0817 - Gefahr aus dem Drachenland
Merlms Stern umklammert und aktivierte ihn mittels Gedankenimpuls. Offensichtlich reagierte das verflixte Ding immer noch nicht von sich aus auf die Drachenmagie.
Im Sekundentakt spie es unter Zamorras Befehl silberne Blitze. Einer traf Gardir in die Flanke und sprengte seinen Panzer.
Mit einem vor Schmerz halb wahnsinnigen Schrei wurde der Drache durch die Luft gefegt. Es stank bestialisch nach verschmortem Horn und verbranntem Fleisch. Gardir trudelte hilflos und kreiste, verzweifelt mit seinen Schwingen schlagend, um sich selbst. Schließlich sackte er haltlos nach unten und krachte zu Boden.
»Alles in Ordnung, Zamorra?«, rief Nicole ihrem Gefährten zu, der Haken schlagend in Foolys Richtung lief.
Er attackierte den dritten Drachen nicht, der nach wie vor unschlüssig schien, wie er sich verhalten sollte.
Freund oder Feind?, fragte sich Nicole.
»Alles klar!«, rief Zamorra zurück.
Nicole wollte erleichtert aufatmen, doch zu früh. Das Spiel war noch nicht gewonnen. Der Gegner, mit dem sie es zu tun hatten, war verdammt hartnackig.
Gardir gelang es, sich zu erheben, und er spuckte eine wahre Wand aus Feuer, hinter der er verschwand und kein Ziel mehr bot. Wie eine Sonneneruption wallte der Ausbruch, griff nach Zamorra, hüllte ihn ein, ehe er ausweichen konnte.
Seine Gefährtin suchte nach einem Ziel, ließ den Blaster hin- und herpendeln, schaffte es aber nicht, Gardir in dem Feuersturm auszumachen. Sie sprang hinter dem Felsen hervor und wandte sich in geduckter Haltung nach rechts, um den Drachen von der Seite aus zu attackieren.
Inmitten der tobenden Lohen erkannte sie Zamorra. Aufrecht stehend, wob er magische Zeichen in die Luft und schuf einen Schutzschirm, den das Amulett verweigerte. Die Flammen flossen um ihn herum, teilten sich, vereinigten sich hinter ihm wieder und verpufften wirkungslos.
Gardir schrie auf, enttäuscht und zornig zugleich. Zamorra ließ ihm keine Gelegenheit zu einem weiteren Angriff.
Merlins Stern schleuderte einen silbernen Blitz gegen den Drachen, der in den Beinen einbrach. Sein Körper zuckte und erschlaffte. Der nächste Blitz riss ihn beinahe auseinander, nur sein Kopf drehte sich noch einmal. Die Augen suchten nach seinem kleineren Gegenstück.
Als hätte er darauf gewartet, erhob sich der kleine Drache in die Luft, ohne erkennen zu lassen, was er vorhatte.
»Olang…«, brachte Fooly mühsam hervor. »Ihr müsst Olang aufhalten… sonst war alles vergebens…«
Olang? Hieß so der dritte Drache? Offenbar war das sein Name, doch welche Bewandtnis hatte es mit ihm? Nicole zögerte einen Moment zu lange, und auch Zamorra setzte das Amulett nicht gegen den Drachen ein, der sich bisher nicht feindselig verhalten hatte.
Ehe sie sich versah, war Olang über ihr und griff nach ihr. In hohem Bogen flog der E-Blaster davon. Unwillkürlich erwartete Nicole, dass der Drache seine Krallen gegen sie einsetzte, und zog reflexartig den Kopf ein. Er packte Nicole und zog sie in die Höhe.
Sie sah noch, dass Zamorra das Amulett einzusetzen versuchte.
»Spring, Nici!«, schrie er.
Leichter gesagt als getan. Nicole gelang es nicht, sich aus dem hartnäckigen Griff zu befreien. Unter ihr wirbelte der Boden dahin, über ihr brausten Olangs Schwingen durch die Luft.
Er wird doch nicht …, dachte sie verzweifelt.
Da passierte sie bereits das Weltentor, das sich hinter ihr schloss, bevor Zamorra heran war…
***
»Nicole!«
Zamorras Schrei hallte zwischen den Felsen und verlor sich, während das Tor verblasste. Bevor er es erreichte, existierte es nur noch als flimmernde Silhouette, hinter der ein sanft ansteigender Hügel sichtbar wurde. Wie Narben wirkten die Krater zwischen Sand und Geröll, die bei der Entwurzelung der Bäume entstanden waren.
Dann hatte das Weltentor sich vollends aufgelöst. Nichts deutete mehr darauf hin, dass es jemals existiert hatte.
Zamorra machte auf dem Absatz kehrt und lief zu Fooly, während er sah, dass Juanita unbeschadet auf den Drachenhort geklettert kam. Die Kleine war klug genug gewesen, sich in sicherer Entfernung zu verbergen. Winkend signalisierte sie ihm, dass ihr nichts geschehen war.
Die Gedanken des Dämonenjägers überschlugen sich. Seine Sorge um Nicole machte ihn fast verrückt. Weder sah er eine Möglichkeit, das erloschene Tor wieder zu öffnen, noch hatte er die geringste Vorstellung, wohin es Nicole verschlagen hatte.
»Wir müssen… Mademoiselle Nicole retten«, empfing ihn Fooly. Seine Stimme klang schwach und
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