081 - In der siebenten Hölle
weiter. Schwerter sausten auf sie nieder, und sie hatte große Mühe, unverletzt zu bleiben.
Cheetas sah Gismina, ein Schwert in der Hand. Das Mädchen mußte den Verstand verloren haben. Gismina war ihm zu minder. Er hatte keine Lust, mit ihr zu kämpfen. Er wollte sie erst gar nicht an sich heranlassen.
Aber sie sollte sterben!
Verächtlich grinsend griff der Seelenfänger nach dem lebenden Schlangenkranz. Die matt glänzenden Reptilienleiber bewegten sich aufgeregt.
Valerian wußte, was Cheetas vorhatte, und er brüllte verzweifelt Gisminas Namen, aber die junge Teufelin jagte mit vorgestrecktem Schwert weiter.
Da warf Cheetas den Kranz. Er gab ihm mit dem vorschnellenden Handgelenk eine Drehung, und die Schlangen flogen Gismina entgegen. Der lebende Ring senkte sich. Die Klinge des Schwerts, das Gismina in der Hand hielt, stach durch den rotierenden Reifen, er sauste zu ihrem Arm hinunter, und im nächsten Moment spürte das Mädchen die Bisse!
»Gismiiinaaa!« brüllte Valerian, während das Schlangengift durch den Körper der jungen Teufelin raste.
Sie konnte keinen Schritt mehr tun. Schwäche überkam sie. Die Schlangen fielen von ihrem Arm ab, kaum daß sie zugebissen hatten, und krochen zu dem satanisch grinsenden Cheetas zurück. Sie wanden sich an den Beinen seines Pferdes hinauf und flochten sich selbst wenig später auf Cheetas' Kopf wieder zu einem Kranz.
Gismina wankte und hatte Mühe, die Augen offenzuhalten. Als Valerian sie erreichte, sank sie ihm in die Arme.
»Nein!« schluchzte der junge Teufel verzweifelt.
»Die… Schlangen…« preßte Gismina heiser hervor. »Ich habe… nicht damit… gerechnet, daß er… mir die… Schlangen… zuwirft, Valerian…«
Sie sackte zusammen.
»Gismina, du darfst nicht sterben!« Valerian weinte.
»Das Schlangengift tötet jeden, du weißt es doch…«
»Mr. Silver kann dir mit seiner Heilmagie helfen.«
»Zu spät, Valerian… Mir kann… niemand mehr helfen… Es tut mir so schrecklich leid… Ich liebe dich, Valerian…«
»Und ich liebe dich, Gismina. Ich brauche dich. Du darfst mich nicht verlassen. Wir wollen doch auf die Erde, um in Frieden zu leben. Was soll aus mir werden, wenn du stirbst, wenn du mich allein läßt?«
»Verzeih, Valerian.« Gisminas Körper krampfte sich zusammen. Ihr Atem ging ganz flach. Immer wieder fielen ihr die Augen zu. »Lebwohl, Valerian«, hauchte sie. »Die Hölle… Verlasse sie… Geh auf die Erde, wie wir es vorhatten… Schließe dich dem ›Weißen Kreis‹ an und kämpfe gegen… die schwarze Macht, denn sie ist schuld daran, daß… wir… nicht… glücklich… werden… konnten…«
Ihre Stimme verwehte, und sie schloß für immer die Augen. Valerian spürte einen reißenden Schmerz in seiner Brust. Er beweinte Gisminas Tod.
Da trieb Cheetas sein Pferd an, und er schwang sein Schwert über dem Kopf. Valerian war ihm nicht zu minder. Mit ihm wollte er kämpfen. Diesem jungen abtrünnigen Teufel wollte er eine Lehre erteilen, aus der Valerian aber keinen Nutzen mehr ziehen sollte. Der Kampf sollte mit Valerians Tod enden.
Seine Seele wollte Cheetas dem Abtrünnigen rauben.
Valerian vernahm Cheetas' Kampfschrei und nahm das magische Schwert aus Gisminas schlaffer Hand. Cheetas schlug zu. Valerian parierte und sprang zurück. Cheetas ließ sein Pferd hochsteigen, und die Vorderhufe des Tiers trommelten hart gegen den jungen Teufel.
Valerian stürzte, rollte herum und schnellte sofort wieder hoch. Cheetas versuchte ihn niederzureiten, doch Valerian drehte sich zur Seite, griff im richtigen Moment zu und riß den Seelenfänger herunter.
Cheetas knallte auf den Boden und fluchte. Valerian drang auf ihn ein, und schon sein erster Hieb traf den Feind, aber das Kettenhemd des Seelenfängers ließ die Klinge nicht durch. Dennoch platzte Cheetas' Haut auf, und Blut rann über seinen Körper.
Die Verletzung machte Cheetas rasend. Er wollte nicht akzeptieren, daß Valerian ein ebenbürtiger Gegner war. Normalerweise wäre der junge Teufel das auch nicht gewesen, aber der Tod der jungen Teufelin verlieh ihm ungeahnte Kräfte.
Für Beato! Für Gismina! Für Beato! Für Gismina!… Jeden Schwertstreich führte er entweder für Gismina oder deren Bruder. Einmal schon hatte er Cheetas vor dem Schwert gehabt, aber es war ihm unmöglich gewesen, ihn zu töten. Doch nun war es anders. Noch einmal würde Valerian nicht zögern, es zu tun. Diesmal sollte Cheetas sterben.
Für Gismina und Beato!
Er drang so
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