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0814 - Der Vario und der Wächter

Titel: 0814 - Der Vario und der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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so daß der Eindruck eines Gerüsts entstand.
    Und auf einer solchen Sprosse sah der Vario eine Bewegung. Eine Gestalt kletterte dort zum Boden herab. Nachdem sie festen Boden unter den Füßen hatte, kam sie auf den Vario zu.
    Es war unverkennbar ein Roboter!
    Das bestätigte auch die Ortung. Der Roboter hatte keinen eigentlichen Körper. Dennoch war es unverkennbar, daß er nach dem Vorbild eines humanoiden Wesens erbaut worden war.
    Er war so groß wie die Gepanzerten, aber fadendünn.
    Der faustgroße Kopf, dem des Vario nicht unähnlich, die Spinnenarme und -beine, noch dünner und filigranartiger wirkend als die des Vario, wurden von einem rückgratartigen Verbindungsglied zusammengehalten. Dieses „Rückgrat" bildete gleichzeitig den Körper.
    „Ich bin Einsam", signalisierte der Roboter.
    „Warst du es, der sich mit mir in Verbindung setzte, als ich mich im Orbit von Houxel befand?"
    erkundigte sich der Vario.
    Er war entschlossen, gleich von Anfang an klare Verhältnisse zu schaffen. Er mußte diesem Roboter klarmachen, daß er nicht an dem Posten eines Wächters von Llungo-Mokran interessiert war. Das würde ihm bestimmt einige Unannehmlichkeiten ersparen.
    „Ich bin Einsam", wiederholte der Roboter. „Ich weiß alles, was im Llungo-Mokran vor sich geht - und auch die Geschehnisse außerhalb bleiben mir nicht verborgen."
    „Hast du mich gerufen?" fragte der Vario.
    „Ich habe mich lange danach gesehnt, mich einmal bewähren zu können", sagte Einsam, als hätte er die Frage nicht gehört. „Ja, es gab Zeiten, da hätte ich mich gefreut, jemanden zu finden, der sich die Aufgaben mit mir geteilt hätte. Doch es kam niemand, der würdig gewesen wäre, mit mir das Heiligtum zu betreuen. Herkömmliche Roboter waren zu gefühlskalt, Lebewesen waren dagegen zu emotionsgebunden und auch zu kurzlebig. Du dagegen, Varioggantenmaggenen, bist aus demselben Material wie ich gefertigt."
    „Vario genügt..."
    „Früher hätte ich dich mit einem freudigen Impuls empfangen", fuhr Einsam fort. „Doch nun muß ich dich als Rivalen betrachten. Du bist zu spät gekommen, Vario ..."
    Der Vario-Roboter schnitt Einsam das Wort ab, bevor er den ganzen Zungenbrecher von sich geben konnte.
    „Warum komme ich zu spät?"
    „Weil das Tor sich bald öffnen wird, durch das die Heroen in ihr Reich einziehen werden. Diese kurze Zeitspanne möchte ich die Verantwortung mit niemandem mehr teilen."
    „Meinst du mit dem ,Tor' etwa das Schwarze Loch, zu dem die kleinere Komponente des Doppelsterns nach der Implosion werden wird?" fragte der Vario.
    „Nenne die Dinge nur ruhig bei jenen Namen, die ihr ihnen gegeben habt", sagte Einsam. „Ich kenne sie alle ... Aber du weißt wenig. Eigentlich nichts. Du wirst viel lernen müssen, wenn du mich ablösen willst. Zuerst solltest du die drei Millionen Namen der Heroen kennenlernen. Speichere sie.
    Haemmmeringas ..."
    „Wozu!" wandte der Vario ein. „Ich will dir deinen Posten nicht streitig machen. Im Gegenteil, wir könnten auf einer ganz anderen Basis zusammenarbeiten."
    „Du bist dem Ruf der Station gefolgt, das verpflichtet dich."
    „Gehörst du nicht zur Station? wunderte sich der Vario. „Du mußt doch ein Teil dieses Stützpunkts sein."
    „Ich betrachte mich schon lange nicht mehr als solcher", erklärte Einsam. „Die Station arbeitet gegen mich. Das wird dadurch deutlich, daß sie mich durch dich ablösen will."
    „Da habe ich aber auch noch ein gewichtiges Wort mitzureden" sagte der Vario.
    „Beginnen wir mit der praktischen Einschulung." Der Roboter setzte sich in Bewegung. Dabei fuhr er fort: „Du wirst die drei Millionen Namen der Heroen lernen müssen. Ebenso die Heroenlieder, die du beim feierlichen Zeremoniell zu singen hast. Aber das ist eine Kleinigkeit für deine Positronik. Außerdem ist dir die Station gewogen und wird dich unterstützen. Sie kann dir praktisch unbegrenzte Möglichkeiten bieten."
    Der Vario mußte Einsam wohl oder übel folgen, wenn er mehr über das Llungo-Mokran erfahren wollte.
    Einsam erreichte die hochaufragenden Trennwände, die eine Stärke von nur drei Metern hatten und durch die Leitersprossen miteinander verbunden waren. Die Wände verloren sich im Hintergrund, und der Vario stellte durch Messungen fest, daß sie sich zehn Kilometer weit erstreckten. Die Wandflächen waren in Quadrate unterteilt.
    Jedes Quadrat hatte eine Seitenlänge von fünf Metern und wies eine Reihe von fremdartigen Schriftzeichen auf. Daneben gab es

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