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0811 - Begegnung auf Olymp

Titel: 0811 - Begegnung auf Olymp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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keinen Grund, die Führung einer anderen Person zu überlassen, also machte sich Kershyll Vanne allein an die Aufgabe, herauszufinden, wo er wieder aus dem übergeordneten Kontinuum aufgetaucht war.
    Mit etwas Pech, und Kershyll Vanne traute sich sehr wohl zu, Pech zu haben, lief er bereits bei der nächsten Biegung einem schwerbewaffneten Fremden in die Hände, Klauen oder Tentakel.
    „Tentakel nicht", murmelte Vanne. „Wer hier lebt, müßte Hände wie Menschen haben, zumindest ähnliche Greifwerkzeuge."
    Er spürte, daß sich etwas in ihm regte, aber noch dachte er nicht daran, sein Bewußtsein zurückzuziehen. Für die Probleme, die jetzt zu lösen waren, war er der beste Fachmann. Langsam schritt Vanne den Gang entlang.
    „Und das in meinem Alter!" Hathor Manstyr jammerte ausgiebig und rieb sich die richtigen Gelenke.
    In der Programmierung des Vario-500 gab es keine Fehler. Wenn der Robot in eine Maske schlüpfte, dann war diese Maske echt.
    Es war ausgeschlossen, daß der Vario in der Rolle des Kaisers Anson Argyris Stunden vor einem Schminktisch zubrachte oder, als junges Mädchen verkleidet, unmäßig trank oder schauerlich fluchte.
    Nur wenn es nicht zu vermeiden war, gab der Robot die Standardprogrammierung auf und besann sich auf sein wahres Innenleben.
    Hathor Manstyr jammerte und fluchte. Der Mann war weit über hundert Jahre alt und gebrechlich.
    Seine Gelenke waren von der Gicht gelähmt.
    Manstyr schob die Prothese an die richtige Stelle zurück. Immer wieder lockerte sich das uralte künstliche Gebiß und drohte aus dem Mund zu fallen.
    Selbst jetzt, wo er allein war, behielt der Vario seine Rolle bei.
    Ein gichtbrüchiger Alter wankte durch die Gänge und stieß endlich auf einen der zahlreichen Räume, von denen aus ein Sachkundiger den Zustand des ganzen Unterolympischen Labyrinths kontrollieren konnte.
    Nacheinander ging der Vario die einzelnen Abschnitte seines Reiches durch. In der Zeit, in der er geruht hatte, waren die Laren auf ein Lebensmittellager gestoßen und hatten es gründlich geplündert.
    Den Trick aber, mit dem sie sich Zugang zu weiteren Teilen der ausgedehnten Anlagen hätten verschaffen können, hatten sie nicht herausgefunden.
    Endlich fand der Vario-500 den Eindringling.
    Etwas erstaunt nahm der Herrscher von Olymp zur Kenntnis, daß es sich nicht um einen Laren, sondern um einen Menschen handelte. Rasch prägte sich der Vario die Äußerlichkeiten des Fremden ein: Körpergröße etwa 190 cm, Statur schlank, die Bewegungen des Fremden verrieten, daß er sportlich durchtrainiert war und seine Muskulatur sinnvoll einzusetzen verstand. Das Alter schätzte der Vario auf knapp vierzig Jahre. Das Gesicht war ebenmäßig, eine gradrückige Nase und dunkle, dichtgelockte Haare vervollständigten das Bild.
    „Kein Freifahrer", stellte Manstyr fest.
    Der Fremde trug die Haare kurz und zeigte deutlich, daß er viel von Sauberkeit und Ordnung hielt - das konnte man den alten Freifahrern schwerlich nachsagen. Jetzt gab es keine Freifahrer mehr, Individualisten ihres Schlages waren das letzte, was die Laren in ihrem Herrschaftsgebiet geduldet hätten.
    „Was will der Mann?" rätselte Manstyr. Zu der Kokonmaske des alten Mannes gehörte auch als Verhaltenssterotyp, daß Manstyr häufig Selbstgespräche führte und sich oft über sein hartes Los beklagte.
    Was der Vario-Grundkörper an Wissen barg, hätte ihn dazu befähigt, mehrere Stunden an terranischen Hochschulen mit Glanz zu absolvieren - und dies gleichzeitig. Dank dieser Kenntnis fand Manstyr sehr bald heraus, daß der Fremde ganz offenkundig nicht wußte, wo er sich befand. Ein Teil der Unsicherheit, die Manstyr aus den Bewegungen des Fremden ableitete, war zweifelsohne darauf zurückzuführen, daß es kein lebendes Wesen außer dem Vario gab, das sich in den verzwickten Gangsystemen des Labyrinths sicher bewegen konnte.
    Die Feststellungen des Vario gingen über diese Schlußfolgerung hinaus.
    Es lag auf der Hand, daß ein Eindringling seine Schwierigkeiten mit dem Labyrinth hatte. Er wußte. nicht, wohin er sich wenden sollte. Für ein logisch denkendes Wesen - Manstyr hatte keinen Grund, den Fremden nicht für intelligent zu halten - gab es dann die zwingende Vorschrift, sich den Rückweg zu sichern, indem er Markierungen anbrachte. Der Fremde tat nichts dergleichen.
    „Entweder hat er ein fotografisches Gedächtnis, oder es ist ihm egal, wohin er läuft!"
    In Manstyrs Stimme schwang Skepsis mit.
    Der Fremde war kein

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