterte über gekalkte Wände. Spinnen flohen auf haarigen Beinen. Eine Ratte suchte quiekend das Weite.
    Ich schloß die Tür hinter mir.
    Hier unten war es kühl und feucht. Die Luft legte sich schwer auf meine Brust wie Londoner Smog im November.
    Gelbliche Ausblühungen in den Ecken, auf nacktem Stein, bewiesen, daß die Isolierung des Kellergeschosses zu wünschen übrig ließ und nicht gerade den neuesten Erkenntnissen entsprach.
    Ich setzte meinen Weg vorsichtig fort, den Pfahl unter den Arm geklemmt, die schwere Spitzhacke in der Linken. Die Rechte hielt die Taschenlampe.
    Ich drang weiter vor in das Labyrinth.
    Im Nebenraum entdeckte ich all den Plunder, den Madame Clouet plötzlich für unnütz hielt: alle diese Mittel und Mittelchen, um böse Geister abzuwehren. Die alte Dame hatte das nicht mehr nötig. Sie war die Vertraute jener Hexe geworden, die ihren Mann und ihren Sohn getötet hatte. Was mochte die Frau zu einem solchen Wandel veranlaßt haben? Welche Kraft hatte sie gezwungen, die Fronten zu wechseln?
    Neugierig untersuchte ich den Korb voller Amulette und Talismane. Ich fand darunter eine Abbildung des Gottes Abraxas, der von den Gnostikern des Mittelalters in Kleinasien verehrt worden war. Abraxas trug Schild und Peitsche, um damit, böse Geister zu verjagen. Auf der Rückseite der Gemme aus roten Jaspis entdeckte ich die gnostische Schlange, umgeben von einigen den Ägyptern heiligen Tieren.
    Da gab es ferner ein byzantinisches Amulett aus grünem Speckstein mit dem Gorgonenhaupt und auf der Rückseite wieder Abraxas, diesmal mit dem Sonnenwagen, umgeben von einer sich in den Schwanz beißenden Schlange, gnostisches Symbol der Ewigkeit.
    Ich nahm die besten Stücke an mich. Mein Interesse an okkulten Dingen war in Bouillon geweckt worden. Ich stand dicht davor, diesen Gegenständen tatsächlich magische Kraft zuzuschreiben und begnügte mich zunächst damit, jeden Zweifel mit der Überlegung abzutöten, daß es nichts schaden konnte. Hatte ich nicht vor, der Untoten, die in Gestalt der Fatima ihre verhängnisvollen Netze nach uns allen auswarf, auf uralte Art zu Leibe zu rücken? Mit dem spitzen Holzpflock?
    Ich drang in das dritte und letzte Verlies ein.
    Hier verharrte ich besonders lange unter der Tür, ehe ich mich vorwärts wagte. Dies war der Raum, in dem die Gebeine der Fatima ruhten.
    Ich suchte die bezeichnete Stelle, konnte aber nichts Verdächtiges bemerken. Nun galt mir Victor Babeuf – trotz aller sonstigen Ungereimtheiten – als zuverlässiger Zeuge.
    Ich legte also den Holzpflock zur Seite und begann mit der Arbeit. Die Eisenhacke grub sich in den Zement des Fußbodens. Ich brach große Stücke los und kam gut vorwärts.
    Bald mußte ich in die Grube steigen, die ich geschaffen hatte, immer wieder Pausen einlegend, um zu horchen. Ich legte keinen Wert darauf, bei einer Arbeit überrascht zu werden, die jedem Außenstehenden als absurd erscheinen mußte, jedem, der nicht das durchgemacht hatte, was ich in diesem Haus erlebt hatte. Ich war Jahrzehnte ohne diese Dinge ausgekommen, hatte sie weder gesucht noch beschworen. Sie waren in mein Leben eingebrochen mit einer elementaren Gewalt und Eindringlichkeit, der ich mich schlecht entziehen konnte. Möglich, daß andere niemals mit der Welt des Übersinnlichen und Übernatürlichen in Berührung gerieten, aber ich war nun einmal in einen solchen Fall verwickelt. Ich konnte das alles schlecht leugnen, so aufgeklärt und fortschrittlich ich mich auch stets gebärdet hatte. Ich war eines anderen belehrt worden und verhielt mich entsprechend. Ich bezog diese Dinge fortan in meine Pläne mit ein.
    Ich arbeitete mich im Schweiße meines Angesichts vor und stand bald hüfttief in dem Loch, ohne auf das zu stoßen, was ich suchte. War ich abermals genarrt worden?
    Ich legte eine Verschnaufpause ein.
    Genau in diesem Augenblick hörte ich den Schrei. Er ging mir durch Mark und Bein. Er schien aus dem Erdgeschoß zu kommen, aus einem Zimmer, das genau über dem Raum lag, in dem ich arbeitete.
    Ich rannte los, alarmiert durch das Stampfen von Füßen und das Klirren von Metall, das auf Metall traf.
    Ich mußte den zeitraubenden Umweg über das offenstehende Fenster nehmen. Die Zimmertür stand offen. Ein breiter Lichtstreifen fiel auf den dunkelroten Korridorläufer.
    Eine Frau schrie im höchsten Diskant um Hilfe. Ich erkannte die Stimme von Claire Clouet, die um ihr Leben kämpfte.
    Ich raste in den Raum.
    Wie ein Berserker wütete

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