0814 - Der Vario und der Wächter
recht! ,„Das ist gerade noch einmal gut gegangen", sagte der Vario, als er wieder mit den Keloskern allein war. „Aber ihr habt euch nur eine Gnadenfrist erkämpft. Germaar-Vonk hat Blut gerochen und gibt nicht so schnell auf."
Tallmark ließ sich auf alle viere nieder. Der Zwischenfall hatte ihn mehr mitgenommen, als er sich selbst eingestehen wollte.
„Lange halten wir diesem Druck nicht mehr stand", sagte Llamkart müde. „Es muß sich bald etwas ändern."
„Mir ist auch klar, daß etwas geschehen muß, um euch zu entlasten", sagte der Vario. „Die Sache mit dem Protonensturm zieht immer weitere Kreise.
Germaar-Vonk kam der Wahrheit sehr nahe, als er sagte, daß der Protonensturm mit den plötzlichen Aktivitäten der subplanetaren Anlagen zusammenhängen könnten. Ihr kategorisches ,Nein', Tallmark, könnte noch verhängnisvolle Folgen haben."
„Ich weiß", sagte der Kelosker bedrückt. „Aber nachdem wir den Protonensturm als bedeutungslos abgetan haben, konnte ich nicht aussagen, daß die extraterrestrischen Anlagen auf Arcur-Beta programmiert sind. Germaar-Vonk hat nur darauf gelauert, daß wir uns in Widersprüche verstricken."
„Sie verstricken sich auch so immer mehr in ein Lügengespinst", sagte der Vario. Das waren nicht gerade aufmunternde Worte, deshalb fügte er hinzu. „Ich will sehen, was ich tun kann. Vielleicht weiß Kershyll Vanne Rat.
Auf ihn setze ich meine ganze Hoffnung."
„Wie wollen Sie denn mit ihm in Verbindung treten?" fragte Tallmark.
„Über die Frequenz, auf der die extraterrestrische Station sendet", erklärte der Vario. „Ein kurzer, geraffter und kodierter Funkspruch auf der Basis dieser Impulse wird den Laren kaum auffallen."
„Aber dieser Funkspruch könnte weitere dieser kriegerischen Erscheinungen auf den Plan rufen", gab Llamkart zu bedenken.
„Die Llungorenischen Heroen werden so oder so auftauchen, wenn ich mich nicht bald zum Kampf stelle", meinte der Vario leichthin.
„Wissen Sie denn noch immer nicht, worum es sich bei diesen Erscheinungen handelt?" fragte Sorgk besorgt. „Germaar-Vonk wird das von Uns wissen wollen."
Die Kelosker taten dem Vario-Roboter regelrecht leid. Im Vollbesitz ihrer Fähigkeiten hätte es sie nur eine kurze Überlegung gekostet, um die Llungorenischen Heroen zu analysieren.
„Haltet ihn hin", riet der Vario.
„Ich werde die Wahrheit bestimmt vor den Laren herausfinden."
Damit beendete er das Thema und widmete sich seiner Aufgabe. Er machte eine Zusammenfassung der Situation auf Houxel und über den Zustand der Kelosker, der Kershyll Vanne alles Wissenswerte entnehmen konnte.
Nachdem er die Botschaft gerafft und kodiert hatte, schickte er den entsprechenden Funkimpuls ab.
Er hatte zu Kershyll Vanne vollstes Vertrauen. Das von ES ausgeschickte Konzept mit den sieben Bewußtseinen war für den Vario in seiner Gesamtheit ein Genie.
Aber das war nicht der einzige Grund, warum er sich zu Vanne hingezogen fühlte. Er war überhaupt die gelungene - wenn nicht die vollkommene - Synthese von Geist und Körper, von Intelligenz und Kraft.
Es gab überhaupt keine positive Eigenschaft, die der Vario diesem Mann nicht zugestand. Er vereinigte alle in sich.
Ein kurzer Gedanke, ein flüchtiger Traum: Eine Menschheit bestehend aus lauter solchen Konzepten.
Und der Preis? Etwa Aufgabe der Individualität? Ein zu hoher Preis? Kershyll Vanne bewies das Gegenteil. Es war in jedem Fall ein Schritt zur Vollkommenheit. Aber ...
Der Gedanke verblaßte.
„Das wäre geschafft", sagte der Vario zu den Keloskern. „Aber auf Kershyll Vanne allein können wir uns nicht verlassen. Wer weiß, wann er aktiv wird und ob er überhaupt eine Möglichkeit findet, zu helfen.
Wir müssen uns eine Fluchtmöglichkeit schaffen."
„Sie denken an die extraterrestrische Station?" fragte Tallmark. „Ist das nicht zu gefährlich?"
„In unserer Lage nicht gefährlicher als Untätigkeit", antwortete der Vario. „Außerdem möchte ich das Rätsel der Tiefanlagen lösen."
10.
Es fiel den Keloskern nicht schwer, einen Doppelgänger für den Vario-500 zu entwerfen. Es kam nur auf die äußere Form an. Allerdings waren sie nicht in der Lage, das Duplikat auch anzufertigen. Ihre ungeschickten Greiflappen erlaubten es ihnen nicht, die Bestandteile zu einem exakten Ellipsoid zusammenzusetzen.
Diese Arbeit mußte der Vario selbst übernehmen.
Da sein simpler Doppelgänger ihm nur optisch ähnlich sah und die Laren den Schwindel schon bei einer
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