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0813 - Der Schrecken vom Mekong-Delta

0813 - Der Schrecken vom Mekong-Delta

Titel: 0813 - Der Schrecken vom Mekong-Delta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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Direkte zur Konfrontation, das Überraschende führt zum Sieg, hieß einer der Leitsätze von Meister Sun Tsu, einem etwa 500 vor Christi geborenen Philosophen und General. Sein Werk »Die Kunst des Krieges« galt als Klassiker des taoistischen Denkens.
    Nun, Chin-Li hatte tatsächlich ein paar Überraschungen in petto. Wenn ihr Verfolger der Profi war, für den sie ihn hielt, wusste er längst, wo sie wohnte. Wenn sie ihn in die Falle locken wollte, musste sie einen Weg wählen, der zumindest theoretisch auf ihrem Nachhauseweg liegen konnte. In Gedanken ging sie die Straßen und Gassen durch, die zwischen der Akademie und ihrem Appartement lagen.
    Dann hatte sie den passenden Ort gefunden.
    Die Gasse hieß Danson Alley, und sie war kaum mehr als ein schmaler Durchgang zwischen turmhohen Bürogebäuden. Die meisten Passanten wären nicht auf die Idee gekommen, sich in diese schmutzige, von Ratten und anderem Ungeziefer bewohnte Gasse zu verirren. Aber sie stellte tatsächlich eine direkte Abkürzung zu Chin-Lis Wohnung dar.
    Entschlossen bog die Chinesin ein. Kaum war sie außer Sichtweite ihres Verfolgers, als sie Anlauf nahm, gegen die Wand sprang, sich abstieß und wie ein menschliches Geschoss auf eine Feuerleiter zuraste. Kaum ein Geräusch war zu hören, als sie sich auf das Metallgitter hochzog.
    Mit grimmigem Lächeln beobachtete sie, wie der junge Chinese unter ihr in die Gasse einbog, sich verwirrt umsah und dann losrannte. Offenbar glaubte er, Chin-Li hätte ihn abgehängt.
    Aber das hatte sie gar nicht vor.
    Der Verfolger bemerkte die Ex-Killerin erst, als sie katzengleich hinter ihm auf dem Boden landete.
    »Suchst du mich?«, fragte sie.
    ***
    »Oh, hallo. Ich habe mich wohl verirrt…« Der junge Chinese sah Chin-Li mit einem entwaffnenden Lächeln an. »Ich bin fremd hier.«
    »Daran habe ich keinen Zweifel«, erwiderte Chin-Li. Der britische Akzent ihres Gegenübers war unüberhörbar. Ihr Verfolger kam offenbar aus Hongkong.
    Also war er tatsächlich ein Spitzel der Neun Drachen. Doch was war sein Auftrag? Sollte er sie liquidieren oder nur observieren?
    Chin-Li würde es herausfinden.
    »Du bist gut«, sagte Chin-Li anerkennend. »Aber hier ist dein Weg zu Ende.«
    »Wie meinst du das? Ich habe mich wirklich nur verlaufen…« Das verwirrte Lächeln hätte fast jeden getäuscht. Aber das tückische Blitzen in seinen Augen verriet ihn. Und dann verlagerte der Chinese fast unmerklich sein Gewicht.
    Er wusste, dass er einem Kampf nicht entgehen konnte.
    Und plötzlich ließ er die Maske fallen. Mit einem wilden Kampfschrei griff der Drachendiener an. Doch die Ex-Killerin blockte den Schlag geschickt ab, wirbelte herum und rammte dem Kerl den linken Ellbogen ins Gesicht. Stöhnend ging der Chinese in die Knie.
    Doch so schnell gab sich der Drachendiener nicht geschlagen.
    Er stieß sich vom Boden ab und versetzte Chin-Li einen Schlag gegen die Brust, der die Ex-Killerin gegen die Wand schleuderte. Chin-Li schmeckte Blut, doch sie bemerkte es kaum. Sie verzog ihre Lippen zu einem wölfischen Lächeln.
    »Dir wird das Grinsen noch vergehen, du Hure«, fauchte ihr Gegner und spuckte verächtlich auf den Boden. »Du magst ja mal ’ne ganz große Nummer gewesen sein, aber deine Zeit ist längst abgelaufen. Ich bin die neue Nummer eins bei den Neun Drachen. Du hättest mich nicht herausfordern sollen!«
    Chin-Li mochte keine Maulhelden. Sie war eine Frau der Tat. Also griff sie erneut an. Der Drachendiener riss abwehrend die Arme hoch, als ein Stakkato aus Schlägen und Tritten auf ihn einprasselte. Chin-Li trieb ihren Gegner immer weiter zurück, und dann hatte sie ihn da, wo sie ihn haben wollte.
    Dann traf ihn der Schlag, der sein Bewusstsein blitzartig verlöschen ließ.
    ***
    Zunächst war da nur Schmerz. Ein dumpfer, dröhnender Schmerz, der sein gesamtes Bewusstsein ausfüllte. Dann, ganz langsam, schienen seine Sinne nacheinander zurückzukehren.
    Johnny Chu schmeckte Blut. Von weiter Ferne hörte er das stete Rauschen des Verkehrs. Er ignorierte die Benommenheit, die ihn umklammert hielt, und stöhnte auf. Was war nur passiert? Schlagartig war die Erinnerung wieder da. Johnny hatte gegen Chin-Li gekämpft, die legendäre Profikillerin, die er nach Monaten vergeblicher Suche in Amerika ausfindig gemacht hatte. Er hatte Chin-Li unterschätzt und dafür teuer bezahlt. Die Kleine hatte ihn ganz schön vermöbelt.
    Aber warum schien sein Kopf gleich zu platzen? Johnnys-Wangen waren ganz heiß, und sein

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