0816 - Meister der Gravitation
erhalten würde.
5.
Obwohl niemand an Bord der SOL sicher sein konnte, daß ein Bordsarg des Fernraumschiffs auf die Varben Eindruck machte, hatte man Koerlaminths Leiche in einen dieser schmucklosen Behälter aus Terkonitstahl gelegt und die Ausrüstung des Toten im freien Raum zu seinen Füßen verstaut.
Der Deckel des Sarges war entfernt worden, denn die Varben sollten ihren Artgenossen bei der Übergabe sofort sehen.
Bjo Breiskoll, der vor wenigen Minuten die Zentrale der Space-Jet betreten hatte, stand nachdenklich neben dem Sarg und blickte in das starre Gesicht des toten Raumfahrers.
Unwillkürlich dachte er daran, wieviel Besatzungsmitglieder der SOL bereits in solchen Särgen auf verschiedenen Planeten in verschiedenen Galaxien bestattet worden waren.
Ihre Zahl war bestimmt nicht geringer als die jener Toten, die man auf ihren Wunsch einfach durch eine Schleuse in den Weltraum gestoßen hatte.
In den meisten Fällen waren es Terrageborene, von denen sich die Bordgemeinschaft der SOL trennen mußte, alte Menschen, deren Lebensuhr abgelaufen war.
In einer nicht allzu fernen Zukunft würde es, von den Zellaktivatorträgern einmal abgesehen, nur noch Solgeborene an Bord des hantelförmigen Riesenschiffs geben.
Dieser Aspekt der Zusammensetzung der SOL-Mannschaft war durchaus des Nachdenkens wert, denn je größer das zahlenmäßige Übergewicht der Solgeborenen wurde, desto stärker wuchs auch deren Wunsch, über die Verwendung des Schiffes zu bestimmen.
Vor dreiundvierzig Jahren war die SOL zum erstenmal gestartet.
Wie viele andere an Bord kannte Bjo Breiskoll die Ereignisse, die damals stattgefunden hatten, nur aus Erzählungen und INFO-Unterlagen.
Bjo betrachtete die SOL als seine Heimat und darin unterschied er sich nicht von allen anderen Solgeborenen. Eigentlich konnte er sich nicht vorstellen, länger als für einige Zeit auf einem Planeten zu leben - auch nicht .auf der Erde.
Ein Geräusch ließ ihn zusammenzucken. Er fuhr herum und sah Alaska Saedelaere eintreten. Der Mann mit der Maske trug sein Ausrüstungsbündel zusammengerollt unter dem Arm.
„Ich freue mich", begrüßte er Bjo, „daß wir gemeinsam an diesem Flug teilnehmen können."
„Wahrscheinlich habe ich meine Teilnahme nur deiner Fürsprache zu verdanken", sagte der rotbraungefleckte Katzer. „Dafür möchte ich mich bei dir bedanken."
„Atlan hat bestimmt, daß du uns begleitest", korrigierte Alaska. „Ich halte das für einen vernünftigen Entschluß, denn das jüngste Mitglied des Mutantenkorps soll möglichst schnell und zahlreich Erfahrungen sammeln."
„Dafür wüßte ich schönere Anlässe als den Transport und die Übergabe eines Toten", bemerkte Bjo traurig. Er deutete in Richtung des Sarges. „Immerhin starb dieser Varbe mit der Überzeugung, in das Reich der unendlichen Gravitationsströme einzugehen. Er machte keinen unglücklichen Eindruck."
Alaska warf seine Utensilien auf einen Sessel.
„Ist es nicht seltsam, daß der Glaube an ein Leben nach dem Tod bei vielen Zivilisationen anzutreffen ist, auch wenn sie, wie in diesem Fall, durch galaktische Räume voneinander getrennt leben?"
„Glaubst du etwa - auch daran?" fragte Bjo überrascht.
„Ein kluger Mann hat einmal gesagt, daß das Universum mit Hilfe der Evolution intelligentes Leben hervorgebracht hat, um sich selbst studieren zu können", wich der Transmittergeschädigte aus. „Ich halte das für eine außerordentliche Theorie."
Bjo blickte auf Alaskas Brust, wo sich das Uniformhemd über dem Zellaktivator wölbte.
„Wahrscheinlich denkt ein Unsterblicher anders über den Tod als ein Sterblicher", sinnierte er.
„Meine Unsterblichkeit ist relativ", gab Alaska zu bedenken. „Wenn mich morgen ein Schuß aus einer Energiewaffe trifft, bin ich so tot wie jeder andere Sterbliche. Das birgt die Gefahr in sich, daß ich den Tod als etwas Schlimmes ansehe und nicht, wie es eigentlich sein sollte, als Abschnitt des Lebens."
Bjo näherte sich dem Sarg mit Koerlaminth darin. „Er weiß mehr als wir!"
„Er weiß alles - oder nichts!" meinte Alaska.
Sie hörten Schritte durch die offene Schleuse draußen im Hangar.
„Da kommt Atlan", erkannte Alaska. „Du kannst glücklich sein, einen solchen Mann als Freund zu besitzen. Er ist die ungewöhnlichste Persönlichkeit, die ich kenne, von Perry Rhodan einmal abgesehen."
„Es gibt Gerüchte über ihn", sagte Bjo. „Wegen dieser Gürtelschnalle?"
„Ja!"
„Atlantis", sagte Alaska
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